Für neue Wohnkomplexe in Waldenbuch sollen Bebauungspläne geschaffen und geändert werden. Anwohner halten die Projekte für überzogen und sehen ihre Interessen missachtet.

Waldenbuch - Die Stadt Waldenbuch will nachverdichten. Auf dem Gelände der Neuapostolischen Kirche am Panoramaweg und dem darunterliegenden Parkplatz an der Echterdinger Straße sollen 30 Wohneinheiten entstehen. Für das als Kindergarten-Standort reservierte Grundstück hinter dem Martinuszentrum schweben dem Gemeinderat bis zu 24 Wohneinheiten vor. Nun zeigt sich: Mit ihren Plänen stößt die Kommune bei den betroffenen Anwohnern auf heftigen Widerstand. Den geballten Ärger bekam Bürgermeister Michael Lutz bei einer ersten Informationsveranstaltung am Montagabend zu spüren.

 

Etwa 40 Bürgerinnen und Bürger aus dem Umfeld der Neuapostolischen Kirche hatten im Haus der Begegnung Platz genommen. Die Stimmung war aufgeladen. Schon während der Präsentation des Projekts durch den Architekten Traugott Lieb, zeigte sich: Die Nerven liegen blank. Die Aussage des Planers, er wolle das Grundstück nicht bis auf den letzten Quadratmeter zubauen, quittierte das Publikum mit lautstarkem Lachen. „Meine Planung hat es nicht verdient, von ihnen ausgelacht zu werden“, konterte Lieb erbost und drohte, den Vortrag abzubrechen.

Andere Regeln für Investoren?

Bürgermeister Michael Lutz war an diesem Abend vor allem damit beschäftigt, die Wogen zu glätten und heftige Kritik – auch an seiner Amtsführung – zu entkräften. Immer wieder kam in der Diskussion der Vorwurf auf, dass für einen Investor, der das große Geld bringt, andere Regeln gelten, als für die privaten Hausbesitzer. „Wir haben erst vor drei Monaten die Auskunft bekommen, dass ein Flachdach in diesem Gebiet nicht möglich ist. Bei den Neubauten ist das plötzlich kein Problem mehr“, monierte ein Bauherr. Andere schlossen sich an und berichteten von restriktiven Vorgaben, die im neuen Bebauungsplan nun nicht mehr gelten sollen.

Die Bürger hatten sich schlau gemacht. Sie zitierten aus den Leitlinien des städtebaulichen Rahmenplans, die explizit den Schutz von Grünflächen beinhalten, verwiesen darauf, dass das Grundstück der Neuapostolischen Kirche als Gemeinbedarfsfläche ausgewiesen sei und appellierten an die Planer, den Gebäudekomplex im Panoramaweg lockerer zu gestalten. „Warum diese Masse an Raum? Dafür gibt es nur eine logische Erklärung – den Profit“, kritisierte ein Anwohner.

Der Gemeinderat entscheidet

„So einfach ist das nicht“, gab Bürgermeister Michael Lutz zu bedenken. Die Gemeinden seien von der Landesregierung zur Innenentwicklung angehalten. Der Investor habe ein Paket geschnürt, das im städtebaulichen Gesamtzusammenhang eine ansprechende Lösung darstelle. „Wir werden es nicht schaffen, allen Erwartungen gerecht zu werden“, sagte er und forderte die Bürger auf, ihre Anregungen und Bedenken im Rahmen des Verfahrens einzubringen. Die Entscheidung liege letztlich beim Gemeinderat.

Das Gremium steht derzeit nicht nur beim Bauvorhaben am Panoramaweg unter Druck. Auch der Beschluss, die Kindergartenfläche im Gebiet Gänsäcker/Kühäcker in einen Bauplatz für bis zu 24 Wohneinheiten umzuwidmen, sorgt für mächtigen Wirbel. In einem offenen Brief haben sich drei Anwohner zu Wort gemeldet und ihren Unmut darüber kund getan, dass anstelle des geplanten niedrigen Gebäudes nun ein Komplex kommen soll, der „die Perspektiven und die Raumwirkung im Wohngebiet weiter verdichtet“.

Vertrauen ist erschüttert

Bis vor wenigen Tage habe man darauf vertraut, dass ein bestehender Bebauungsplan nicht gleich durch die nächsten Projekte maßgeblich verändert wird. „Im Moment liegt der Verdacht nahe, dass sich aktuelle finanzielle Interessen gegen die Interessen der Bürger durchgesetzt haben“, heißt es in dem Schreiben. Diesen Vorwurf kann Bürgermeister Michael Lutz am Mittwochabend entkräften, wenn im Rathaus bei einem Anliegergespräch die zweite Informationsrunde zu den Wohnungsbauvorhaben eingeläutet wird.