Die Waldorfkrippe Avalon will eine naturnahe Kita in der Umgebung von Stuttgart-Degerloch bauen. Geplant sind stabile Zelte, in die sich die Kinder zurückziehen können, wenn sie nicht draußen sind. Doch die Eltern kassieren einen Rückschlag nach dem anderen...

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Degerloch - Die Nachfrage ist da: Insgesamt 450 Kinder stehen derzeit auf der Warteliste des Waldorfkindergartens Avalon in Degerloch. Laut der Leiterin, Ana Paula Pinto, hat die Nachfrage zu einem großen Teil mit den Plänen für eine Jurtenkrippe zu tun. In dem Kindergarten mitten in der Natur sollen die Kinder ein Verständnis für den Ursprung der Dinge entwickeln und sich zugleich jederzeit in warme Jurten zurückziehen können. Als Jurten wurden ursprünglich stabile und mobile Nomadenzelte bezeichnet. Bis heute nutzen sie beispielsweise einige Mongolen, die noch umherziehen.

 

Der Degerlocher Waldorfkindergarten will nicht mit seinen Jurten umherziehen – im Gegenteil: Die Eltern und Erzieher suchen nach einem Platz, wo sie sich dauerhaft mit ihrer Jurtenkrippe niederlassen können. Doch diese Suche gestaltet sich bisher kompliziert.

Auf der Waldau klappt es nicht

„Es hat leider nicht geklappt, dass wir auf die Wiese gegenüber dem Luftbad-Verein auf der Waldau unseren Jurtenkindergarten aufbauen können“, sagt Daniel Fels, Vorstandsmitglied des Trägervereins und Vater eines zweijährigen Sohns. Diese Idee war vor anderthalb Jahren im Gespräch, der Luftbad-Verein und der Degerlocher Bezirksbeirat reagierten damals begeistert – allerdings machte die Stuttgarter Stadtverwaltung nicht mit: „Das Gelände soll reine Sportstätte bleiben“, erläutert Fels.

Auch ein Angebot der Stadt, auf ein Gelände im Möhringer Stadtteil Fasanenhof zu ziehen, hat sich als unrealistisch herausgestellt. Bei einem Termin vor Ort stellte sich heraus, dass das Grundstück, auf dem die Pavillons der Fasanenhofschule stehen und Flüchtlinge untergebracht waren, noch nicht freigegeben ist und es offenbar noch Jahre dauern kann, bis dort etwas Neues entstehen kann.

Nun müssen sich die Eltern wieder auf die Suche nach einer landwirtschaftlichen Fläche, einem großen Schrebergarten oder anderem Gelände begeben, auf dem ein Jurtendorf gebaut werden kann. „Das Problem ist, dass wir kein reguläres Bauland kaufen können und wollen, das gibt es in Stuttgart kaum, und es ist für uns als privater Kindergarten auch unbezahlbar“, sagt Andrea Gebhardt. Sie hat eine vierjährige Tochter im Avalon-Kindergarten. „Wir wollen ja auch kein richtiges Kindergartengebäude bauen, sondern Jurten, die man bei Bedarf ohne Spuren zu hinterlassen, wieder abbauen kann.“ Aus diesem Grund hoffen die Eltern und Erzieher, dass die Stadt ihnen eine Ausnahmeregelung gewährt, so dass auf einer Fläche, die kein originäres Bauland ist, das Jurtendorf entstehen kann. Ähnliche Regelungen gibt es beispielsweise bei Gärtnereien oder Schrebergärten, wo die Besitzer Schuppen oder Häuser bis zu einer bestimmten Größe auf dem Gelände errichten dürfen.

Im Ostalbkreis gibt es eine Jurtenkrippe

Dass dies generell möglich ist, zeigt ein Beispiel aus Ruppertshofen im Ostalbkreis. Auch dort gibt es eine Jurtenkrippe, die von der Stadt genehmigt wurde. Nach diesem Vorbild soll auch das Jurtendorf in Degerloch entstehen: Mithilfe einer Fotovoltaikanlage soll das Zeltdorf mit Energie versorgt werden, geheizt werden soll mit Holzpellets. Rund um die Jurten herum soll eine große Holzterrasse entstehen. Die Kinder sollen in der Krippe unter anderem den Obst- und Gemüseanbau kennenlernen, backen und töpfern.

„Wir wollen die Jurten auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen, so dass dort abends oder am Wochenende Veranstaltungen und Seminare stattfinden können“, kündigt Fels an. Auch eine Kooperation mit Landwirten oder Gärtnern können sich die Eltern und Erzieher gut vorstellen. „Wenn wir etwa eine Fläche in der Nähe einer Gärtnerei oder eines Bauern finden, könnten diese den Kindern ihr Tun vermitteln, und wir können gemeinsam in der Natur arbeiten.“

Bestellt und angezahlt sind die Jurten schon seit einiger Zeit, jedoch ist den Eltern mittlerweile eine gewisse Resignation anzuhören: „Wir suchen nun schon so lange nach einem passenden Gelände. Das machen wir alles irgendwie nebenher“, sagt Daniel Fels. Zeitweise hätten sich die Eltern jede Woche getroffen – etwa um das 30-seitige Projektheft zu entwerfen, Ideen zu entwickeln und mögliche Flächen zu begutachten. „Durch die vielen Absagen verlieren wir so langsam an Zündkraft“, meint die Leiterin des Avalon-Waldorfkindergartens, Ana Paula Pinto. Und Andrea Gebhardt ergänzt: „Wir brauchen jetzt dringend eine Flächenidee. Spätestens alle fünf Jahre wechselt die Elternschaft, und es ist schade, wenn wir das Projekt immer weiter an die nächsten Eltern geben.“

Detaillierte Infos zu dem geplanten Jurtendorf des Waldorfkindergartens Avalon gibt es unter www.jurtendorf-avalon.de. Die Eltern und Erzieher freuen sich über sämtliche Tipps für ein naturnahes Grundstück in einer Größe zwischen 600 und 4000 Quadratmetern rund um Degerloch. Wer etwas weiß, kann sich direkt per E-Mail an den Kindergarten wenden: avalon.waldorfkinderkrippe@googlemail.com.