Joachim Pfeiffer muss sich nach dem Vorfall am Wasen zumindest moralische Schelte gefallen lassen, findet unser Redakteur Frank Rodenhausen.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen/Stuttgart - Eine Staatsaffäre ist der Vorfall am Cannstatter Wasen vor knapp vier Monaten sicherlich nicht gewesen, pikant ist er aber schon. Ausgerechnet ein Politiker jener Partei, die lautstark ein härteres Vorgehen gegen die grassierende Respektlosigkeit gegenüber der Polizei predigt, lässt eben diesen Respekt selbst deutlich vermissen.

 

Juristisch ist die Entgleisung mit der Verfahrenseinstellung gegen eine Geldauflage wohl angemessen bewertet – zumal, wenn sich Joachim Pfeiffer bei den Polizisten glaubhaft entschuldigt hat. Moralisch freilich wiegt die Verfehlung ein bisschen schwerer. Ein Politiker hat eine Vorbildfunktion, und dieser sollte er in jeder Lebenslage nachkommen – auch nach einem Wasenbesuch. Zumal es nicht das erste Mal ist, dass Joachim Pfeiffer mit der Ordnungsmacht in Konflikt geraten ist. Nach einer Trunkenheitsfahrt, die ihren Ausgang kurioserweise auch in Bad Cannstatt genommen hat, soll sich der damalige Wirtschaftsförderer der Stadt Stuttgart bei einer Polizeikontrolle am Schwanentunnel auch nicht gebührlich aufgeführt haben. Das freilich war kurz vor dem Beginn seiner Karriere als Bundestagsabgeordneter.

Bleibt die Frage, warum die nicht mehr ganz aktuelle Affäre erst mit viermonatiger Verzögerung und nach einer eigentlich geräuschlosen Verfahrenseinstellung nun plötzlich in die Öffentlichkeit geraten ist. Joachim Pfeiffer selbst möchte über den Maulwurf und seine Motive nicht spekulieren. Nur so viel: „Gut wird er es nicht gemeint haben.“