Der Waldenbucher Schokoladenhersteller Ritter Sport ist vom baden-württembergischen Innenminister Thomas Strobl als „ehrenamtsfreundlicher Arbeitgeber für den Bevölkerungsschutz“ ausgezeichnet worden.

Waldenbuch - Zugegeben: Das Feuerwehrauto der Löschtruppe im Waldenbucher Ritter Sport-Werk ist rein optisch gesehen schon eine Weile aus der Mode gekommen. Aber es hat alles, was eine Feuerwehrtruppe zum Löschen braucht: Schläuche, Pumpen und Leitern. Und es ist der ganze Stolz der 24 Leute der Werkswehr. Noch vor einigen Jahren mussten sie ihr Equipment mit dem Handkarren transportieren – allerdings ist das kein großes Problem auf dem durchaus überschaubaren Werksgelände.

 

Ansonsten sind die Retter top ausgestattet: mit Schutzanzügen und Atemschutzmasken. Regelmäßig trainieren die 24 Mitglieder gemeinsam. Und das hört sich einfacher an, als es ist. Stammen sie doch aus fünf verschiedenen Wehren in der Umgebung. „Jede Truppe hat ihre eigene Philosophie und Herangehensweise. Diese in einer Gruppe zusammenzubringen, dass es funktioniert, das muss man einüben“, sagt Christoph Adam. Er ist Brandmeister und der Kommandant der Werksfeuerwehr von Ritter Sport. Halt, so darf man sie offiziell nicht nenen – nicht mehr. Vor einigen Jahren wurde das gesetzlich geregelt. Offiziell fungieren die Retter jetzt unter dem Titel „Werkssicherheitsgruppe.“

Eingebunden in ein riesiges Netzwerk

Christoph Adam, der beim Schokoladenhersteller im Bereich Logistik arbeitet, wurde mit 15 Jahren Mitglied der Waldenbucher Jugendfeuerwehr und ist, seit er 18 ist, aktives Mitglied der örtlichen Feuerwehr. 2004 stieß er dann zur damals ziemlich neuen Werksfeuerwehr bei Ritter Sport.

Gegründet hat sie Georg Hoffmann, bei Ritter Sport zuständig als Sicherheitsingenieur und Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanager. Er knüpfte schnell Kontakte zur örtlichen Feuerwehr und aktivierte die Feuerwehrleute, die bei Ritter Sport arbeiteten. Mit zwölf Leuten begann die Werkssicherheitsgruppe. Heute hat sie doppelt so viele. Von Anfang an war es Hoffmann wichtig, die Betriebsfeuerwehr in ein größeres Netzwerk einzubinden. Er schloss Kooperationen mit Feuerwehren aus den umliegenden Gemeinden.

Vor einigen Jahren wurde dann das Waldenbucher Netzwerk für Sicherheit aus der Taufe gehoben. Sämtliche Blaulichtorganisationen wie Polizei und DRK gehören dazu, aber auch die Museen der Stadt, die Schule sowie mehrere Unternehme, neben Ritter Sport zum Beispiel auch das Haka-Werk. Die Feuerwehr der Nachbargemeinde Steinenbronn gehört ebenso dazu.

Ziel dieser Bündelung von Hilfsorganisationen: Bei einer Katastrophe können sich die angeschlossenen Organisationen mit ihrem Know-how einbringen. Hoffmann gibt ein Beispiel: Bei einem Großbrand irgendwo in Waldenbuch oder Steinenbronn kann Ritter Sport den Helfern seine Kantine als Pausenraum zur Verfügung stellen. Selbstverständlich würde auch die Werksfeuerwehr dann zum Einsatz ausrücken.

Der Arbeitgeber stellt die Feuerwehrleute auch für Fortbildungen frei

Auch jetzt schon sind die Leute der Werkssicherheit im Notfall dabei, wenn irgendwo in der Umgebung Retter gebraucht werden – nicht nur bei Schadensfällen auf dem eigenen Areal. Zudem gibt es einmal im Jahr eine Großübung des Netzwerks, an dem sich die Werkssicherheitsgruppe beteiligt. Und der Arbeitgeber Ritter Sport gewährt seinen Mitarbeitern großzügig Freizeit für diese Aufgaben. Auch für die Teilnahme an Schulungen und Fortbildungen werden die Kollegen von der Arbeit freigestellt.

Für dieses Engagement ist Ritter Sport kürzlich vom baden-württembergischen Innenminister Thomas Strobl als „ehrenamtsfreundlicher Arbeitgeber für den Bevölkerungsschutz“ ausgezeichnet worden. „90 Prozent aller Einsätze vor Ort werden von Ehrenamtlichen geschultert“, sagte Strobl . Doch das funktioniere nur, „wenn Arbeitgeber die ehrenamtlichen Bevölkerungsschutzkräfte, wann immer nötig, von der Arbeit entbinden.“

Immerhin hat auch der Arbeitgeber selbst etwas davon. So etwa, als im vergangen Jahr bei einem Filterausbau auf dem Werksgelände von Ritter Sport ein Brand entstand. In wenigen Minuten war Christoph Adam mit seiner Truppe am Brandort- und löschte das Feuer in Windeseile.