Die Stadtbau Waldenbuch hat im Altstadtkern zwölf Sozialwohnungen in Massivbauweise erstellt. Der Bedarf ist ganz offensichtlich groß; es gibt bereits eine Warteliste. Eine Überraschung gab es bei den Baukosten.

Waldenbuch - Es wird viel über die Notwendigkeit von sozialem Wohnungsbau geredet. In Waldenbuch hat man gehandelt. In der Innenstadt ist im Jahr 2017 ein Mehrfamilienhaus aus dem Boden gewachsen, das zwölf Wohnungen für Menschen mit geringerem Einkommen bietet. An diesem Wochenende ziehen die ersten Mieter ein. Das sei ein wichtiger Schritt gewesen, der Bedarf sei groß, stellten die Geschäftsführer der Stadtbau Hans-Joachim Raich und Ralph Hintersehr bei einer kleinen Feier am Mittwochabend fest. Mehr als 30 Interessenten hätten sich um die Wohnungen beworben. Man führe daher bereits eine Warteliste.

 

Es war ein Abend mit Lob und Schulterklopfen. Die meisten Bauprojekte kosten am Ende mehr als geplant, doch die Waldenbucher Stadtbau zeigt, dass es auch anders geht. Die ersten Berechnungen für das Mehrfamilienhaus hatten eine Bausumme von 1,9 Millionen Euro ergeben. „Es liegen zwar noch nicht alle Schlussprüfungen vor, wir gehen aber davon aus, dass wir 100 000 Euro unter dem Planansatz liegen“, berichtete Raich. Vieles lief rund, doch es gab auch kritische Momente. Der Kreditantrag der städtischen Baugesellschaft über 1,8 Millionen Euro bei der L-Bank, die als Förderbank für Baden-Württemberg firmiert, wurde abgelehnt. Der Ärger wirkt nach. „Man hat uns nicht als kreditwürdig erachtet“, erklärte Raich. Das könne er bis heute nicht nachvollziehen.

Die Stadt übernimmt eine Bürgschaft

Die Suche nach einer Alternative war letztlich erfolgreich. „Den Kredit haben wir dann problemlos bei der Volksbank Böblingen-Sindelfingen bekommen“, sagte Raich. Die nötigen Sicherheiten liefert die Stadt. Der Gemeinderat hat grünes Licht für die Übernahme einer Bürgschaft gegeben und der Stadtbau das Grundstück über einen Erbbaurechtsvertrag mit einem geringen Jahreszins zur Verfügung gestellt. „Damit konnte eine kostengünstige Miete erreicht werden“, stellte der Geschäftsführer fest.

Die Kosten für die Bewohner des städtischen Mehrfamilienhauses liegen unter den marktüblichen Preisen. „Die Kaltmiete pro Quadratmeter beträgt neun Euro“, sagte der Waldenbucher Hauptamtsleiter Ralph Hintersehr. Bei der Auswahl der Bewohner habe man darauf geachtet, dass es sich um Familien und Personen handelt, die über eine entsprechende Einkommensstruktur verfügen. Auch der familiäre Hintergrund habe eine Rolle gespielt. Alleinerziehende Eltern kamen bei der Vergabe der Wohnungen deshalb ebenfalls zum Zug. Ihr neues Heim ist in Massivbauweise errichtet worden und entspricht energetisch dem Standard KfW-Effizienzhaus 70.

Der Neubau ist eine Blaupause für weitere Projekte

Da das Gebäude im Bereich eines hundertjährigen Hochwassers der Aich liegt, wurde das Untergeschoss als wasserdichte Wanne mit Perimeterdämmung ausgeführt. Auf einer Wohnfläche von 755 Quadratmetern sind zwei 2,5-Zimmer-Wohnungen, sieben 3,5-Zimmer-Wohnungen und drei 4,5-Zimmer-Wohnungen entstanden. Die Wohnungen im Erdgeschoss sind barrierefrei.

Ein Lob für die Planungsleistung von Architekt Joachim Bergmann gab es auch vom Waldenbucher Bürgermeister Michael Lutz. „Ein Bauvorhaben in der Altstadt wirft immer die Frage auf, wie man die Fläche zeitgemäß nutzen kann. Die Aufgabe wurde hier durchdacht, pragmatisch und wirtschaftlich gelöst“, sagte er. Um das Gebäude herum gebe es Luft und Raum sowie zwölf Auto-Stellplätze. Allesamt Faktoren, die eine gute Nachbarschaft ermöglichen.

Für Lutz sind die Sozialwohnungen im Gaiern 9 die Blaupause für weitere Projekte. „Wir müssen auch künftig bezahlbaren Wohnraum schaffen“, stellte der Bürgermeister fest. Dabei hofft er auf Unterstützung aus Berlin. „Wir benötigen eine steuerliche Abschreibungsperspektive, um die Aufgabe bewältigen zu können.“