Daniel Scheck arbeitet seit 25 Jahren ehrenamtlich im Waldheim Sonnenwinkel. Eine besonderheit des evangelischen Waldheims im Dachswald ist, dass auch Vorschulkinder mitmachen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Dachswald - Im Saal hängt ein großer Luftballon mit einer silbernen 25 drauf. Er gehört Daniel Scheck. Das Waldheim-Team hat ihm den Ballon geschenkt. Denn Scheck betreut bereits seit 25 Jahren jeden Sommer Kinder im Sonnenwinkel. Ein Schulfreund habe ihn einst gefragt, ob er nicht ehrenamtlich im Waldheim mithelfen wolle. Daniel Scheck sagte zu.

 

Mit einem Acht-Stunden-Tag ist es oft nicht getan

Das war 1989. „Beim Waldheim gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: entweder das Virus infiziert einen oder eben nicht“, sagt Scheck. Ihn hat das Virus erwischt. Als sich in einem Sommer Mitte der 90er-Jahre der damalige Diakon, der für die Ferienbetreuung verantwortlich war, den Knöchel gebrochen hat, war er der dienstälteste Waldheim-Mitarbeiter. Der junge Mann bekam prompt die Leitung übertragen. Ganz ähnlich ging es seiner Mitstreiterin Silke Wohlfahrt. Sie war in jenem Jahr zufällig für das Büro eingeteilt – und hat diesen Job bis heute inne.

Man brauche schon ein wenig Idealismus, um jeden Sommer seine Ferien als Mitarbeiter für das Waldheim zu opfern, gibt Daniel Scheck zu. „Aber für mich ist das wie ein Aktivurlaub“, sagt der Mann, der sonst für eine Versicherung arbeitet. Wenn man normalerweise jeden Tag acht Stunden lang vor dem Computer sitze, seien die Tage im Sonnenwinkel eine willkommene Abwechslung. Doch diese Abwechslung ist auch zeitintensiv. Mit einem Acht-Stunden-Tag ist es als Waldheim-Mitarbeiter oft nicht getan. Die Kinder kommen um 8.45 Uhr zum Frühstück und gehen um 18 Uhr nach dem Abendessen. „Danach bereiten wir noch den nächsten Tag vor“, sagt Scheck. Wenn größere Aktionen anstehen, könne es für die Mitarbeiter durchaus auch mal spät werden.

Langeweile kommt bestimmt nicht auf

Während Silke Wohlfahrt und Daniel Scheck von ihrer langjährigen Waldheimgeschichte erzählen, geht ständig die Tür des Büros auf. Eine Waldheim-Mitarbeiterin braucht Eimer für die Batik-Farben, eine andere will wissen, ob Daniel Scheck später beim Kerzengießen helfen könne, und die Katze des Pfarrers kommt vorbei, um sich ein paar Leckereien abzuholen. Die zweiköpfige Waldheim-Leitung behält bei all dem den Überblick. „Wir sind ein eingespieltes Team“, sagt Silke Wohlfahrt.

Rund 100 Kinder waren beim ersten Waldheimabschnitt im Sonnenwinkel. In der vergangenen Wochen waren es mehr als 60 Mädchen und Jungen. Eine Besonderheit des evangelischen Waldheims im Dachswald ist, dass auch Vorschulkinder mitmachen. „Vor einigen Jahren waren wir das erste Waldheim, das auch Fünfjährige angenommen hat“, sagt Scheck. Mittlerweile seien einige andere Einrichtungen gefolgt. Im Sonnenwinkel gibt es sogar ein richtiges „Kinderdörfle“, in dem die Vorschulkinder unter sich sind – vorausgesetzt, es kommen genügend Mädchen und Jungen zusammen.

Eines ist im Waldheim Sonnenwinkel aber gewiss: Langeweile kommt bestimmt nicht auf. So lässt sich das Team um Silke Wohlfahrt und Daniel Scheck immer mal was Neues einfallen. In dieser Woche beispielsweise war Leon Schmidt zu Gast. Der 17-Jährige aus Dresden hat einen Ferienjob in Baden-Württemberg und opfert zwei Tage für das Waldheim.

„Für uns ist das fast ein Ganzjahresjob“

Leon Schmidt ist ein passionierter Sprayer. Ihm ist es ein Anliegen, den Kindern zu erklären, was Graffiti-Künstler dürfen und was nicht. Und natürlich hat er den Mädchen und Jungen gezeigt, wie die farbenfrohen Bilder entstehen. Zum Abschluss der Aktion hat die Gruppe die Rückwand eines kleinen Holzhäuschens auf dem Außengelände mit dem Logo des Waldheims gestaltet. Am Nachmittag machten die Kinder dann noch Sticker für Zuhause. Als Andenken, denn für dieses Jahr ist die Waldheim-Zeit im Dachswald schon wieder vorbei.

Für Scheck und seine Mitstreiter geht die Arbeit damit von vorn los. „Für uns ist das fast ein Ganzjahresjob“, sagt der Leiter des Waldheims. Denn zur Organisation der Ferienbetreuung gehört weit mehr als drei Wochen vor Ort zu sein. „Wir brauchen ein Team, ehrenamtliche Helfer in der Küche und ein Programm“, nennt Scheck ein paar Beispiele. Zudem müssen neue Mitarbeiter vorab geschult werden. Doch nach all den Jahren hat Daniel Scheck noch längst nicht die Lust an seiner ehrenamtlichen Arbeit verloren. Ihm geht es um die Sache: „Die Kinder sollen bei uns noch einmal richtig Kind sein können“, sagt Scheck. Dafür lohne sich der ganze Aufwand. Und zum Dank gebe es neben einem silbernen Luftballon vor allem jede Menge glückliche Mädchen und Jungen.