Ärger mit einem Inkassobüro oder Hilfe bei Ämtergängen – der im vergangenen Herbst gegründete Waiblinger Verein K 20 WN Spagat unterstützt und berät Hilfesuchende kostenlos.

Waiblingen - Ein Fladenbrot und eine Mortadellawurst zum Preis von 88,68 Euro – klingt unglaublich, ist aber wahr. Und nur ein Fall, der für Siegfried Bayer beweist, dass der von ihm im vergangenen Herbst in Waiblingen mitbegründete Verein K 20 WN Spagat seine Berechtigung hat. Denn der Verein steht Hilfesuchenden mit Rat und Tat zur Seite – bei Behördengängen, beim Ausfüllen von Formularen und der Antragstellung, bei Terminen im Jobcenter, Ärger mit der Krankenkasse oder einem Energieversorger. Oder, wie im eingangs geschilderten Fall, bei der Suche nach der Ursache für die gepfefferte Rechnung eines Inkassobüros.

 

Acht ehrenamtliche Kümmerer des Vereins sind für solche Aufgaben, die Bayer als „soziale Beratung im weitesten Sinne“ bezeichnet, im Einsatz. Alle haben eine Schulung absolviert, zu der beispielsweise auch eine Hospitation beim Jobcenter gehörte. Zum Teil vermitteln Caritas und Diakonie Klienten an den Verein. Vier der ehrenamtlichen Ämterbegleiter widmen sich schwerpunktmäßig jungen Hilfesuchenden. „Wir arbeiten mit der Mobilen Jugendarbeit der Stadt Waiblingen zusammen“, erzählt Siegfried Bayer, der vor vielen Jahren der Leiter des Waiblinger Jugendhauses Villa Roller war und später lange Zeit als Geschäftsführer der Bewährungshilfe Stuttgart gearbeitet hat.

Deutsch pauken und andere Hilfen

Mit einem seiner Klienten, einem jungen Geflüchteten, hat er beispielsweise für einige Zeit zwei Mal die Woche Deutsch gepaukt. Inzwischen kann sich der aus Syrien stammende junge Mann gut verständigen und hat neben einem Sprachtest für Fortgeschrittene auch die Führerscheinprüfung bestanden.

Noch nicht so gut bestellt ist es hingegen um die Sprachkenntnisse des jungen Mannes aus Eritrea, der das anfangs erwähnte Schreiben mit einer Forderung von knapp 89 Euro aus dem Postkasten gezogen hatte. Eine stattliche Summe, die zustande kam, weil der Betroffene beim Einkauf in einem Supermarkt – Warenwert 1,78 Euro für ein Brot und eine Wurst – mit seiner Girokarte bezahlt, aber nicht mehr genug Geld auf dem Konto gehabt hatte. Wegen des fehlgeschlagenen Lastschriftverfahrens und der Einschaltung eines Inkassobüros kam schließlich der hohe Betrag zusammen, den der Betroffene innerhalb von zwölf Tagen bezahlen sollte, was für ihn schlicht unmöglich war. Ein Bekannter gab dem jungen Mann den Tipp, sich an den Verein in Waiblingen zu wenden.

Verein hat Summe beglichen

„Wir vom Verein haben die Forderung zunächst einmal beglichen“, erzählt Siegfried Bayer, der das Schreiben von einem Rechtsanwalt hat prüfen lassen. Der befand, dass die Gebühren zwar nicht gerade günstig, aber durchaus im Rahmen seien. Daraufhin hat Siegfried Bayer mit seinem Klienten sowohl im fraglichen Supermarkt als auch bei dessen Bank vorgesprochen. „Man erlebt da häufig interessante Geschichten. Und manchmal ist es schon so, dass man hinstehen muss“, sagt Bayer über sein Ehrenamt.

In diesem Fall aber stieß der Waiblinger auf lauter hilfsbereite Menschen: Ein Mitarbeiter des Supermarkts erklärte ausführlich, welcher Automatismus in seiner Firma auf ein fehlgeschlagenes Lastschriftverfahren folgt. Und eine Angestellte der Bank erläuterte, dass der Betroffene auf entsprechende Schreiben wegen seines nicht gedeckten Kontos leider nicht reagiert habe, was letzten Endes die vielen Gebühren und Kosten verursacht habe. Dass das Konto unbedingt gedeckt sein müsse, werde allen Kunden bei der Ausgabe der Karte gesagt – unter Anwesenheit eines Dolmetschers.

Der junge Mann, dem Bayer nochmal eingeschärft hat, dass er seine Karte nur benutzen darf, wenn Geld auf dem Konto ist, hat zugesagt, dass er die ausgelegte Summe in Raten zurückzahlen wird.

Lebenshilfe und Lebensläufe

Veranstaltungen
In seinen Räumen in der Kurzen Straße 20 in Waiblingen, direkt beim Marktplatz, veranstaltet der Verein nun regelmäßig eine neue Reihe unter dem Titel „Lebensläufe im Spagat“. Dabei erzählen Menschen aus ihrem Leben. Der nächste Gast ist am kommenden Mittwoch, 17. Januar, der aus Syrien stammende Essam Senn, der seit zwei Jahren in Deutschland lebt. Der Abend beginnt um 19 Uhr. Zur gleichen Zeit beginnt die Veranstaltung auch am Mittwoch, 24. Januar, bei der Marco Talarico, ein Deutscher mit Migrationshintergrund, von 19 Uhr an zu Wort kommt und zudem als Sommelier Weine des Weinguts Aldinger serviert.

Begleitung
Menschen, die Unterstützung und Rat brauchen, beispielsweise bei Gängen zu Behörden und Institutionen oder beim Ausfüllen von Formularen, können sich an den Verein K 20 WN Spagat wenden, ein Anrufbeantworter ist dafür geschaltet (0 71 51/3 32 43).