Am 21. November wird Waldemar Kontschak aus Fellbach 100 Jahre alt. Er ist immer noch geistig fit, geht selbstständig einkaufen und kocht unter der Woche für sich selbst.

In der Mitte seiner 90er Jahre fühlte sich Waldemar Kontschak nicht mehr so wohl, Herz und Kreislauf machten ihm Probleme. Statt auf den 95. Geburtstag zu warten, feierte er damals sicherheitshalber schon den 94. in größerem Kreis. „Aber dann hat mir mein Kardiologe ein neues Medikament verschrieben, jetzt geht es mir wieder sehr gut“, sagt der deutlich jünger wirkende Mann, der an diesem Montag 100 Jahre alt wird – und jeden Tag genießt, wie er sagt.

 

Unter der Woche kocht er für sich selbst

Mit 90 Jahren kaufte er sich noch ein E-Bike. Inzwischen nutzt er zum Einkaufen lieber das Auto, ebenso wenn er sonntags zum Gottesdienst in einer Freikirche nach Remshalden-Geradstetten fährt.

„Ich bin auf meinen alten Opel angewiesen, zu Fuß könnte ich das nicht mehr“, sagt er. Immerhin schafft er noch die Treppen zu seiner Wohnung im zweiten Stock. Und als seine Frau krank und pflegebedürftig wurde – sie starb vor sieben Jahren – übernahm er die gesamte Hausarbeit, das kommt ihm nun zugute. Außer beim Putzen und Bügeln braucht er keine Hilfe. Am Wochenende wird Essen auf Rädern geliefert, aber unter der Woche bekocht er sich selbst: „Man will ja auch mal was anderes“, findet er. Einer der beiden Söhne wohnt glücklicherweise fast gegenüber und schaut regelmäßig vorbei. Der andere lebt auf der Schwäbischen Alb, ihn sieht Waldemar Kontschak seltener.

Geboren ist Waldemar Kontschak, der sieben Enkel und ein Urenkelin hat, in einem osteuropäischen Land – nähere Angaben möchte er nicht machen. Aufgewachsen in einem christlichen Elternhaus, prägte ihn der Glaube tief. Als junger Mann arbeitete er in der elterlichen Landwirtschaft, als Zwanzigjähriger wurde er 1942 zum Militär eingezogen. Zwei schwere Verletzung retteten ihm letztlich das Leben – so kam er nicht als Kriegsgefangener nach Sibirien.

Angesichts der völlig zerstörten Stadt Dresden dachte er: „Lieber Gott, schenk uns zehn Jahre Frieden – und heute sind es über 75 Jahre“, sagt er. Zumindest in Deutschland, muss man wohl ergänzen. Nach dem Krieg landete Waldemar Kontschak nach vielen Stationen im Odenwald; als Knecht bei einem Bauern kam er bei guter Kost wieder zu Kräften, berichtet er. Er machte eine Lehre als Feintäschner. Und als er über einen Bekannten hörte, dass die Post in Fellbach Personal einstelle, kam er 1949 in die Kappelbergstadt. „Damals haben die Briefträger auch Päckchen und Pakete ausgetragen und das Zeitungsgeld kassiert“, erinnert er sich.

Als Postbote täglich 25 Kilometer unterwegs

Seine tägliche Strecke war 25 Kilometer lang. Bei der Landeskirchlichen Gemeinschaft lernte er seine Frau, eine Fellbacherin, kennen. Mit seiner jungen Familie ist er in den 60er-Jahren nach Italien, Frankreich und Dänemark in Urlaub gefahren. Waldemar Kontschaks Hobbys waren die Ölmalerei und Holz drechseln. Früher spielte er Zither, heute sitzt er noch regelmäßig am Keyboard.

„Ich bin ein dankbarer, zufriedener und glücklicher Mensch“, sagt der Hundertjährige und freut sich schon auf seine runde Geburtstagsfeier im Kreise der Verwandtschaft.