Das war erst einmal ein Schreck. Die Centonzes aus Bonlanden haben im Wald bei Waldenbuch einen Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Und sie haben richtig reagiert.

Waldenbuch/Filderstadt - Sie suchten nach Steinpilzen fürs Mittagessen – und fanden eine Handgranate. Maria und Salvatore Centonze aus Bonlanden haben in der vergangenen Woche im Wald zwischen Waldenbuch und Schönaich einen ganz besonderen Fund gemacht: Beim Stöbern nach der schmackhaften Beigabe für die Tagliatelle-Soße entdeckten sie unter einer dicken Laubschicht den Sprengkörper, der noch aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs stammt.

 

Schreck zur Morgenstund’

Wie sich der sprichwörtliche Schreck in der Morgenstunde anfühlt, weiß das Ehepaar von den Fildern nun ganz genau. „Das war schon eine brenzlige Situation. Meine Frau hat die Handgranate am Mittwochmorgen gegen zehn Uhr gefunden“, berichtet Salvatore Centonze. Auch mit einigen Tagen Abstand wirkt das Erlebte nach. „Ich bin noch immer ganz aufgeregt. Mit so etwas rechnet man ja nicht“, fügt Maria Centonze hinzu.

Auf der Suche nach der Delikatesse hatte sie mit ihrem Mann, der Tochter und der Enkelin den Wanderparkplatz beim Fäulbachsee angesteuert. „Im Wald oberhalb des Museumsradwegs gibt es ein gutes Pilzgebiet. Wir suchen dort seit Jahren nach Steinpilzen“, berichtet sie. Tochter, Enkelin und Hund vertraten sich am Parkplatz die Beine. Maria und Salvatore Centonze stapften derweil den Abhang neben der Museumsroute hinauf. „Ich hatte einen Stock dabei, mit dem ich das Laub zur Seite geschoben habe“, erzählt die 63-Jährige.

Er reagierte sofort

An der Hangkante oberhalb des Rad- und Wanderwegs traf das Holz auf einen metallenen Gegenstand. „Ich dachte erst, das ist eine Getränkebüchse“, erinnert sich Maria Centonze. Sie betrachtete den Fund genauer. „Es sah aus wie eine kleine alte Öllampe. Das hat mich interessiert“, erzählt sie. Weil der Ehemann auf ihre Rufe nicht reagierte, hob Maria Centonze das rostige Oval vom Boden und trug es zu ihm hinüber. Salvatore Centonze erkannte, was seine Frau in der Hand hielt und reagierte sofort. „Ich hatte schon Bilder von Granaten gesehen“, sagt er.

Um seine Frau nicht zu erschrecken, legte er den Sprengkörper in den Korb zu den Pilzen und eilte zurück ins Tal zu seiner Tochter Stella, die ein Handy dabei hatte. Während diese die Notrufnummer 112 wählte, deponierte ihr Vater die Handgranate im Grünstreifen neben dem Museumsradweg. Die Stelle markierte er mit einem Ast.

Nach zehn Minuten traf der erste Streifenwagen ein. Die Polizisten warfen einen kurzen Blick auf den Fund. Dann ging es Schlag auf Schlag. Weitere Einsatzfahrzeuge kamen. „Das Gelände war im Umkreis von 200 bis 300 Metern abgesperrt“, berichtet das Ehepaar. Ein Landwirt, der mit seinem Traktor auf der Wiese nebenan unterwegs war, musste sich zurückziehen. Nach einer kurzen Befragung durch die Beamten wurde auch Familie Centonze nach Hause geschickt.

Es war eine Eihandgranate 39

Der Kampfmittelbeseitigungsdienst war alarmiert worden, der weitere Aufenthalt auf dem Gelände zu gefährlich. „Das sind Momente, in denen dir alles Mögliche durch den Kopf schießt“, berichtet der 60-Jährige. Beim Gedanken daran, dass seine Frau mit einer scharfen Handgranate im Wald herumspaziert ist, läuft ihm ein Schauer über den Rücken. „Nicht vorzustellen, was passiert wäre, wenn sie explodiert wäre.“

Was sie an diesem Morgen tatsächlich im Wald gefunden hatten, erfuhren die Pilzsammler am nächsten Tag aus den Medien: eine Eihandgranate 39. „Es handelt sich um ein Modell, das 1939 entwickelt und im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde“, bestätigt Peter Widenhorn vom Polizeipräsidium Ludwigsburg. Nach Auskunft der Experten vom Kampfmittelbeseitigungsdienst, die am Museumsradweg im Einsatz waren, sei diese in einem sehr guten Zustand gewesen. Die Gefahr einer Detonation habe jedoch zu keinem Zeitpunkt bestanden.

„Handgranaten dieser Art lösen nur schwer aus. Die Sprengstoffexperten konnten sie deshalb mitnehmen und fachgerecht entsorgen“, erklärt der Polizeisprecher. Nach dem Fund sei das Gelände großräumig abgesucht worden, man habe aber keine weiteren Sprengkörper gefunden. Für Familie Centonze steht deshalb fest: „Wir werden dort auch weiterhin nach Steinpilzen suchen. Und wenn wir das nächste Mal einen außergewöhnlichen Fund machen, dann ist es hoffentlich ein gut gefüllter Tresor.“