Ein Maßnahmenpaket soll die Zahl der Unfälle am Walldorfer Kreuz senken. Doch weder die Polizei noch die Bürgermeisterin von Walldorf sind damit zufrieden.

Heidelberg - Auch nach der Entscheidung der Verkehrskommission des Regierungspräsidiums Karlsruhe zur Entschärfung des Unfallschwerpunkts am Walldorfer Kreuz gehen die Debatten über den unfallträchtigen Schnittpunkt von A 5 und  6 weiter. Die Kommission hatte vor einer Woche angekündigt, man wolle die Lage dort durch ein generelles Tempolimit von 80 Stundenkilometern sowie zusätzliche Stauwarnanlagen verbessern. „Ich glaube nicht, dass die bisher vorgesehenen Maßnahmen ausreichen“, erklärte dazu jetzt die Walldorfer Bürgermeisterin Christiane Staab (CDU). „Es ist ein erster Schritt, aber es müssen größere Maßnahmen kommen“, meinte sie.

 

Die Walldorfer Rathauschefin ärgert sich nicht nur über den bundesweiten Ruf ihrer Stadt als „Todesstreifen“, sondern sorgt sich mehr noch um ihre Feuerwehrleute. Sie seien inzwischen mindestens so oft bei schweren Unfällen auf der Autobahn im Einsatz wie bei der der örtlichen Brandbekämpfung. Immer wieder seien Tote und Verletzte zu bergen. „Das geht an die Substanz, die Belastung ist an der Grenze des Erträglichen“ sagte Staab. Vielen Pendler, die tagtäglich über das Walldorfer Kreuz führen, hätten „das Herz in der Hose“. Da brauche man „keine Feigenblattreduktion, sondern eine wirksame Beschränkung der Geschwindigkeit auf Stundenkilometer, die auch überwacht wird“, sagt Staab. „Wir müssen so weit runter gehen, dass es auch bei Lkw-Unfällen bei Sachschäden bleibt.“

„Tempo 80 nützt nichts gegen Lastwagenunfälle“

Auch Dieter Schäfer, der Leiter der Mannheimer Verkehrspolizeidirektion, die für das Kreuz zuständig ist, hält in Gefahrenbereichen eine Beschränkung auf 60 Stundenkilometer für Lastwagen für nötig. Außerdem brauche man ein Überholverbot für den Schwerverkehr, eine dauerhaft installierte Stauwarnung und permanente Geschwindigkeitskontrollen.

Der Beschluss der Karlsruher Kommission mit Tempo 80 für alle – Lastwagen dürfen nach der Straßenverkehrsordnung ja ohnehin nicht schneller sein – gehe nicht weit genug, um die Gefahr schwerer Lastwagenunfälle auf der A 5 zwischen Kronau und Walldorf in den Griff zu bekommen. „Die Beschränkung auf Tempo 80 wird die Unfall-Prävention nur auf Pkw-Seite verbessern, aber sie nützt nichts gegen die tödlichen Gefahren, die durch unaufmerksame oder abgelenkte Lkw-Fahrer am Ende eines Staus entstehen: Die 40-Tonner rollen damit weiterhin mit 89 Stundenkilometer auf die Staugefahr zu“, sagte Schäfer.

Gewerkschaft fordert automatischen Blitzer

Grund dafür sei die gängige Kontrollpraxis, wonach eine „richterliche Toleranz“ von drei Stundenkilometern berücksichtigt werden müsse und die Polizei landesweit erst bei einer Überschreitung um zusätzlich sechs Stundenkilometer einschreite, erläuterte der leitende Verkehrspolizist. Damit komme man auf 89 Stundenkilometer. „Vorher gibt es keine Sanktionen – das weiß jeder Lastwagenfahrer“, sagte Schäfer. Bei Tempo 60 könne hingegen man etwas tun: „Ab 70 würde geblitzt und ab 76 Stundenkilometern könnten schwarze Schafe abschreckend sanktioniert werden“, sagte Schäfer.

Unterstützung erhielt er von der Gewerkschaft der Polizei. Man hoffe, dass die von Innenminister Thomas Strobl (CDU) im Februar angekündigte Anschaffung eines Enforcement-Trailers – eines mobilen automatischen Blitzgeräts – „rasch umgesetzt wird“, erklärte GdP-Sprecher Thomas Mohr. „Denn wir haben einfach nicht das notwendige Personal, tägliche Messungen mit Polizisten durchzuführen“. Auch die Walldorfer Bürgermeisterin hofft auf rasche Abhilfe: „Man kann den Unfallschwerpunkt sicher entschärfen“, sagte sie. „Diese Aufgabe müssen die Verantwortlichen jetzt auch ernst nehmen“.