Nach sieben Spielen in Folge ohne einen Sieg bezwangen die Walter Tigers Tübingen die hochgehandelten MHP Riesen Ludwigsburg verdient mit 94:84 (51:40). Der Schlüssel zum Erfolg war – der Kopf.

Tübingen - Beim Stand von 63:63 passierte am Samstagabend im Derby zwischen den Walter Tigers Tübingen und den MHP Riesen Ludwigsburg etwas, das wohl die meisten der 3132 Zuschauer in der Paul-Horn-Arena übersehen hatten. Aber es zeigte genau, wo die Probleme der Tübinger in der Hinrunde lagen und woran der neue Trainer Tyron McCoy in der knapp zweiwöchigen Pause mit seinem Team gearbeitet hat. Bei eben diesem Spielstand bekam Toarlyn Fitzpatrick den Ball gepasst – und versenkte einen Drei-Punkte-Wurf zur erneuten Führung. Beim Zurücklaufen klopfte der Werfer seinen Zeigefinger gegen die Schläfe. „Reine Kopfsache“ – das war die Botschaft.

 

Nach sieben Spielen in Folge ohne einen Sieg bezwangen die Walter Tigers Tübingen die hochgehandelten MHP Riesen Ludwigsburg verdient mit 94:84 (51:40). Der Schlüssel zum Erfolg war, wie von Fitzpatrick angezeigt, der Kopf. Den schienen die MHP Riesen, die unter der Woche noch in Russland im Eurocup angetreten waren, auch dort vergessen zu haben. Fahrig spielten die Gäste, die Wurfausbeute war nicht gut, die Intensität stimmte nicht. Und das lag vor allem daran, dass die Tübinger exzellent spielten.

Tübingen agiert in der Offensive vielseitig

Der Ball lief durch die eigenen Reihen, wie sonst nur bei Spitzenteams, dabei wurden alle Spieler in den Angriff eingebunden. Diese Spielweise ist auch ein Verdienst des neuen Trainers McCoy, der seinen Akteuren neues Selbstvertrauen schenkte. Davon zeugt auch die starke Trefferquote von fast 56 Prozent.

Was die Tübinger gegen Ludwigsburg stark machte, war auch, dass sie alle Facetten in der Offensive aufboten. Aus der Distanz waren sie gefährlich, und weil die Ludwigsburger dadurch näher an ihren Gegenspielern verteidigen mussten, boten sich Räume unter dem Korb, den die großen, schweren Jungs für sich nutzten – so wie etwa wie Bogdan Radosavljevic, der mit 13 Punkten und nur einem verworfenen Versuch ein glänzendes Spiel hinlegte.

Ludwigsburg kommt noch einmal heran

Doch als der Tübinger Vorsprung, der Mitte des zweiten Viertels zwischenzeitlich 21 Punkte betrug, dann langsam schmolz, waren sich viele in der Arena sicher, dass es so laufen würde, wie in den vergangenen Wochen. Ganz nach dem Motto: „Gut gespielt, aber es hat wieder nicht gereicht“. Denn Ludwigsburg fand ins Spiel zurück, vor allem durch Kerron Johnson (14 Punkte) und Mustafa Shakur (18), die erstmals gemeinsam in einem Bundesligaspiel auf dem Parkett standen. Ludwigsburg ging dank ihnen sogar in Führung.

Doch dann kam das neue Tübingen. Das Tübingen, das Spiele im Kopf gewinnt, das Tübingen, das nicht knapp verliert, sondern diese engen, mental schwierigen Spiele für sich entscheidet – zumindest an diesem Samstagabend. Fitzpatrick warf seine Mannschaft mit dem Dreier beim 63:63 wieder in Führung. Und sein Trainer zeigte in einem emotionalen Ausbruch, dass seine Mannschaft jetzt nicht locker lassen durfte.

Der Ball läuft flüssig durch die Reihen der Tigers

Das ist übrigens noch etwas, das sich in Tübingen geändert hat. Die Emotionalität an der Seitenlinie. Auch McCoys Vorgänger Igor Perovic zeigte sie, trug sie aber oft nur in seinen Auszeiten zur Schau – meistens wenn er böse war. Tyron McCoy agiert anders. Er freut sich über wichtige Körbe und treibt die Truppe mit wilden Gesten an. „Auch als Ludwigsburg rangekommen ist, haben wir unser Spiel beibehalten und nicht aufgegeben“, sagte McCoy.

Am Ende hatte Tübingen auch trotz des knappen Spiels seinen Spielwitz und seine Idee, Basketball zu spielen, nicht vergessen. Der Ball lief weiter über alle Stationen, das Zusammenspiel funktionierte, Ludwigsburg kam nicht mehr hinterher, und Tübingen zog davon. Das lag aber teilweise auch daran, dass Ludwigsburg nicht ganz frisch wirkte. Mussten die Barockstädter dafür bezahlen, dass sie durch ihre Eurocup-Teilnahme bereits zwölf Spiele mehr machen mussten als die Tübinger?

Nur 72 Stunden nach der knappen Eurocup-Niederlage bei Zenit St. Petersburg waren Johnson und Shakur jeweils über 30 Minuten im Einsatz – sie wirkten auch mental etwas müde. Die erholten Tübinger haben das ausgenutzt. Reine Kopfsache.