Für den Gewerbe- und Handelsverein Waldenbuch läuft alles rund? Jein. Einerseits berichtet die Vorsitzende von positiven Initiativen, andererseits gibt es noch einiges zu tun. Was, erklärt sie im Interview.

Waldenbuch - Der Handel ist im Wandel. Das gilt auch für Waldenbuch. Im Bonholz entsteht ein weiteres Gewerbegebiet. An der Ortsdurchfahrt haben sich neue Geschäfte angesiedelt. Gleichzeitig erweisen sich die Bedingungen für den Einzelhandel im historischen Stadtkern als nicht mehr zeitgemäß. Es sei vieles im Umbruch, stellt Heide Waidelich fest. Sie ist die Vorsitzende des Waldenbucher Gewerbe- und Handelsvereins.

 
Frau Waidelich, vor einem Jahr hat das Fachmarktzentrum am Weilerbergkreisel eröffnet. Man hatte auf einen Frequenzbringer für die Innenstadt gehofft. Ist die Rechnung aufgegangen?
Das neue Geschäftszentrum lässt sich meiner Meinung nach gut an. Ich persönlich habe das Gefühl, dass man nun nicht mehr außerhalb von Waldenbuch einkaufen muss. Für alle Grundbedürfnisse ist vor Ort gesorgt. Das ist eine Entwicklung, die ich sehr positiv finde. Dass die Einzelhändler von den neuen Nachbarn profitieren, kann ich bisher allerdings nicht feststellen.
Für das Kaufhaus Binder gab es keine Zukunft. Seit der Nahversorger geschlossen hat, gibt es im Stadtkern keinen Lebensmittelhändler mehr. Empfinden Sie das als Problem?
Es ist immer ein Verlust, wenn ein Einzelhändler mit einer großen Tradition schließen muss. Dafür kamen auf dem Krone-Areal ein Metzger und ein Bäcker hinzu. Letztlich ist es so, dass sich die Zeit nicht zurückdrehen lässt. Die Ansprüche und Bedürfnisse der Kunden haben sich geändert. Man will vor der Eingangstür parken. Es wird eine gewisse Auswahl gewünscht. Dafür sind die kleineren Ladengeschäfte im historischen Stadtkern nicht geeignet. Wir beobachten deshalb seit Jahren eine Veränderung der gewachsenen Strukturen an der Grabenstraße. Einzelhändler werden durch Dienstleister ersetzt. Dieser Trend hat sich beim Kaufhaus Binder fortgesetzt. In die Räume des Wäschegeschäfts ist die Wellness-Oase eingezogen. Im früheren Lebensmittelladen eröffnet jetzt ein Kosmetik- und Schönheitsstudio.
Für den GHV in Waldenbuch läuft also alles rund?
Natürlich nicht. Uns liegt sehr viel daran, dass die Waldenbucher Innenstadt ein Ort bleibt, der seinen kleinteiligen ländlichen Charakter bewahrt und der Raum für Begegnungen bietet. Dazu gehören neben attraktiven Angeboten auch Events, die zur Kundenbindung beitragen. Der GHV hat hier in den vergangenen Jahren vieles auf die Beine gestellt. Vom Frühlingserwachen über den Mittsommer auf dem Kalkofen bis hin zum Kürbisfest haben wir starke Veranstaltungen entwickelt, die sich über die Stadtgrenzen hinaus zu Publikumsmagneten gemausert haben. Ich bin froh, dass immer mehr Einzelhändler mitmachen und erkennen, dass es uns nicht weiterbringt, wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht.
Wie werden Sie den unterschiedlichen Interessen innerhalb des GHV gerecht?
Wir bleiben im Gespräch und entwickeln gemeinsame Ideen. Vor fünf Jahren hat der GHV die Unternehmerrunde ins Leben gerufen, an der regelmäßig bis zu 30 Gewerbetreibende teilnehmen. Auch unsere großen Firmen wie Haka und Ritter sind mit im Boot. Wir treffen uns viermal im Jahr und legen zusammen mit der Stadt fest, wo wir Akzente setzen wollen. Ein Projekt fürs kommende Jahr ist zum Beispiel der Verzicht auf Plastiktüten. Wir bieten ein Waldenbucher Tütle aus Papier an.
2016 wurden wichtige Weichen gestellt. Der Gemeinderat erweitert die Gewerbeflächen im Bonholz und hat einen städtebaulichen Rahmenplan verabschiedet, der auf dem Auch-Areal einen dominanten Baukörper vorsieht. Wie bewerten Sie die Pläne?
Eine Überbauung des Auch-Areals muss gut überlegt werden. Im Moment wird die Fläche als Parkplatz genutzt, und ich muss sagen: Diese Abstellmöglichkeiten sind für den Einzelhandel im Städtle überlebenswichtig. Bei allen künftigen Planungen muss das Thema Parkraum eine zentrale Rolle spielen. Was das Bonholz betrifft, so ist es für den Wirtschaftsstandort Waldenbuch natürlich wichtig, dass neue Flächen entstehen. Aber auch hier gilt: Es genügt nicht, einfach nur Grundstücke auszuweisen. Man muss auch etwas für die Attraktivität des Standorts tun. Am 26. März 2017 wird es deshalb zum ersten Mal eine Leistungsschau der Firmen im Gewerbegebiet geben. Uns liegen bereits 25 Anmeldungen dafür vor.
Haben Sie noch einen Wunsch fürs neue Jahr?
Da fallen mir gleich mehrere Wünsche ein. Was in Waldenbuch fehlt, ist ein schöner zentraler Platz, der als Treffpunkt für die Menschen dient. Ich könnte mir einen solchen Kaffee-Platz vor dem Kaufhaus Binder und der Alten Post vorstellen. Gut geeignet wäre auch das Einkaufszentrum auf dem Kalkofen. Dort ist jedoch alles in privater Hand, und die Eigentümer müssten an einem Strang ziehen. Und dann wünsche ich mir noch, dass sich bei den Öffnungszeiten endlich etwas bewegt. Wenn die Händler in der Innenstadt konkurrenzfähig bleiben und gegen die großen Kaufzentren bestehen wollen, muss man hier flexibler werden.