Renée Wirtgen schiebt die Fuhre auf den Rollwagen und öffnet die stählerne Ofentür. Langsam gleitet die Wanne über den Schamottboden, einen feuerfesten Baustoff, aus dem auch Kamine, Pizzasteine und Kachelöfen bestehen. Die Temperatur im Ofen liegt konstant bei 850 Grad. Wirtgen führt der Anlage immer wieder Sauerstoff zu, damit die Verbrennung möglichst gleichmäßig verläuft.

 

Nach etwa eineinhalb Stunden ist der Körper verbrannt. Mit einem Schieber drückt Wirtgen die Überbleibsel in die Auskühlzone. Übrig bleibt fast das gesamte Skelett, feine Knöchelchen, die aber keine mehr sind, sondern lose zusammenhängende Gebilde aus Calcium und Salzen. Schon wenn Wirtgen das ausgekühlte Skelett aus der Wanne in die Aschemühle schüttet, zerfällt es zu feinen Stücken. Eisenschlägel zermahlen den Rest krächzend zu einem Granulat. Zum Schluss schüttet Wirtgen die Asche in das Tütchen mit dem Schamottstein.

Daisy, die Katze, hat diese Prozedur noch vor sich. Helga Hoheneder steht im Abschiedszimmer vor dem Rollwagen und spricht leise letzte Worte. Kurz streicht sie über die rasierte Stelle an Daisys Bein, an dem die Infusion hing. „Sie hatte ein schönes, verwöhntes Leben“, sagt sie und lächelt. „Du warst schon eine kleine Diva.“ Jetzt werden auch ihre Augen wässrig. Mit dem Taschentuch wischt sie ihre Tränen aus dem Gesicht und geht zur Tür. „Tschüss mein Mäuschen, mach’s gut.“