Die Idee von Sternekoch Armin Karrer für eine Nobelherberge auf dem Kappelberg hat sich im Herbst zerschlagen, die Kirche verhandelt jetzt mit der Stadt über einen Verkauf. Doch auch Waldheim-Fans stehen mit einem Rettungskonzept parat.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Fellbach - Ein Rutschenparadies und eine auch im Sommer nutzbare Rodelbahn, ein Bogenschieß-Parcours und eine Fitness-Strecke unter freiem Himmel: Nach den im Herbst 2018 gescheiterten Verkaufsgesprächen mit dem Sternekoch Armin Karrer bringt sich beim Waldschlössle auf dem Kappelberg jetzt eine Initiative aus Vereinssport und Waldheim-Fans mit eigenen Ideen für die künftige Nutzung ein. Erklärtes Ziel ist nicht nur, das nach dem jahrelangen Stillstand immer mehr vom Zahn der Zeit zernagte Idyll am Waldrand dauerhaft für Kinderfreizeiten zu sichern. Eine bereits ausgearbeitete Konzeption für Sanierung und Betrieb soll das Herzensanliegen vieler Fellbacher künftig ganzjährig mit Leben füllen.

 

Passiert ist seither nichts, auch in diesem Sommer wird der Nachwuchs aus Fellbach wieder auf den Oeffinger Tennwengert gekarrt werden

„Wir glauben, dass man das jetzt anschieben muss“, sagt Tilmann Wied. Gemeinsam mit dem als langjährigen Waldheim-Leiter bekannten Ralf Holzwarth hat der im Vorstand des SV Fellbach auch für die Liegenschaften zuständige Fellbacher bereits im Oktober versucht, der evangelischen Kirche einen Rettungsplan für das Waldschlössle schmackhaft zu machen. Zwei Monate später entschieden sich die kirchlichen Gremien allerdings, vorerst exklusiv mit der Stadt Fellbach über einen Verkauf zu verhandeln. Passiert ist seither nichts, auch in diesem Sommer wird der Nachwuchs aus Fellbach wieder auf den Oeffinger Tennwengert gekarrt werden, um im Waldheim seine Ferienzeit zu genießen. Ralf Holzwarth weiß um die Emotionen, die bei dem Gedanken an den ungeliebten Ausweichstandort mitschwingen: „Die Leute sehnen sich danach, dass das Waldheim wieder auf dem Kappelberg stattfindet – da, wo es hingehört“, sagt er.

Rund ums Waldschlössle könnte es Angebote für Breitensportler geben

Allein mit einer Ferienfreizeit allerdings dürfte es sich kaum rechnen, Geld ins Waldschlössle und die nötige Sanierung zu stecken. „Das wird auch für die Stadt ein Draufleg-Geschäft“, ist sich Tilmann Wied sicher. Längst haben er und Holzwarth im Fellbacher Rathaus angeklopft, im Januar durften sie ihren zweistufigen Rettungsplan im Ältestenrat vorstellen. Im Februar folgte ein vertiefendes Gespräch mit dem Fellbacher Sozialbürgermeister Johannes Berner und seiner fürs Baudezernat zuständigen Kollegin Beatrice Soltys. Anfang April befasste sich der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats schon mal hinter verschlossener Türe mit dem Konzept.

Die Idee: Um das Waldschlössle vor dem Verfall zu retten, muss es nicht nur akute Reparaturen, sondern auch eine breit aufgestellte Betreiberstruktur geben. Vorstellbar ist, dass der SV Fellbach seinen Platzmangel in der Stadt lindert und etwa Yoga-Kurse, Senioren-Tanz oder auch sein Kampfsport-Training auf den Kappelberg verlegt. Rund ums Waldschlössle könnte es Angebote für Breitensportler geben – Gymnastik für die älteren Generationen findet sich ebenso in der Vorschlagsliste wie Outdoor-Fitness, der Bogenschieß-Parcours oder auch eine Downhill-Strecke für ambitionierte Mountainbiker.

Selbst ein Ausbau als touristisches Ausflugsziel liegt für die Waldschlössle-Retter nicht aus der Welt

Interessiert an einer Nutzung ist laut Tilmann Wied auch der Naturschutzbund. Die Nabu-Leute könnten sich vorstellen, das Waldschlössle für Wochenendseminare zu nutzen, auch als Ausgangspunkt für Geo-Caching und Kindergeburtstage bietet sich die Immobilie an. „Wenn man das Waldschlössle wieder wachküssen will, braucht man viel Kreativität. Aber auf dem Kappelberg könnte wieder was entstehen, das die Menschen zusammenbringt“, wirbt Wied für das Konzept. Selbst ein Ausbau als touristisches Ausflugsziel liegt für die Waldschlössle-Retter nicht aus der Welt: Mit Sommerschlittenbahn, Niedrigseilgarten, einem Bolzplatz oder auch einem Erlebnispfad durch den Wald könnte das Areal auch zum attraktiven Anziehungspunkt für Schulausflüge und Firmen-Events werden. Übers Transportproblem für Besucher haben sich Tilmann Wied und Ralf Holzwarth jedenfalls schon mal ihre Gedanken gemacht. Mit Konstruktionszeichnungen und Längenschnitt ist in der Konzeption sogar eine Seilbahn enthalten, die Gäste von der Kelter der Fellbacher Weingärtner auf den Berg bringen könnte. „Wenn man das mal genau durchrechnet, ist das auch nicht teurer als ein Pendelverkehr mit dem Bus“, sagt Tilmann Wied.

Das freilich ist ebenso Zukunftsmusik wie die Frage nach der Betreiberstruktur und den Eigentumsverhältnissen. Sichert sich die Stadt das Waldschlössle, könnte möglicherweise eine Stiftung eine Lösung darstellen. Doch auch die Übergabe per Erbpacht an einen Trägerverein oder eine gemeinnützige Gesellschaft sind denkbar. Weil sie auf eine breite bürgerschaftliche Beteiligung setzen, wollen Holzwarth und Wied ihre Gedankenspiele auch öffentlich präsentieren. Am Freitag, 10. Mai, findet im Parkrestaurant um 18 Uhr ein Infoabend für interessierte Bürger statt.