Für den Bürgermeister von Waldenbuch, Michael Lutz, stand 2017 die Stadtentwicklung im Mittelpunkt. Im Jahresinterview spricht er über Erfolge und Niederlagen sowie seine Pläne für 2018.

Waldenbuch - Zukunft gestalten und dabei die Kasse schonen – an diesem Kunststück versucht man sich in Waldenbuch. Der Bürgermeister Michael Lutz hat klare Vorstellungen davon, wie der Spagat gelingen kann. Im Interview gewährt er einen Einblick in seine Pläne für das kommende Jahr 2018 und stellt klar: Auf der Suche nach guten Lösungen kann man es nicht allen recht machen.

 
Herr Lutz, die Gesellschaft für deutsche Sprache hat kürzlich das „Jamaika-Aus“ zum Wort des Jahres 2017 gekürt. Was wäre Ihr Wort des Jahres für Waldenbuch?
Lassen Sie mich kurz nachdenken . . . Ich würde das Jahr 2017 unter den Begriff „Planungsjahr“ stellen. Wir haben in den vergangenen Monaten an vielen Dingen gearbeitet, von denen wir überzeugt waren, dass sie die Stadtentwicklung voranbringen. Dabei hatten wir mal mehr und mal weniger Erfolg.
Das klingt verhalten. Wo hat es geklemmt?
Wir wollen die Stadt in Bewegung halten. Dabei bearbeiten wir viele Themen, die Veränderungen mit sich bringen. Wir wollen 2018 die Marschrichtung für das Mehrgenerationenhaus festlegen. Das Neubaugebiet Liebenau VII muss in die Pötte kommen. In der Altstadt soll es ein neues Sanierungsgebiet geben. Da bleibt es nicht aus, dass es kontroverse Meinungen gibt und es braucht mitunter einfach Zeit, bis eine gute Lösung gefunden ist.
Können Sie Beispiele nennen?
Vor einem Jahr gab es viele Diskussionen über das Neubauprojekt Panoramabögen. Bis heute ist vom Hochbau nichts zu sehen. Das zeigt, in welch großen Zeiträumen man denken muss, um Stadtentwicklung zu garantieren. Auch beim Flächennutzungsplan kommen wir nicht so schnell voran, wie gehofft. Immer wieder tauchen neue Fragen auf, die geklärt werden müssen. Und es gab Projekte, bei denen wir zurück auf Los mussten. Der Wunsch des Gemeinderats nach einer Verlegung des Stadions auf den Hasenhof ließ sich nicht umsetzen.
Gerade dieses Beispiel hat gezeigt, dass die Bürger stärker in Entscheidungsprozesse eingebunden werden wollen. Die Stadt bietet regelmäßige Einwohnerfragestunden und Bürgerversammlungen an, doch immer wieder hört man, dass Anregungen nicht ernst genommen werden. Was sagen Sie dazu?
Das sehe ich nicht so. Wir nehmen die Bedenken und Beiträge der Bürgerinnen und Bürger sehr ernst. Aber das bedeutet natürlich nicht, dass wir unsere Planungen dann sofort über den Haufen werfen. Die Stadt hat die Aufgabe, das große Ganze zu sehen. Die zentrale Frage ist doch: Wie kann man Diskussionen unemotional und rechtlich in vertretbaren Bahnen führen, so dass die Motive und Hintergründe der Beteiligten klar werden?
Wie lautet Ihre Antwort darauf?
Wir müssen die Projekte im Interesse der Stadtentwicklung sehen und zwischen Einzelinteressen und dem Gemeinwohl abwägen. Die Gespräche und Diskussionen mit den Bürgern sind dabei von großer Bedeutung. Alle, die am Verfahren beteiligt sind, beschäftigen sich noch einmal intensiv mit den Sachverhalten. Der Gemeinderat bekommt so eine breite Informationsbasis und kann alle Eventualitäten bestmöglich berücksichtigen. Fakt ist aber auch: Irgendwann müssen Entscheidungen getroffen werden. Zuständig sind dann jene Personen, die von den Bürgerinnen und Bürgern dafür gewählt worden sind.