In der Nacht zum 1. Mai, dem Tag der heiligen Walburga, versammeln sich nach altem Volksglauben die Hexen auf dem Blocksberg und zeugen den Frühling.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Bonn - Ihre Wurzel hat die Walpurgisnacht in heidnischen Frühjahrsbräuchen, bei denen die Ankunft des Frühlings mit nächtlichen Freudenfeuern gefeiert wurde. Nach altem Volksglauben vertreiben in dieser Nacht die germanischen Götter Wotan und Freya die Winter-Dämonen und zeugen den Frühling. Hexen reiten auf Besen, Mistgabeln, Schweinen oder Böcken zum Hexensabbat.

 

Die Volkskundler des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) sind sich allerdings sicher, dass die Walpurgisnacht ursprünglich nichts mit Hexen zu tun hatte. Nach ihren Recherchen wurde der 1. Mai seit dem 8. Jahrhundert als Tag der Waffenschau der Wehrfähigen begangen, schreibt der Volkskundler Alois Döring. Mit diesem Musterungstermin könnte das Recht zusammenhängen, vor dem Eintritt in den Militärdienst noch einmal ausgiebig „über die Stränge zu schlagen“.

Faust und das Hexen-Einmaleins

Fest steht, dass die Nacht zum 1. Mai zwar ihren Namen von der heiligen Walburga bekam, sonst aber nichts mit ihr zu tun hat. Die aus England stammende und 779 oder 780 gestorbene Heidenheimer Äbtissin Walburga, deren Gebeine in Eichstätt bestattet sind, wurde durch Papst Hadrian II. (867 bis 872) heiliggesprochen.

Richtig populär wurde die Walpurgisnacht durch Goethes „Faust“. Darin überredet Mephisto Faust, an einer Hexenfeier teilzunehmen. „Dort strömt die Menge zu dem Bösen; da muss sich manches Rätsel lösen“, hofft der verzweifelte Forscher.

Hexensabbat

Tatsächlich war die vermeintliche Teilnahme an solch einem „Hexensabbat“ ein Hauptanklagepunkt bei zahlreichen Hexenprozessen der frühen Neuzeit. Nach heutigen Schätzungen fielen dem Hexenwahn bis zu 60 000 Frauen, Männer, sogar Kinder zum Opfer, fast die Hälfte davon in Deutschland.