Keine Bewirtschaftung mehr in einem Teil des Stadtwaldes – das ist das Ziel der Grünen. Erst knapp 20 der 800 Hektar Wald in Gerlingen sind sich selbst überlassen.

Gerlingen - Das Gebiet ist im Verhältnis zum Ganzen klein – aber es wäre ein weiterer Schritt zum naturnahen Wald. Die Gerlinger Grünen haben beantragt, ein Stück Wald von mindestens einem Hektar als Refugium auszuweisen, wie es offiziell heißt. Das bedeutet: dort wird dann keine Waldwirtschaft mehr betrieben, kein Holz geschlagen, alles sich selbst überlassen. Ein Gebiet bei der Planhütte, knapp einen Kilometer von der Mahdentalstraße, steht dafür zur Diskussion.

 

Die Grünen hatten ihren Antrag nach einem Vortrag des Naturschutzbundes bereits im Herbst 2017 gestellt. Nun wird der Antrag in den Gremien beraten, den Anfang machte der Forstausschuss des Gemeinderats. Als Refugium vorgeschlagen wurden zudem ein Stück des Krummbachtales und die Tauschwaldklinge samt der Keuperklinge. Die Bundesregierung und die EU würden empfehlen, zehn Prozent des Waldes aus der Nutzung zu nehmen, heißt es in dem Antrag, um seltenen Tieren, Pilzen und Pflanzen eine Lebensgrundlage zu bieten. Die vorgeschlagenen Flächen seien für den Holzeinschlag und die Neubepflanzung schwer zugänglich, möglicherweise könnten Kosten gespart werden.

Grüne wollen noch mehr Waldrefugium

Der Gerlinger Wald ist insgesamt rund 800 Hektar groß, die gesamte Stadtfläche misst gut das Doppelte davon, nämlich 1700 Hektar. Laut den Grünen sind bisher etwa 19,5 Hektar, als nur rund 2,5 Prozent der Waldfläche, sich selbst überlassen. „Wir hätten gern nochmals so viel“, sagt der Stadtrat Ewald Bischoff, der die Fraktion im letzten Forstausschuss vertrat. In der nächsten Sitzung Ende September will man sich das zweite Waldstück anschauen, das für die Stilllegung infrage kommt.

Laut der Forstabteilung im Landratsamt besteht das vorgeschlagene Waldstück an der Planhütte vor allem aus Buchen und Eichen, die etwa 170 Jahre alt sind. Als Unterbewuchs gibt es Hainbuchen und Buchen von etwa 25 Jahren. Werde in diesem Gebiet nichts mehr getan, also ein Waldrefugium ausgewiesen, dann sei absehbar, dass die nachwachsenden Hainbuchen die Eichen zum Absterben bringen. Dies könne durch das Ausschlagen einzelner alter Eichen und junger Hainbuchen verhindert werden. Ökologische Ziele seien auch zu erreichen, wenn nicht mehr intakte Eichen gesichert werden. Ein Waldrefugium sei „aus Artenschutzgründen sicherlich positiv“, heißt es in einer Stellungnahme.