In der Nacht zum 1. Mai, dem Tag der heiligen Walburga, versammeln sich nach altem Volksglauben die Hexen auf dem Blocksberg im Harz und feiern Hexensabbat. Wir erklären Ursprung und Bedeutung der Walpurgisnacht.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Ihre Wurzel hat die Walpurgisnacht in heidnischen Frühjahrsbräuchen, bei denen die Ankunft des Frühlings mit nächtlichen Freudenfeuern gefeiert wurde. Nach altem Volksglauben vertreiben in dieser Nacht die germanischen Götter Wotan und Freya die Winter-Dämonen und zeugen den Frühling.

 

Keltisches Fest Beltane

Ursprünglich wurde in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai mit dem keltischen Beltane eines der größten heidnischen Frühlingsfeste gefeiert. Ganze Dorfgemeinschaften trafen sich aus diesem Anlass zum Tanzen und Schmausen an bestimmten Orten im Wald oder auf einem Hügel.

Nachdem seitens der kirchlichen Obrigkeit derartige Feste als verwerflicher „Heidenspuk“ verboten worden waren, wurden sie im Mittelalter zum so genannten „Hexensabbat“ umgemünzt, den jeder ehrbare Mensch fortan zu meiden und zu fürchten hatte.

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Hexenritt auf dem Blocksberg

Dem Volksmund nach trafen sich die Hexen zunächst am Hexentanzplatz in Thale im Harz und ritten dann auf ihren Besen hinauf zum Brocken, um mit dem Teufel zu tanzen.

Wie unzählige Legenden und Sagen berichten, sollen sie in der Walpurgisnacht auch auf Katzen oder Ziegenböcken auf den Blocksberg reiten, um am großen Hexentanz teilzunehmen. Bevor sie jedoch dort und auf vielen anderen – zumeist nur in der jeweiligen Region bekannten – „Hexentanzplätzen“ mit dem Teufel das Tanzbein schwingen, treiben sie auf ihrer Reise allerlei Schabernack und richten so manchen Schaden an.

Richtig populär wurde die Walpurgisnacht durch Goethes „Faust“. Darin überredet Mephisto Faust, an einer Hexenfeier teilzunehmen. „Dort strömt die Menge zu dem Bösen; da muss sich manches Rätsel lösen“, hofft der verzweifelte Faust.

Namensgeberin Walburga

Die Volkskundler des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) sind sich allerdings sicher, dass die Walpurgisnacht ursprünglich nichts mit Hexen zu tun hatte. Nach ihren Recherchen wurde der 1. Mai seit dem 8. Jahrhundert als Tag der Waffenschau der Wehrfähigen begangen. Mit diesem Musterungstermin könnte das Recht zusammenhängen, vor dem Eintritt in den Militärdienst noch einmal ausgiebig „über die Stränge zu schlagen“.

Fest steht, dass die Nacht zum 1. Mai zwar ihren Namen von der heiligen Walburga bekam, sonst aber nichts mit ihr zu tun hat. Die aus England stammende und 779 oder 780 gestorbene Heidenheimer Äbtissin Walburga, deren Gebeine in Eichstätt bestattet sind, wurde durch Papst Hadrian II. (867 bis 872) heiliggesprochen.

Walpurgisnacht im Volksglauben

Um ihrem dämonischen Treiben ein wenig Einhalt zu gebieten, wurde in der Walpurgisnacht vielerorts mit den als geweiht geltenden Glocken geläutet. Der Klang sollte die Hexen vertreiben und sie davon abhalten, von den Kirchenglocken ein Stück abzubeißen.

Dennoch – so warnte der Volksglaube – sind in dieser Nacht alle Zaubermächte entfesselt: Menschen können ganz nach Belieben gewandelt oder verwandelt werden. Pflanzen stellen ihr Wachstum ein, und Wasser kann zu Wein werden.

Besonderen Gefahren sind die Kühe im Stall ausgesetzt, da die nächtlichen Besucherinnen versuchen, die Milch zu verhexen. Um das zu verhindern, stellten die Bauern zwei gekreuzte Besen vor die Stalltüren. Sie galten als unüberwindbare Barriere für umherziehende Hexen. Ein einzelner Besen durfte indes nicht auf dem Hof oder vor dem Haus zurückbleiben. Er hätte ansonsten einer Hexe als Transportmittel dienen können.

Frauen über Jahrhunderte als Hexen verfolgt

Die Alte, die Zauberin, die Magierin – es gibt einige Synonyme für Hexe, die wohl stets eine Wissende war, mit Kräutern heilen und vielleicht nicht hellsehen, aber doch Zusammenhänge deuten konnte. Wissen aber beanspruchte einzig und allein der Klerus für sich. Deshalb wurden wissende Frauen als Hexen dämonisiert und verfolgt.

Sogar Hebammen wurden als Hexen diffamiert und als Hexen verbrannt. So erging es vielen wissenden Frauen im ganzen Land, besonders aber im Harz, einem Schwerpunkt der Hexenverfolgung. In ganz Europa geht man von rund 50 000 Frauen aus, die dämonisiert und als Hexen verbrannt wurden.

Tatsächlich war die vermeintliche Teilnahme an solch einem „Hexensabbat“ ein Hauptanklagepunkt bei zahlreichen Hexenprozessen der frühen Neuzeit. Nach heutigen Schätzungen fielen dem Hexenwahn bis zu 60 000 Frauen, Männer, sogar Kinder zum Opfer, fast die Hälfte davon in Deutschland.

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