Der Waiblinger Gemeinderat bekennt sich mit einer Resolution indirekt auch zu einer weiteren Untersuchung des umstrittenen Standortes im Stadtwald auf der Buocher Höhe.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Trotz zum Teil erheblichem Gegenwind aus den Nachbargemeinden macht man sich in Waiblingen weiterhin für eine Vor-Ort-Nutzung von Windkraft stark – einmütig und über die Parteigrenzen hinweg. In einer einstimmig verabschiedeten Resolution hat sich der Gemeinderat am Donnerstagabend dafür ausgesprochen, die Untersuchung potenzieller Standorte weiterzuverfolgen. Man appelliert an die Landkreisverwaltung und den Verband Region Stuttgart, „die eingegangenen Einwendungen und Bedenken ernst zu nehmen, sie aber im besonderen Lichte der Erfordernisse zu bewerten, die aus der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe der Schonung endlicher Ressourcen, dem Ausstieg aus der Kernenergie und der Notwendigkeit, dezentral regenerative Energien zu erzeugen, resultieren“.

 

Im Klartext heißt das: Neben den zwei infrage kommenden Standorten in der Ortschaft Bittenfeld will man auch an der Untersuchung der Buocher Höhe festhalten. Die Enklave des Waiblinger Stadtwalds, die an die Gemeinden Korb, Remshalden und Winnenden angrenzt, ist der vermutlich windertragsreichste Standort. Allerdings liegt das Areal nicht nur in einem Landschaftsschutzgebiet, es ist auch ein Quell heftigen Widerstands, der sich insbesondere in der Gemeinde Korb formiert.

Von dort und von anderen Nachbarn hat der Waiblinger Oberbürgermeister Andreas Hesky mitunter derbe Anfeindungen dafür einstecken müssen, dass er sich für eine Untersuchung des Potenzials an dem Standort starkgemacht hat.

Die jetzt gemeinsam verfasste Resolution soll dem Stadtoberhaupt nun den Rücken stärken. „Wir wollten klarstellen, dass auch der gesamte Gemeinderat dahintersteht“, sagte der Fraktionssprecher der Demokratischen Freien Bürger (DFB), Friedrich Kuhnle, in der Sitzung. „Wir wollten dem Eindruck entgegenwirken, dass nur Herr Hesky das haben will“, sagte sein Kollege von der Alternativen Liste (Ali), Alfonso Fazio.

Hesky selbst betonte, dass man kein Prestigeobjekt kreieren, sondern einen Beitrag zur Energiewende leisten wolle. Die Stadt bekenne sich schon seit vielen Jahren zum Umwelt- und Klimaschutz. 2011 sei man als Energiemusterkommune ausgezeichnet worden. Die Energiewende sei eine „gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nur gelingt, wenn alle ihren dafür möglichen Beitrag leisten“, heißt es in der Begründung der Resolution. Die größten Potenziale biete die Windkraft. Der auf Rechenmodellen basierende Windatlas des Landes bescheinige den Waiblinger Standorten geeignete Werte. Diese gelte es jetzt mit Messungen zu überprüfen. Gleichzeitig müssten Bedenken, etwa bezüglich des Landschaftsbildes, des Bodenschutzes und der Beeinträchtigung der Naherholungsfunktion abgewogen werden.

Dass der Landesumweltminister Franz Untersteller vor wenigen Tagen bei der Vorstellung des „Potenzialatlas Erneuerbare Energien Baden-Württemberg“ habe durchblicken lassen, dass zur Erreichung der anvisierten Ziele mittelfristig lediglich 1100 Windkraftanlagen ausreichten, konterkariere die Bemühungen vor Ort, kritisierte der Waiblinger Stadtchef. Dies bedeute nämlich, dass die grün-rote Landesregierung die unbequemen, weil strittigen Standorte nonchalant aus dem Fokus der Betrachtungen genommen habe und damit versuche, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen.

Die Landesregierung sei vielmehr aufgefordert, die Bedingungen für den Bau von Anlagen, vor allem in Landschaftsschutzgebieten, klar zu benennen. Bisher jedenfalls habe sie diese nicht zu Tabuzonen erklärt. Während die FDP-Stadträtin Julia Goll nun in eine sachliche Diskussion und das Sammeln von Fakten einsteigen will, beschreibt der CDU-Stadtrat Martin Kurz die weitere Vorgehensweise radikaler: „Wir werden die Beurteilung der Region abwarten und dann bauen.“