Die kapitalen Blutbuchen am Wallgraben im Synergiepark Stuttgart-Möhringen/Stuttgart-Vaihingen leiden. Nun wurde wieder ein Baum gefällt. Sind das Spätfolgen der Bauarbeiten am Streckenast der U 12 nach Dürrlewang?

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Möhringen/Vaihingen - Es ist ein trauriges Bild: Mit Kettensägen schneiden Arbeiter Ast für Ast von der Blutbuche, kürzen den Stamm Stück für Stück. Ende Februar musste der Baum am Wallgraben entfernt werden. Der Blick in die nähere Umgebung offenbart weitere Standorte, an denen nun kleine, schmale Bäume stehen – Nachpflanzungen für die Blutbuchen, die in den vergangenen Jahren gefällt wurden. Die meisten davon im Zuge der Bauarbeiten am Streckenast der Stadtbahnlinie U 12 nach Dürrlewang, andere erst in den Jahren danach, weil sie nicht mehr standsicher waren.

 

Die Stuttgarter Straßenbahn AG (SSB) spricht davon, dass der Lebensraum der Blutbuchen „umgestaltet und teilweise verkleinert“ werden musste. „Für das Lichtraumprofil war ein Baumrückschnitt erforderlich und Wurzeln mussten zurückgeschnitten werden“, teilt die Sprecherin Birgit Kiefer mit. Sie betont zugleich: „Baumerhaltung ist für die SSB-Planung ein wichtiger Aspekt. Ziel ist grundsätzlich, den Bestand zu erhalten.“

Die Bäume sollten bestmöglich geschützt werden

Das war auch den Bürgern wichtig gewesen und einer der Punkte, den sie früh in den Planungen zum Stadtbahnausbau angesprochen hatten. Auch die Vaihinger Bezirksbeiräte äußerten Bedenken, als es in einer Sitzung Anfang 2013 hieß, dass für die Bauarbeiten knapp 90 Bäume gefällt werden sollen, darunter 14 Blutbuchen. Stadt und SSB versicherten viele Nachpflanzungen, die verbleibenden Bäume sollten bestmöglich geschützt werden.

„Zum Schutz der Bäume waren baubegleitend tätig: ein Landschaftsarchitekt zur Bauüberwachung im Bereich der Bäume sowie eine Fachfirma für die erforderlichen Baumschutzmaßnahmen, wie zum Beispiel das Herstellen von Wurzelvorhängen, notwendige Schnittmaßnahmen, Aufasten der Bäume (um das erforderliche Lichtraumprofil zu erreichen) und Wässern der Bäume (deren Wurzeln zurückgeschnitten werden mussten)“, erklärt Jasmin Bühler, Sprecherin der Stadt, nach Rücksprache mit dem Garten-, Friedhofs- und Forstamt (GFF). Zusätzlich seien im Laufe der Baumaßnahme verschiedene Gutachter hinzugezogen worden, um die Statik und im weiteren Verlauf auch den Zustand der Bäume zu bewerten.

Gutachter gab keine gute Prognose für die Blutbuchen

Das scheint jedoch nur bedingt gefruchtet zu haben. „Laut einem vom GFF beauftragten Gutachten aus dem Jahr 2017 wurden 44 Buchen auf ihren Vitalitätszustand untersucht, bis dahin wurden bereits 17 der ursprünglich 61 Buchen gefällt“, so Bühler. Der Gutachter hatte damals für acht der Bäume keine gute Prognose abgegeben und empfahl die Fällung. Nach dem Jahr 2017 seien „mindestens zwei weitere Buchen“ gefällt worden, eine davon nun im Februar dieses Jahres.

„Es wurden zwar umfangreiche Maßnahmen zum Schutz der Bäume getroffen, aber Bäume sind Lebewesen: Man kann nie genau vorhersehen, wie sie bestimmte Eingriffe in ihren Lebensraum verkraften“, sagt Bühler. „So haben die Bäume wesentlich empfindlicher als von den Experten erwartet auf die Eingriffe in den Wurzel- und Kronenbereich reagiert und in der Folge Stammschäden durch die plötzliche Sonnenexposition erlitten.“ Die Bäume haben sozusagen einen Sonnenbrand erlitten. Zum Schutz hatte die Stadt daraufhin an einigen Stämmen weiße „Schutzfarbe“ aufgetragen.

Und noch ein weiteres Problem macht den Bäumen am Wallgraben zu schaffen, sagt die Verwaltung; die seit 2003 immer wieder auftretenden „heißen, viel zu trockenen Sommer und die Trockenheit im Winter beziehungsweise Frühjahr“ setzten Buchen generell stark zu, nicht nur denen im Straßenraum, sondern auch den Buchen im Wald. Das GFF hoffe, dass sich die neu gepflanzten Bäume entlang der U-12-Trasse, 23 Blutbuchen an der Zahl, nun möglichst schnell gut entwickeln.