Wenn es brennt, verkriechen sich Kinder oft. Ein Aufkleber an ihrer Zimmertür hilft, sie im Notfall aufzuspüren. In Waldenbuch werden die sogenannten Kinderfinder zurzeit an Eltern verteilt.

Waldenbuch - Ein kleiner Aufkleber kann Leben retten. Wenn es in der Wohnung brennt, bleibt die Reaktion von Kindern unberechenbar. Anstatt nach einem Ausweg zu suchen und um Hilfe zu rufen, verkriechen sie sich verängstigt unterm Bett oder verstecken sich im Schrank. Für die Rettungskräfte, die in den verqualmten Räumen nach Personen suchen, die geborgen werden müssen, ist es deshalb hilfreich, wenn sie sofort erkennen, wo der Nachwuchs sein Zimmer hat.

 

Der „Kinderfinder“ kann die Suche erleichtern. Die runde Plakette wird an der Zimmertür angebracht und leuchtet im Dunkeln. Die Stadt Waldenbuch hat 2000 Exemplare bestellt und verteilt sie derzeit an alle Kinder im Alter bis zu zehn Jahren. Die Idee dazu stammt vom Waldenbucher DRK-Bereitschaftsleiter und Berufs-Feuerwehrmann Ferdinando Puccinelli. „In anderen Bundesländern sind die Kinderfinder im Brandschutz gang und gäbe. Hier in Baden-Württemberg kennt das Thema gefühlt noch niemand“, hat er festgestellt. Sein erster Haushaltsantrag als Neu-Stadtrat der SPD-Fraktion galt deshalb dem leuchtenden Wegweiser für die Einsatzkräfte.

Ferdinando Puccinelli kennt die schwierigen Bedingungen, mit denen die Retter klarkommen müssen, wenn sie in ein verrauchtes Gebäude vordringen, aus eigener Erfahrung. „Oft sehen wir die Hand vor Augen nicht. Wir bewegen uns im Kriechgang am Boden und orientieren uns an den Wänden entlang“, berichtet er. Deshalb ist es wichtig, dass der Kinderfinder richtig angebracht wird. „Der Sticker sollte sich im unteren Drittel der Tür befinden, damit er seine Wirkung entfalten kann“, rät der Brandschutzexperte.

Die Aufkleber leuchten im Dunkeln

Und auch das ist wichtig: Der Aufkleber sollte so fixiert werden, dass tags Licht auf ihn fällt. Nur dann kann die fluoreszierende Schicht aktiviert werden und im Dunkeln leuchten. Ferdinando Puccinelli weiß, dass nicht jeder Kollege den kleinen runden Helfer für notwendig hält. „Natürlich schauen wir auch ohne Aufkleber gründlich in jedem Zimmer nach, ob sich dort Personen befinden“, sagt er. Und auch die Installation eines Rauchwarnmelders könne der Kinderfinder auf keinen Fall ersetzen. Trotzdem ist der Experte davon überzeugt, dass der Hinweis auf das Kinderzimmer, die Sinne der Retter zusätzlich schärft.

Zudem hilft der Aufkleber, der mit dem Namen der Jungen und Mädchen beschriftet wird, die Kinder selbst für das Thema zu interessieren. Die Kameraden von der Freiwilligen Feuerwehr in Waldenbuch jedenfalls – auch hier ist Puccinelli aktiv – haben sich dazu bereiterklärt, den Kinderfinder künftig mit in die Brandschutzerziehung aufzunehmen. Der Besuch bei der Feuerwehr ist in den Kindergärten der Schönbuchstadt fest eingeplant.

Im Feuerwehrhaus lernen sie nicht nur die Fahrzeuge kennen. „Für den Ernstfall ist es zudem wichtig, dass die Jungen und Mädchen schon wissen, wie ein Feuerwehrmann oder eine Feuerwehrfrau in Einsatzkleidung aussehen. Das baut Ängste ab, und sie erkennen: Hinter der Atemschutzausrüstung steckt ein Mensch, dem man vertrauen kann“, erklärt er.

Hier gibt es die Aufkleber, die Leben retten können

Mit dem Kinderfinder-Aufkleber holt die Kommune bei der Brandschutzerziehung jetzt auch die Eltern ins Boot. „Jedes Kindergartenkind und die Schülerinnen und Schüler der Grundschule haben in den vergangenen Tagen einen Umschlag mit zwei Plaketten und einem Informationsschreiben bekommen“, berichtet der Waldenbucher Kämmerer Werner Kiedaisch. 1500 der insgesamt 2000 kleinen Helfer sind bereits verteilt. Die restlichen Exemplare liegen zum Mitnehmen in den beiden Rathäusern und der Stadtbücherei auf dem Kalkofen aus.

Ob die Aktion bei den Eltern ankommt, weiß Werner Kiedaisch noch nicht. „Dazu ist es zu früh“, sagt er. Der Kämmerer selbst hält den Sticker für eine gute Sache: „Wenn die Präventiv-Maßnahme auch nur ein Kind rettet, dann hat sich‘s schon gelohnt.“