Der Borkenkäfer knabbert sich immer stärker durch den Wald. Förster und Waldbesitzer müssen machtlos mitansehen, wie ein Baum nach dem anderen abstirbt. Die Forstkammer ruft nach der Bundeswehr.

Stuttgart - Im verzweifelten Kampf gegen den Borkenkäfer muss nach Ansicht der Forstkammer notfalls die Bundeswehr ausrücken, um befallene Bäume zu markieren und zu entrinden. „In Rheinland-Pfalz helfen Soldaten bei der Suche der Borkenkäferbäume“, sagte Kammer-Geschäftsführer Jerg Hilt der Deutschen Presse-Agentur. „Auch in Baden-Württemberg muss die Politik den Waldbesitzern helfen, um die weitere Ausbreitung des Borkenkäfers zu bremsen.“

 

Im Hunsrück, in der Eifel und im Westerwald sind nach Angaben der Mainzer Landesregierung derzeit rund 100 Soldaten im Wald unterwegs. Ihr Einsatz begann Mitte Mai und soll zunächst zwölf Wochen dauern. Zuvor erhielten sie eine Art Crashkurs, um den Borkenkäfer zu erkennen.

Militär zwischen Buchen und Birken lehnt Forstminister Peter Hauk (CDU) ab: Das Ministerium habe einen Einsatz der Bundeswehr im Wald zeitgleich mit dem rheinland-pfälzischen Projekt geprüft. Allerdings sei der organisatorische Aufwand für die Betreuung und das Einlernen der Soldaten bei ständig wechselndem Personal zu hoch. Das gelte vor allem in den steilen Lagen der Borkenkäfer-Hotspots im Südschwarzwald. Ein schneller Erfolg im Kampf gegen den Schädling sei auf diesem Weg nicht zu erwarten.

Düsteres Bild vom Zustand des Waldes

Waldbesitzer zeichnen seit Wochen ein düsteres Bild vom Zustand des Waldes. Das laufende Jahr ist bereits das dritte extrem trockene in Folge. Nach Angaben der Forstkammer sind 43 Prozent der Bäume bereits schwer geschädigt. „Das derzeit grüne Aussehen täuscht gewaltig“, sagt Forstkammer-Geschäftsführer Hilt und zieht den Vergleich zu einer „gut geschminkten todkranken Patientin“. Mehrere Millionen Kubikmeter Schadholz von entwurzelten Bäumen seien ein idealer Nährboden für den Borkenkäfer.

Die betroffenen Bäume - zumeist die für die Holzwirtschaft gepflanzten Fichten - müssten nach Angaben Hilts gefällt und eigentlich schnell aus dem Wald gebracht werden. Weil es für das Schadholz allerdings weder genug Fahrzeuge noch Lagerfläche gibt, sollten gefällte Bäume vor Ort durch den Häcksler geschoben werden, schlägt er vor. Die Hackschnitzel müssten dann am besten direkt zurück in den Wald geblasen werden, das sei die effizienteste und ökologischste Methode, um das Ausbreiten des Käferbefalls zu verhindern. Das Land müsste dafür die Kosten übernehmen, fordert er.

Die Lage wird durch Corona verschärft

Die Corona-Krise hat die Lage verschärft, weil sich das Schadholz nicht mehr absetzen lässt. Viele Sägewerke fahren die Abnahme von Hölzern stark zurück, der Holzabsatz sinkt deutlich. Der Preis pro Festmeter liegt laut Forstkammer bei rund 20 Euro, aber es kostet 25 Euro, diese Menge aufzuarbeiten. „Das heißt: es ist nicht mehr finanzierbar, das Holz aus dem Wald zu schaffen“, erklärt Hilt. Deshalb müsse die angekündigte Beihilfe für die Aufarbeitung von derzeit sechs Euro pro Festmeter vervierfacht werden.

Auch hier wehrt Minister Hauk ab: „Sinn der Aufarbeitungshilfe ist es, die erhöhten Kosten abzudecken, die dem Waldbesitzer bei der Aufarbeitung von Schadhölzern entstehen.“ Die Förderung könne aber die gefallenen Rundholzpreise nicht ausgleichen. Eine Vervierfachung würde auch beihilferechtliche Vorgaben sprengen.