Zehn Jahre nach der Zusammenlegung der Bauhöfe von Waldenbuch und Dettenhausen zieht der Waldenbucher OB eine positive Bilanz. Manch abstruse bürokratische Vorschrift macht den Mitarbeitern jedoch zu schaffen.

Waldenbuch - Im Team des Bauhof Zweckverbands Waldenbuch/Dettenhausen finden sich Schreiner, Schweißer und Zimmerleute. Hochqualifizierte Handwerker, die Brücken bauen und Flüchtlingsunterkünfte errichten. Glühbirnen wechseln aber durften sie nicht mehr. „Die Unfallkasse Baden-Württemberg hat das untersagt. Wir hatten keine Qualifikation, die uns befugte, auf die Leiter zu steigen“, berichtet Bauhofleiter Steffen Bosch. Sechs Mitarbeiter mussten eine Zusatzausbildung zur Elektrofachkraft absolvieren und sorgen jetzt wieder für Erleuchtung.

 

Das kuriose Beispiel aus der Welt der Vorschriften und Verordnungen war nur ein Nebenaspekt bei der Präsentation der Bauhof-Bilanz im Waldenbucher Gemeinderat. Doch es stand exemplarisch dafür, dass die Ansprüche steigen, die Aufgaben komplizierter werden und das Einsatzspektrum wächst. Knapp zehn Jahre nachdem sich die beiden Nachbargemeinden zum Zweckverband zusammengeschlossen haben, zieht der Waldenbucher Bürgermeister Michael Lutz eine positive Bilanz: „Der gemeinsame Bauhof ist deutlich breiter aufgestellt, als es ein einzelner Bauhof je sein könnte.“

Bei den Leistungen wurde das Spektrum erweitert

Auch die erhofften Synergieeffekte blieben nicht aus. Die Zahl der Mitarbeiter ist von 19,5 auf 17,5 gesunken. Der Fahrzeugbestand konnte von 18 auf 15 reduziert werden. Bei den Kosten fällt die Bilanz nicht ganz so üppig aus. Denn: Ausgemusterte Fahrzeuge wurden durch teurere Spezialfahrzeuge ersetzt und die Leistungsdichte hat zugenommen. „Wir haben insgesamt mehr Qualifikation gewonnen und konnten unser Spektrum erweitern“, erklärte Steffen Bosch.

Neben den klassischen Aufgaben im Garten- und Landschaftsbau, der Straßen- und Wegeunterhaltung sowie dem Winterdienst übernehmen die Mitarbeiter des Bauhofs heute auch Arbeiten wie den Bau von Schlafburgen für die städtischen Kindergärten. Sie haben die Flüchtlingsunterkunft im Aichgrund gebaut und die Fußgängerbrücken über die Aich ersetzt. Steffen Bosch rechnete vor: „Für die Schlafburg gab es ein externes Angebot von 12 500 Euro. Wir haben sie für rund 5000 Euro erstellt.“ Auch beim Bau der Sole-Anlage für den Winterdienst war sein Team kreativ. Das von den eigenen Mitarbeitern ausgetüftelte Modell kostete 1400 Euro. Das Angebot vom Händler lag bei 12 000 Euro.

Die Notwendigkeit zum Sparen bleibt

Im Dettenhausener Gemeinderat sieht man derartige Sonderaufträge mit gemischten Gefühlen. Erst unlängst bemängelte ein FWV-Sprecher, dass man das Kerngeschäft aus den Augen verliere und lieber Brücken baue, statt Hecken zu schneiden. Bosch konterte mit dem Hinweis: Der Bauhof erledige jeweils die Arbeiten, für die ein Auftrag der Kommune vorliege. „Und wir machen nur, was wirtschaftlich darstellbar ist“, betonte er.

Die Fraktionen im Waldenbucher Gremium sahen keinen Anlass zur Kritik. „Das ist eine tolle Leistung“, lobten die Fraktionssprecher. Die Notwendigkeit zum Sparen hat man jedoch auch in der Schönbuchstadt nicht aus den Augen verloren. Das Gremium beauftragte die Stadtverwaltung, zu überprüfen, ob weitere Abstriche beim Reinigung- und Winterdienst sowie der Spielplatz- und Heckenpflege möglich sind. „Auch vom Neubau des Bauhofbetriebsgebäudes im Bonholz erwarten wir zusätzliche betriebswirtschaftliche Synergieeffekte und Einsparungen“, betonte Michael Lutz.

Nachdem die Verbandsversammlung im März erneut eine Kostensteigerung von 3,3 auf 3,54 Millionen Euro verschmerzen musste, läuft nun die Ausschreibung der Gewerke. Die Erdarbeiten sollen Anfang Juni mit einjähriger Verspätung endlich beginnen. Im Juli folgen dann die Hochbauarbeiten.