Seit einem Jahr gibt es die Waldkindergärten der Naturkinder Flacht. Das Konzept kommt an.
Enzkreis - Susi ist der große Star am Freitagvormittag. Mit großen Augen schart sich eine Gruppe Jungen und Mädchen um das schneeweiße Pony. Die Kleinen gehören zum Waldkindergarten Heimsheim. Einmal in der Woche ist dort „Ponytag“, dann geht es zum benachbarten Barockreitzentrum, wo die Kinder unter Aufsicht erst zwei Boxen ausmisten und zwei Ponys putzen und striegeln. Danach dürfen sie auch mal aufsitzen und streicheln.
Seit fast einem Jahr leiten die Naturkinder Flacht, ein Verein aus Weissach, den Waldkindergarten Heimsheim. In Mönsheim existiert ihr Naturkindergarten bereits seit September 2016. Längst sind die Erzieher, bestehend aus vier Vollzeit- und vier Teilzeitkräften, ein eingespieltes Team, und die Gruppen sind voll belegt. Und so fällt nach diesem ersten Jahr nicht nur die Bilanz von Evelyn Quass, der Vorsitzenden der Naturkinder Flacht, absolut positiv aus.
„Es läuft noch besser, als wir es uns vorgestellt haben“, sagt Thomas Fritsch, Bürgermeister von Mönsheim. Das Kindergarten-Team zeichne sich aus durch eine „Top-Organisation und gute Erzieher“, die Nachfragen seien stetig gestiegen. Mittlerweile seien sogar die Öffnungszeiten angepasst worden, um den Wünschen der Eltern entgegenzukommen. Auch der Bürgermeister von Heimsheim, Jürgen Troll, zeigt sich sehr angetan. Entsprechende Rückmeldungen habe er auch aus der Bevölkerung erhalten. „Es ist auch schön zu sehen, mit wie wenigen Mitteln sie den Platz so schön gestaltet haben.“ Beispielsweise haben die Naturkinder die Palisaden zum benachbarten Waldspielplatz bunt gestrichen.
Keine Probleme mit dem Grillplatz
Der Heimsheimer Waldspielplatz, oder besser gesagt: der angrenzende Grillplatz, stellte in der Planung immer eine Art „Schluckauf“ für das Projekt dar. Denn der Grillplatz wurde oft zweckentfremdet und von ungebetenen Gästen zugemüllt. Die Befürchtungen, das könnte Schwierigkeiten für den Waldkindergarten bedeuten, haben sich aber nicht bestätigt, berichtet Evelyn Quass. „Natürlich laufen wir morgens rum und machen sauber“, bislang sei aber alles im Rahmen geblieben. „Wir hatten auch noch nie Probleme mit Vandalismus oder so etwas.“ Auch sonst habe sich das Jahr über alles prima entwickelt. „Die Zusammenarbeit mit den Gemeinden läuft super, wir haben eine tolle Elternschaft und tolle Kinder“, bilanziert Evelyn Quass.
Die Naturkindergärten wurden vergangenes Jahr eingeführt als Ergänzung zu den kommunalen Kindergärten. Nachdem die Naturkinder Flacht in ihrer Heimatgemeinde Weissach mit ihrer Idee auf einige Widerstände gestoßen waren, haben sie ihr Konzept nun erfolgreich im Enzkreis umgesetzt. Die Kindergärten werden zu großen Teilen durch Elternbeiträge und die beiden Gemeinden finanziert. Einen Restbetrag bringt der Verein selbst auf, beispielsweise über Feste oder zusätzliche Betreuungsangebote wie Waldspielgruppen.
Mehr Zusatzangebote geplant
Gerade diese Zusatzangebote möchten die Naturkinder in Zukunft gerne ausweiten, um auch Schulkinder und ältere Jugendliche für das Leben in Wald und Natur zu begeistern. „Wir möchten gerne alle Kinder zwischen 1 und 16 Jahren mitnehmen“, sagt Quass.
Einerseits könnten so die einstigen Kindergarten-Besucher, die in die Schule kommen, auch weiterhin in „ihren“ Wäldern bleiben und spielen. Andererseits könnte man so vielleicht auch Kinder und Jugendliche erreichen, die bisher noch kaum oder gar nicht in Berührung mit Aktivitäten in Wald und Flur gekommen sind. Beides komme in der Waldgruppe für Grundschulkinder in Heimsheim bereits zum Tragen, sagt Quass. Für ältere Jugendliche wären zum Beispiel Freizeiten und ähnliche Projekte geeignet, glaubt sie. „Mit 16 kann man dann wirklich auch mal Holz hacken oder eine eigene Hütte bauen“, sagt Quass. „Perspektivisch wollen wir nächstes Jahr damit anfangen, neue Projekte zu starten.“
Eröffnungsfest
Der Waldkindergarten Heimsheim feiert sein Eröffnungsfest am Samstag, 30. September. Um 15 Uhr geht es los. Zu finden ist das Gelände der Naturkinder am Waldspielplatz (Am Mittelberg) oberhalb des Barockreitzentrums. Erwachsene können sich dort ein Bild des Kindergartenalltags machen, für die jungen Besucher gibt es verschiedene Spiel- und Bastelangebote.
Angebote der Naturkinder Flacht
Die Naturkinder Flacht betreiben im Enzkreis zwei Natur- und Waldkindergärten mit jeweils einer Gruppe – die „Wilden Wichtel“ in Heimsheim (Am Mittelberg) und die „Waschbären“ in Mönsheim (bei den Sportplätzen im Radclub-Vereinsheim). Weitere Betreuungsangebote sind die Waldspielgruppen.
Bei den „Sonnenkäfern“ in Mönsheim werden Ein- bis Dreijährige (auch als Vorbereitung auf den Waldkindergarten) mittwochs von 9 bis 11 Uhr betreut, hier sind die Eltern mit von der Partie. Die „Waldpiraten“, dienstags von 15 bis 17 Uhr, sind ein Angebot für Zweieinhalb- bis Sechsjährige – ohne Eltern. Entsprechende Waldgruppen gibt es in Heimsheim: Montags treffen sich die „Mini-Wichtel“ von 8 bis 11 Uhr (mit Eltern), die „Waldräuber“ von 15 bis 17 Uhr (ohne Eltern).
Neuerdings gibt es in Heimsheim auch ein Angebot für Grundschulkinder. Die „Waldwölfe“ treffen sich freitags von 15 bis 17.30 Uhr. Zum Betreuungsprogramm gehören viele Aktivitäten im Freien wie Hütten bauen, kochen am offenen Feuer, Waldrallyes, schnitzen und basteln und Tiere bestimmen.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.naturkinder-flacht.de und telefonisch unter 0 15 75 / 0 15 09 94.kle