60 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren werden in dem einzigen Stuttgarter Kleinkind-Waldheim Am Bergwald in Hedelfingen betreut. Das ist auch eine Herausforderung für die Betreuerinnen.

Stuttgart - Noch ein kurzer Blick zur Mama, dann stürzt die vierjährige Elisa fröhlich plappernd davon. Fremdeln ist für sie kein Thema – nicht mehr in ihrem zweiten Waldheimjahr. Das könnte auch daran liegen, dass ihre drei Freundinnen dabei sind, sagt ihre Mutter, Susanne Belz, und schmunzelt. Elisas Kita ist gleich nebenan. Schwer hat es allerdings ihre zweijährige Schwester Fanny. „Sie wäre am liebsten gleich mitgegangen, aber sie darf noch nicht.“

 

Angebot gilt für die ersten vier Ferienwochen

60 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren werden in dem einzigen Stuttgarter Kleinkind-Waldheim Am Bergwald in Hedelfingen betreut. Sie teilen sich auf fünf Gruppen auf, die von je zwei ehrenamtlichen Betreuern begleitet werden. Hinzu kommen meist noch ein bis zwei Springer, die aushelfen, wenn es mal irgendwo klemmt.

Das Angebot gilt für die ersten vier Ferienwochen, jeweils werktags von 8.30 bis 16 Uhr. Die Kinder sind angehalten, die ganze Zeit zu bleiben, damit das Gruppenerlebnis nicht durch ständiges Kommen und Gehen gestört wird. Träger ist die Arbeiterwohlfahrt, die noch zwei weitere Waldheime in Stuttgart betreibt.

Ausflüge sind eher schwierig

„Die kleineren Kinder brauchen engere Bindungen. Die Betreuerinnen müssen ‚kuscheliger’ sein“, sagt die ehrenamtliche Hedelfinger Waldheim-Leiterin Doris Hurth. Bei den Dreijährigen, die zum ersten Mal kommen, werde noch viel geweint. Da sind tröstende Worte wichtig. Zudem fordern die Kleinen ihre Erzieher, weil sie recht viel Hilfe brauchen, sei es beim Brote schmieren oder beim Gang zur Toilette. Während die drei größeren Gruppen mindestens einmal pro Woche einen Ausflug machen – etwa ins Schwimmbad, zum Erlebnisbauernhof, ins Museum oder auf den Wasserspielplatz – toben die Kleinen über den großen Waldheim-Spielplatz oder basteln mit ihren Betreuerinnen. „Bei ihnen sind Ausflüge eher schwierig, weil viele von ihnen noch einen Mittagschlaf brauchen. Aber wir bauen am Nachmittag oft einen Wasserparcours auf, wenn das Wetter es zulässt“, sagt Hurth.

An diesem Morgen erobern Julia, Lucia und ihre Spielkameraden nach dem ausgiebigen Frühstück die große Kletterburg auf dem Spielplatz. Auf der Hängebrücke unter den riesigen Bäumen toben sich die fünfjährigen Mädels nach Herzenslust aus. „Die Fantasie der Kinder zu erleben, ist das Beste“, schwärmt die 17-jährige Maria. Sie und die 15-jährige Linda betreuen die Gruppe. Wir haben uns hier kennengelernt und sofort angefreundet“, sagt die ältere Jugendliche. Später wollen sie mit den Kindern Blumentöpfe bemalen und für das Halbzeit-Fest üben. „Passende Betreuer zu finden, ist immer die größte Not“, sagt Hurth, die sonst Berufspädagogik studiert. In diesem Jahr hätten sie ein super Team. Es gebe immer wieder auch junge Menschen, die selbst als Kinder in das Waldheim gegangen sind und dann über das Programm „13 plus“ als Betreuer wieder zurückfinden, berichtet Clemens Heller, hauptamtlicher AWO-Waldheim-Koordinator.

Müde aber glücklich sind viele, wenn der Tag endet. „Wir haben schon gemerkt, dass Elisa an manchen Abenden völlig platt war“, sagt die Mutter. Auch Hurth räumt lächelnd ein: „Ich bin jetzt schon k.o.“ Ihre Aufgabe sei die Koordination, und als Perfektionistin beschäftige sie sich abends oft noch mit dem vergangenen Tag und entwickele Ideen für den kommenden: „Am Waldheim hängt mein ganzes Herz.“