Der Holzeinschlag läuft in den Wintermonaten auf Hochtouren – und bewegt sich in den vergangenen Jahren auf einem konstanten Niveau von 8,5 Millionen Festmetern. Eine Baumart steht dabei im Moment besonders im Fokus.

Regio Desk: Achim Wörner (wö)

Stuttgart - Wer dieser Tage durch die Wälder, beispielsweise auf den Schurwaldhöhen bei Esslingen, gestreift ist, konnte dies nicht ungehindert tun: Immer wieder andere Waldwege waren gesperrt, weil die Baumfällarbeiten auf Hochtouren liefen und laufen – so wie vielerorts in den Forsten im ganzen Land. Im Winterhalbjahr – von Oktober bis März – ist die Hauptzeit fürs Fällen der Bäume, vor allem der Laubbäume. Rund 8,5 Millionen Festmeter Holz werden laut dem Statistischen Landesamt in Baden-Württemberg geerntet. So war’s 2015, und so dürfte es nach Experten-Schätzungen auch im vergangenen Jahr gewesen sein, wenngleich die genauen Zahlen erst im Sommer veröffentlicht werden.

 

Der Einschlag ist relativ konstant, betont Jürgen Wippel, ausgebildeter Forstmann und stellvertretender Sprecher im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Tatsächlich liegt die Holzernte sogar bei rund zehn Millionen Festmetern, wie Wippel sagt, weil in der Statistik bestimmte Parameter nicht erfasst sind. Nach Bayern ist Baden-Württemberg jedenfalls nicht nur das Bundesland mit den größten Waldbeständen, sondern auch das mit dem größten Einschlag. In Bayern werden pro Jahr fast 19 Millionen Festmeter Holz geerntet.

Das Fällen der Bäume dient der Waldpflege und der Verjüngung des Bestandes. Ausgewachsene Stämme werden entnommen, um Platz und Licht zu schaffen für die nächste Generation. Die Planung ist dabei langfristiger Natur. Nach einem Holzeinschlag ruhen die betroffenen Bereiche lange. Müssen durch äußere Einflüsse – wie etwa nach den Orkanen Wiebke 1990 oder Lothar 1999 – mehr Bäume genutzt werden als geplant, wird der Einschlag in den Jahren darauf entsprechend reduziert.
Bei mehr als der Hälfte der gefällten Bäume, insgesamt rund 5,3 Millionen Festmeter, handelt es sich um Fichten, einschließlich Tannen und Douglasien. 2,5 Millionen Festmeter Holz stammen von Buchen oder verwandten Arten wie Ahorn, Birke, Erle – oder auch Eschen. Letztere schlagen die Forstwirte in diesem Winter besonders viele, vor allem an Waldrändern. Der Hintergrund: Die Eschen, die zu den Edellaubhölzern gehören, sind zu 95 Prozent von einem ursprünglich aus Asien stammenden Pilz befallen. Die Bäume sterben ab, drohen umzustürzen – und müssen deshalb aus Sicherheitsgründen speziell in der Nähe von Straßen oder Wanderparkplätzen gefällt werden.
Der Staatswald Baden-Württemberg ist als Landesbetrieb Forst BW nach strengen Standards zertifiziert (FSC – Forest Stewardship Council; PEFC – Programmme for the Endorsement of Forest Certification Schemes). Dies hat zur Folge, dass die Wälder nach genauen ökologischen, sozialen und ökonomischen Kriterien bewirtschaftet werden. Die weltweiten Initiativen für solche Zertifikate sind entwickelt worden, um die Vernichtung der Regenwälder zu stoppen. „Bei uns aber“, sagt der Ministeriumssprecher Jürgen Wippel, „scheidet ein Raubbau schon allein wegen strenger gesetzlicher Vorgaben aus.“ Auch sei in der heimischen Waldwirtschaft seit rund 300 Jahren das Prinzip der Nachhaltigkeit als zentrales Leitbild tief verwurzelt und somit eine forstliche Selbstverständlichkeit. Im Übrigen sei der Wald ein „elastisches Ökosystem“, das sich – etwa nach Stürmen – schnell regeneriert.
Insgesamt wachsen unter dem Strich mehr Bäume, als geerntet werden, sagt Jürgen Wippel. Dabei erfolgt die Waldverjüngung heutzutage weitgehend „naturnah“, wie die Experten sagen. Sprich: Es wird nicht mehr so viel wie in früheren Zeiten aktiv gepflanzt, sondern vielmehr darauf gesetzt, dass die Bäume ihre Samen streuen – und damit ihren Nachwuchs selbst züchten.
Baden-Württemberg ist eines der waldreichsten Länder in Deutschland. Es gibt mehr als 1,4 Millionen Hektar Wald, der rund 38,4 Prozent der gesamten Landesfläche bedeckt. Wenig überraschend ist der Schwarzwald die Gegend mit besonders viel Wald. An diesem Beispiel lässt sich auch der über große Zeiträume erfolgende Wandel illustrieren. War der Schwarzwald früher von Buchen und Tannen geprägt, sind es inzwischen vor allem Fichten, Tannen und Kiefern. Im sogenannten Neckarland hingegen, das vom Schwäbisch-Fränkischen Wald bis zum Schönbuch reicht, dominieren Buchen und Eichen.
Der Wald im Südwesten kränkelt nach wie vor. Nach dem Waldschadensbericht von 2016 ist nur jeder dritte Baum ganz gesund. Neben den pilzinfizierten Eschen gilt vor allem die Buche als Problemfall. Seit Jahren ist bei dieser Baumart ein Hang zur Fruchtausbildung zu bebachten. Die übermäßige Produktion von Bucheckern schwächt die Pflanzen: Die Blätter werden kleiner, das Wachstum geht zurück. Experten werten dies als Folge des Klimawandels mit höheren Temperaturen und langen Trockenperioden. „Der Klimawandel ist in den Wäldern angekommen“, sagt der Forstminister Peter Hauk (CDU). Das Land setze daher auf klimastabile Mischwälder – und verstärkt auf Bäume wie Douglasien oder Eichen, die auch Trockenheit vertragen.
Wichtig ist der Hinweis, dass die Wälder hierzulande – und damit anders als in manch anderen Ländern – vielfältige Funktionen erfüllen: Sie dienen dem Naturschutz und als Erholungsraum, sind aber auch Lieferant eines wichtigen regenerativen und klimafreundlichen Rohstoffs vor allem für die Bauwirtschaft, die Papier- und Zellstoffindustrie oder die Energieversorgung. Nach Ansicht von Minister Hauk verfügt der Bereich Forst und Holz über eine „spürbare volkswirtschaftliche Relevanz mit bemerkenswerter Beschäftigungsentwicklung“. In Baden-Württemberg erwirtschaften demnach rund 200 000 Beschäftigte in 29 000 vielfach kleineren und mittleren Unternehmen immerhin einen Jahresumsatz von rund 31 Milliarden Euro.