Auch das zweite Baugesuch des Gastronomen Armin Karrer, die Gebäude auf dem Kappelberg zu erweitern, ist genehmigt. Trotz Einigkeit ist der Vertrag mit der Kirchengemeinde über den Kauf des Geländes immer noch nicht unterzeichnet.

Fellbach - Wieder ist eine Waldheimsaison in beiden 14-tägigen Abschnitten zu Ende gegangen. Wieder hat die Stadtranderholung für die Kinder und ehrenamtlichen Betreuer unter erschwerten Bedingungen stattgefunden: im Zelt und neben dem Sportplatz auf dem Tennwengert bei Oeffingen – im provisorischen Ausweichquartier. Derweil gammelt das angestammte Waldheimgebäude im Besitz der Kirchengemeinde in Fellbach hinter dem leerstehenden Restaurant Waldschlössle sanierungsbedürftig vor sich hin. Und keiner weiß so recht, wie es weitergeht. Außer vielleicht Mitglieder des Kirchengemeinderats in Fellbach. Dessen Sprecher aber sagen darüber nichts, als hätten sie ein Schweigegelübde wie in einem katholischen Kloster abgeleistet.

 

Der Sternegastronom Armin Karrer und Frau wollen das Restaurant und das Saalgebäude kaufen

Generationen von Fellbachern haben gute Erinnerungen an die Waldheimwochen. Und hätte die evangelische Gemeinde nicht unter dem Druck nachlassender Kirchensteuereinnahmen ein Immobilienkonzept unter anderem mit dem Verkauf des Waldheimgeländes erstellt, dann wären vielleicht auch in diesem Jahr die Eltern hinauf auf den Kappelberg zu den Zwischenfesten gepilgert und hätten sich an den Darbietungen ihrer Kinder erfreut. So aber regt sich Unmut an der gläubigen Basis. Er werde bald wegen der Immobilienpolitik der Kirchenoberen aus der Religionsgemeinschaft austreten, ließ ein empörter Leser die Redaktion kürzlich wissen.

Seit 2014 steht das Waldschlössle leer. Foto: Patricia Sigerist

Soviel ist bekannt: Der Sternegastronom Armin Karrer und Frau wollen das Restaurant und das Saalgebäude kaufen, sanieren und großzügig erweitern. Ihr erstes Baugesuch hat die Stadt Fellbach nach langem Tauziehen genehmigt. Doch die Vertragsverhandlungen um den Verkauf des Restaurantgebäudes einschließlich des Waldheimbaus aus dem Besitz der Kirchengemeinde an den Gastronomen sind trotzdem noch eine Hängepartie. Obwohl schon vor einem Jahr signalisiert wurde, dass sich Verkäufer und Käufer einig seien, sind die Verträge noch nicht unterschrieben. Warum, wurde nicht gesagt. Dass sich dies geändert hätte, ist nicht bekannt. Die Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Eva Bosch, lässt derzeit per E-Mail auf eine Anfrage unserer Zeitung nur verlauten, dass sie sich im Urlaub befindet. Das ist verständlich. Ein Halbsatz mit einem Hinweis zur Sache wäre allerdings auch willkommen gewesen. Öffentlich äußern wollte sich auch Armin Karrer bisher nicht.

Der Ball liege jedenfalls nicht im Feld der Stadtverwaltung

Mancher, der die ersten Pläne gesehen hat, ist über die Größe der zusätzlichen Restaurantflächen und die neue Gebäudehöhe an diesem prominenten Platz erschrocken. Vor einem halben Jahr wurde allerdings bekannt, dass Armin Karrer und seine Frau ein zweites, verkleinertes Baugesuch eingereicht haben. Dieser Bauantrag sei ebenfalls genehmigt worden, lässt sich die bei privaten Bauvorhaben verschwiegene Stadtverwaltung entlocken. Aber bevor ein roter Punkt als Baufreigabe erteilt wird, müsse der Bauherr noch ein nicht näher beschriebenes Gutachten erstellen lassen. Der Ball liege jedenfalls nicht im Feld der Stadtverwaltung.

Derweil wartet auch die Kirchengemeinde. Auf den Hinweis, dass sie für den Waldheim-Investor ziemlich viel Geduld aufbringt, sagt Kirchenpfleger Henning Kemna am Telefon ein klares „Ja“, in dem kein erkennbarer Unwille mitklingt. Die Familie Karrer hat eben als Alleinstellungsmerkmal einen Vorzug: Sie sagt und will beurkunden, dass auf dem Kappelberg nach dem Umbau wie früher das Ferienwaldheim stattfinden kann. Für die Kirchengemeinde eine feine Sache: Die Last der Gebäudeunterhaltung läge nicht mehr auf ihr.