Winter, Frühling, Sommer, Herbst: „Remszeit“ heißt der 360-Grad-Film, den ein Team des Staufer-Gymnasiums in Waiblingen gedreht hat. Er zeigt die Landschaft um Waiblingen während der vier Jahreszeiten und in all ihrer Schönheit.

Waiblingen - Sieben Minuten Entschleunigung in einer rundum schönen Landschaft – willkommen in der „Remszeit“! Das ist der Titel eines 360-Grad-Films, den Schüler des Staufer-Gymnasiums in Waiblingen gemeinsam mit ihrem Lehrer Frank Schmidt gedreht haben. Rechtzeitig vor dem Beginn der Gartenschau ist der Film nun fertig und im Internet abrufbar.

 

Wer auf den Startknopf drückt, sitzt unversehens in den Weinbergen und blickt über das Remstal. Leise rieselt der Schnee. Die Wege rund um die Ruine Y-Burg in Stetten sind wie mit Puderzucker überzogen, auch Karl Ulrich Nuss’ Skulptur eines Weingeists trägt eine weiße Haube. Gleich darauf plätschert die Rems über bemooste Steine – der Frühling kommt. Blühende Obstbäume auf grünen Wiesen, dann plötzlich sitzt der Zuschauer inmitten eines Meers von Kirschblüten, die sich sanft im Wind wiegen. Bienen summen, Idylle pur.

Den 360-Grad-Film „Remszeit“ findet man hier.

„An diesem Film ist alles real“, versichert Frank Schmidt, „wir wollten den Jahresverlauf ganz bewusst ohne Spezialeffekte abbilden.“ Bereits im Herbst 2017 sind der Mathe- und Geografielehrer und sein Team unterwegs gewesen und haben die ersten Bilder mit einer 360-Grad-Kamera eingefangen. Das Ziel waren Drehorte in und um Waiblingen, welche das Filmteam mehrmals zu unterschiedlichen Jahreszeiten besucht hat.

Darum war die 360-Grad-Fotografie so herausfordernd:

„Die Schüler haben eine Einweisung bekommen wie die 360-Grad-Kamera funktioniert. Dann sind sie losgezogen mit einem klaren Auftrag, was zu filmen ist“, erzählt Frank Schmidt. Der leidenschaftliche Fotograf und Filmer hatte bei dem Konzept für das Drehbuch von „Remszeit“ vor allem ein Ziel: „Ich wollte, dass die Zuschauer sich in aller Ruhe im Remstal umschauen können“, erklärt er.

Besonders reizvoll ist der Effekt, wenn man eine Virtual-Reality-Brille auf der Nase hat und komplett in die Szene eintaucht. Allerdings hat der 360-Grad-Blick, den die etwa 700 Euro teure Kamera dank zweier Fischaugenobjektive liefert, die jeweils einen Sichtbereich von 180 Grad aufnehmen, seine Tücken. „Es ist schon eine Herausforderung, eine gute Position für die Kamera zu finden“, sagt Frank Schmidt – schließlich sollten die Aufnahmen buchstäblich rundum schön sein.

„Die größte Schwierigkeit ist, in 360 Grad zu denken und dann den perfekten Slot abzuwarten“, sagt der 50-Jährige. Umso mehr, als allein wegen der Bildrechte keine Fußgänger oder Autos zu sehen sein sollten. „Also mussten wir oft früh am Morgen losziehen“, erzählt Frank Schmidt, der im Film mindestens eine Sequenz jedes Schülers verwertet und selbst so manches gedreht hat, frei nach dem Motto: „Man ist immer auf der Jagd nach Bildern.“

Die 360-Grad-Kamera sieht alles

Und auf der Flucht vor der Kamera, denn die Filmer selbst sollten natürlich auch nicht im Bild auftauchen. So lautete die Devise: „Position suchen, Kamera anschalten – und dann ab in Deckung.“ Rund 30 Drehtage sind zusammengekommen, schätzt der Lehrer, mit ungefähr 20 Stunden Filmmaterial, das er dann auf sieben Minuten eingedampft hat. Die beiden von den zwei Linsen aufgenommenen Filme hat dann ein Hochleistungsrechner mit einer speziellen Software zusammengefügt. Sogar einen passenden Soundtrack hat der Streifen: „Meine Kollegin Nicola Hallstein hat das Ganze stückweise und auf die Millisekunde genau vertont.“

Für das kommende Schuljahr hat Frank Schmidt gleich mehrere Projekte mit der Kamera geplant, wobei er betont: „Das darf keine Spielerei oder Show sein, sondern muss der Vermittlung von Wissen dienen.“ Seinen Schüler Fabio schickt Schmidt beispielsweise demnächst mit Kamera nach Italien. Bei der Studienfahrt soll der Elftklässler einige Aufnahmen, teilweise unter Wasser, machen, die dann später im Unterricht zum Einsatz kommen können, erläutert Schmidt. Er wünscht sich nun einen Klassensatz an Virtual-Reality-Brillen, ist er doch überzeugt, dass sie beim Betrachten eines Films einen nachhaltigeren Eindruck hinterlassen: „Das geht tiefer, weil so mehrere Sinne angesprochen werden.“