Das Waldhaus in Ludwigsburg galt lange als Teenager-Disco. Jetzt ist der Club auch wieder bei älteren Feierfreunden angesagt. Vor allem die 90er Party führt zu langen Schlangen am Einlass.

Ludwigsburg - Wir machen eigentlich nicht viel anders als früher“, sagt Ramon Peao, der mit Birgit Hörer das Waldhaus schmeißt. Vor 23 Jahren, mitten in den 90er Jahren, wurde die Disco im Nirgendwo zwischen Ludwigsburg und Asperg gegründet. Damals lief die Musik, die auch jetzt wieder bei der Retro-Party angesagt ist. Der Unterschied: einige der jungen Gäste waren damals noch nicht einmal geboren. Sie tanzen aber jetzt zu denselben Hits wie die Stammgäste, die schon seit Jahrzehnten in den Club kommen. Eines hat sich nie geändert: Es gilt leben und tanzen lassen. „Jeder kann kommen wie er mag, außer in Jogginghosen“, sagt Birgit Hörer. Das macht das Treffen der Generationen leicht. Entspannt waren die vergangenen 14 Jahre, seit denen das Leitungsteam am Ruder ist, aber nicht immer.

 

Randalierende Teenager brachten Alkohol selbst mit

2004 waren die Gründer Volker und Noa Jordan ausgestiegen. Ramon Peao sah seinen Traum vom eigenen Club in greifbarer Nähe. Der Kfz-Elektriker bei Porsche, der später studierte und auch im Tierheim Ludwigsburg arbeitete, war einst Türsteher im Waldhaus gewesen. Birgit Hörer, Stammgast und damals Studentin, kannte er gut. Die beiden taten sich zusammen, nahmen Hörers Bruder mit ins Boot und wurden die neuen Besitzer. Sie traten den harten Weg zum Erfolg an, der unangenehm auf und ab ging wie die Schlaglochpiste, die zur Disco führt. Der bald folgende Ausstieg von Birgit Hörers Bruder machte es nicht einfacher. Dazu war der Laden voll mit Teenagern, die randalierten: Alkohol brachten sie mit und versteckten ihn hinter Bäumen im Wald ums Haus.

„Früher haben die Leute auch mitten in der Woche gefeiert“

Anfangs hatte der Club sieben Tage die Woche geöffnet. Es gab beispielsweise mittwochs einen Schnitzel-Abend. Danach wurde getanzt. Heute wäre das unmöglich. „Früher haben die Leute auch mitten in der Woche gefeiert. Das macht heute kaum noch jemand“, sagt Peao. Man spreche inzwischen überall vom großen Club-Sterben. Spätestens ab dem Wirtschaftskrisenjahr 2009 sparten sich viele das Geld fürs Ausgehen, beobachtete er. „Das war keine leichte Zeit für uns, vor allem da wir das Personal von 50 Leuten auf 20 herunterfahren mussten“, sagt Peao.

Veränderungen waren nötig. Seit dem Jahr 2009 gilt: unter 18 Jahren ist der Eintritt verboten. Es dauerte, bis sich herumsprach, dass man auch im Alter über 22 Jahren im Club nicht mehr auffällt. Der Durchbruch kam mit der Idee von Waldhaus-Urgestein und Publikumsliebling DJ Uli: „Wir machen eine 90er Jahre Party.“ 2008 war das Waldhaus die erste Location in der Stadt, die auf Back Street Boys, Britney Spears oder Ace of Base setzte. Plötzlich kamen auch Ältere. Einmal pro Monat war die Hütte im Osterholz voll. Die Schlangen vor den Türen reichen auch heute bis zur Schlagloch-Piste.

Mit Leopardenleggings zur Bad Taste Party

Bald kamen die 00er Partys dazu mit Hits aus den Jahren 2000 bis 2010. Bei sogenannten Bad Taste Partys flippen die Gäste in Leoparden-Leggings und Ballonseide-Jogging-Anzug zu „Ein knallrotes Gummiboot“ oder „Biene Maja“ aus. Die Gruselparty zu Halloween mit Skelett und Spinnweben ist Tradition geworden, genauso wie ein Besuch an Heiligabend.

Gute Partys sind das eine, aber was ist das Besondere? „Das Waldhaus hat eine Seele und hat Tradition“, sagt Peao. „Wir versuchen uns treu zu bleiben und nicht jeden Trend mitzumachen.“ Das gebe es in Ludwigsburg sonst nur noch in der Rockfabrik. „Wir lieben das Waldhaus und würden es nie verkaufen“, sagt Birgit Hörer.

Auch nicht, als der Club im Jahr 2014 einem Flüchtlingsheim weichen sollte. In einer Online-Petition stimmten Tausende Waldhaus-Fans dagegen. Für manche sei es hier eben, wie heimzukommen. „Wir sind eine große Familie“, sagt Birgit Hörer. Die Herzlichkeit und Echtheit ohne Schickimicki machten den Club aus, was am Wochenende auch Stuttgarter anlockt.

Peao träumt jetzt vom Durchbruch der 90er-Party mit Alternative-Rock von DJ Paddy, die alle zwei Monate stattfindet. „Das ist voll mein Ding“, sagt der 41-Jährige. „Da sind auch Leute in meinem Alter dabei.“ Es geht also immer weiter zurück zu den Wurzeln, die das Waldhaus 1994 geschlagen hat und die es bis heute trägt. www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.gastronomie-auf-dem-ludwigsburger-marktplatz-moro-chef-steht-vor-sieg-gegen-die-stadt.cb24e2b3-0e0f-4cb3-aa21-bc42b190523d.html?