Der Trainer der Walter Tigers will die abstiegsbedrohten Tübinger in der Basketball-Bundesliga nach oben führen – und das Derby zu Hause gegen die MHP Riesen Ludwigsburg gewinnen.

Tübingen - Er hat sich schon immer von unten nach oben gearbeitet. Als Spieler vom Maltesischen Erstligisten Floriana, über die österreichische Liga – bis in die Spitzenteams der Basketball-Bundesliga. Und auch als Trainer ging er diesen Weg: vom Co-Trainer zum Chefcoach. Dabei war er fast immer erfolgreich. Doch die jetzt übernommene Aufgabe könnte knifflig werden. Von unten nach oben soll es für Tyron McCoy auch bei den Walter Tigers Tübingen gehen.

 

Platz 16 nach der Hinrunde, punktgleich mit Göttingen, das auf dem Abstiegsplatz steht – keine einfache Voraussetzung für einen Trainer, der das Team erst vor Kurzem übernommen hat. „Es klingt simpel, aber: Wir müssen in der Rückrunde mehr Spiele gewinnen“, sagt McCoy. Von unten nach oben, er will es verwirklichen in Tübingen.

Der US-Amerikaner kam kurz nach Weihnachten, nachdem sich der langjährige Tigers-Coach Igor Perovic zuvor zu einem Rücktritt entschieden hatte. „Ich fühle mich leer und benötige eine Auszeit“, hatte Perovic, der sowohl als Spieler als auch als Trainer für die Tigers aktiv war, nach der Heimspielniederlage gegen Bonn gesagt. Er könne seinen Vorgänger sehr gut verstehen, sagt McCoy. Dieses Gefühl der Leere nachzuempfinden, sei für Leute schwierig, die niemals Cheftrainer gewesen seien. „Vor allem der Druck, mit dem man jeden Tag zu leben hat, ist unglaublich groß“, sagt Tyron McCoy.

Seit fast 18 Jahren ist Tyron McCoy schon in Deutschland

Der erste Kontakt zwischen Tübingen und McCoy entstand um Weihnachten herum, direkt nach der Hiobsbotschaft vom Rücktritt des Trainers Perovic. Robert Wintermantel, Geschäftsführer der Walter Tigers Tübingen, kam auf Tyron McCoy zu. „Ich wusste, was Robert für ein Typ ist. Wir hatten gute Gespräche“, sagt der Coach, der auch als Spieler schon immer großen Wert darauf legte, nicht dorthin zu gehen, wo es am meisten Geld gibt, sondern dorthin, wo er sich wohlfühlt. „Deshalb bin ich seit fast 18 Jahren in Deutschland“, sagt er.

Aus ihrer Spielerkarriere kennen sich Wintermantel und McCoy noch – denn in der Saison 2000/2001 spielten sie gemeinsam für die Frankfurt Skyliners. In seiner noch jungen Trainerkarriere gefiel es McCoy eigentlich bisher überall, auch wenn er schon herbe Rückschläge hinnehmen musste – so wie im vergangenen Jahr. Als Chefcoach der Artland Dragons führte er die Mannschaft mehrmals in das Play-off-Halbfinale der Bundesliga, obwohl sie finanziell nicht zu den bestbestückten Clubs gehörten. Doch am Ende der vergangenen Saison gab der Mäzen das Ende seines Engagements beim Kleinstadtklub aus Quakenbrück bekannt und damit auch den Rückzug des Bundesligateams.

Zeit für die Ehefrau nach dem Aus in Quakenbrück

„Es war schon schwer anzusehen, wie alles, was wir aufgebaut hatten, plötzlich nicht mehr da war“, sagt McCoy. „Solch ein tolles Programm, wie wir dort hatten, wurde einfach aufgegeben – das ist wirklich traurig.“ Die Zeit zwischen der Auflösung seines alten Arbeitgebers und dem Neuanfang in Tübingen nutzte der 43-Jährige aber gut.

Er verbrachte viel Zeit mit seiner Ehefrau und ging zu anderen Basketballclubs, um dort zu hospitieren und neue Trainingsmethoden kennenzulernen. „Ich bin nun seit sieben Jahren Trainer und hatte kaum Zeit. Diese Auszeit habe ich sehr genossen. Gerade, dass ich auch mal Zeit für meine Frau hatte, war schön – das kam sonst eher selten vor“, sagt McCoy.

Mit neuem Elan startete er in seine Aufgabe bei den Tübingern. „Viel zu verändern war am Anfang schwer, ich konnte nur Details variieren“, sagt er. Zu mehr fehlte ihm die Zeit. Innerhalb von vier Tagen hatten die Tigers zwei Spiele gegen die Topteams aus München und Oldenburg. Aber seit dem 3. Januar kann er mit der Mannschaft endlich so arbeiten, wie er es möchte – erst am Samstag geht es weiter mit dem Auftakt in die Rückrunde.

„Defensiv müssen wir uns erheblich verbessern, im Angriff sind wir bereits eine gute Mannschaft“, sagte der Trainer bei seinem Antritt in Tübingen. Ob er es geschafft hat, genau daran zu arbeiten, zeigt sich am Samstag (20.30 Uhr) im Derby zu Hause gegen die MHP Riesen Ludwigsburg.

„Solche Spiele sind hart und intensiv“, sagt McCoy. Er weiß das, weil er auch in Ludwigsburg schon als Co-Trainer gearbeitet und diese Derbys miterlebt hat. Als Rick Stafford gefeuert wurde, damals Chefcoach von Ludwigsburg, übernahm Tyron McCoy die Mannschaft für ein Spiel als Interimstrainer. Gegner damals: Tübingen.