Weil das eigentlich vorgesehene Elektro-Fahrzeug nicht einsatzbereit ist, wird in Waldenbuch nun ein gebrauchter Diesel angeschafft. Das wiederum passt so gar nicht zum Selbstbild einer klimafreundlichen Kommune.

Waldenbuch - Die Stadträte hatten das Warten satt. Da findet sich eine Gruppe ehrenamtlich Engagierter, die in Waldenbuch einen Bürgerbus betreiben wollen. Die Teststrecke steht fest, der Fahrplan ist längst ausgetüftelt. Nur der Bus, der ist nach wie vor nicht da. Ein klimafreundlicher Elektro-Bus sollte es sein, kostenfrei von der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg zur Verfügung gestellt. Technische Probleme warfen die Pläne ein ums andere Mal über den Haufen, die Stadträte plädierten ein ums andere Mal dafür, zu warten. Der Verwaltungsbeirat zog nun am vergangenen Dienstag die Notbremse. Die Stadt wird einen mit Diesel betriebenen Bus anschaffen. Dass der nun so gar nicht ins klimafreundliche Bild passt, nahmen die Stadträte in Kauf, um die Ehrenamtler nicht zu vergraulen.

 

Für 10 000 Euro plus Steuer ist der Bus zu haben

„Umweltpolitisch ist das zwar nicht ideal, aber wirtschaftlich interessant“, sagte der Bürgermeister Michael Lutz. Denn der gebrauchte Bus war bis 2016 ohnehin schon als Bürgerbus unterwegs, und zwar im Stuttgarter Stadtteil Botnang, und ist dementsprechend bereits mit allem notwendigen Zubehör ausgestattet. So verfügt der Transporter neben den neun Sitzen unter anderem über eine elektrische Schiebetür, ausfahrbare Trittstufen und eine hydraulische Hebebühne. Für 10 000 Euro plus Mehrwertsteuer wäre der Bus sofort zu haben.

Das Problem freilich ist der Dieselantrieb, der zudem nur die Norm Euro 4 erfüllt. Das stieß vor allem Christoph Hellenschmidt von der CDU sauer auf. „Wir nennen uns klimafreundliche Kommune“, sagte er. Da passe so ein Fahrzeug nicht. Er plädierte deshalb dafür, „auf den E-Bus zu warten“. Was wiederum Walter Keck von der SPD erzürnte. „Diese hysterische Diesel-Diskussion geht mir auf den Wecker“, sagte er. Nicht ganz so drastisch formuliert, letztlich aber ähnlich, sah das auch seine Partei-Genossin Ingrid Münnig-Gaedke. „Solange alle anderen auch noch mit dem Diesel fahren, wird es auf diesen Bus nicht ankommen.“

Die Mehrheitsmeinung brachte Jutta Häcker auf den Punkt. „Wir haben das kontrovers diskutiert. Das ist keine optimale Lösung“, sagte die Rätin von den Freien Wählern. „Aber wir können das nicht weiter verschieben, sonst springen uns die Ehrenamtlichen ab.“ Bei zwei Nein-Stimmen aus dem CDU-Lager segnete der Verwaltungsausschuss den Kauf letztlich ab.

Der Probebetrieb könnte schon im November beginnen

Ebenfalls stimmten die Räte dafür, den ursprünglich auf drei Monate angesetzten Probebetrieb auf ein halbes Jahr auszuweiten. Von März 2018 sollten die Helfer den Bus durch die Stadt steuern, um eine Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr zu schaffen. Durch den schnellen Kauf könnte der Probebetrieb aber schneller beginnen. Mit Blick auf die Eingewöhnung der ehrenamtlichen Fahrer und die Werbephase scheine ein Beginn frühestens im November sinnvoll, heißt es in der Verwaltungsvorlage.

Um eine Konzession muss sich die Initiative, die hernach unter Umständen in einen Verein überführt werden müsste, nicht bemühen. Auf Rückfrage teilte das Landratsamt Böblingen mit, dass der Bürgerbus kein Konkurrenzbetrieb für den öffentlichen Nahverkehr sei. Denn nicht nur wären die Fahrtzeiten und die Routen andere. Zudem würde in diesen sechs Monaten auch kein Geld für das Fahrticket verlangt.