Nach dem Verzicht der Stuttgarter Straßenbahnen auf das Walz-Areal als Standort für ein neues Stadtbahndepot nimmt der Bezirksbeirat Stuttgart-Weilimdorf wieder anderweitige Nutzungen in den Blick.

Weilimdorf - Zu eng, in Sachen Lärm zu nahe an der Wohnbebauung, keine Möglichkeit für spätere Erweiterungen: Dies waren die Gründe, weshalb die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) Abstand nahm von dem wohl eine Zeitlang favorisierten Standort Walz-Areal für einen neuen Betriebshof für die Stadtbahn. Dies wurde in der letzten Sitzung des Bezirksbeirates im Rahmen der Information über die Standortsuche der SSB im Stadtbezirk offengelegt (wir berichteten). Ein Verzicht, der im Gremium wie eine Befreiung wirkte: Noch in derselben Sitzung wurde die Debatte über die perspektivische Nutzung des einstigen Gärtnerei-Areals eröffnet.

 

Formaler Aufhänger war die Anfrage der Fraktion der Freien Wähler über die Nutzung des ans Walz-Areal angrenzenden, in städtischem Besitz befindlichen Grundstückes „Solitudestraße 111“, dass nach dem Abriss eines Mitgebäudes im Herbst brach liegt. Die Anfrage regt zwar vorderhand eine Nutzung der Fläche zur Optimierung der dort befindlichen, spitzwinkligen Zufahrt an, stellt dies aber auch in den Zusammenhang der Frage, „was aus dem Gesamtgelände zwischen Jugendhaus und Engelbergstraße einmal werden soll“.

Weiterentwicklung des ganzen Areals

Ein Ball, den zuerst Dieter Benz (SPD) aufnahm: „Sicher sollten wir uns Gedanken über die Zufahrt machen“, sagte er, „nachdem die SSB-Bebauung vom Tisch ist, geht es aber um die Weiterentwicklung des ganzen Areals. Es ist mehr als ärgerlich, dass wir da draußen seit Jahren nicht weiterkommen“, sagte Benz und regte an: „Dass die Vereine sich zusammentun und sich einigen. Und dort, wo das „Gebäude 111“ stand, sollte man ein Jugendhaus mit einem Saal hinstellen, den auch andere nutzen können“. Er befürchte, dass es mit den Interimsbauten, in denen Kita-Gruppen und Flüchtlinge untergebracht sind, gehen könnte wie öfters mit Interimsbauten: „Dass sie länger stehen werden, als ursprünglich geplant. Sollten sie wegkommen, können wir uns immer noch Gedanken machen über ein Familienzentrum.“

Ein solches hatte die Bezirksvorsteherin Ulrike Zich ins Spiel gebracht. Denn klar sei: „Die Stadt wird uns wohl kaum ein Forum bauen. Das kann es vermutlich nur in Symbiose mit der Jugendhausgesellschaft und in Kombination mit einem Jugendhausbau geben“. Sie verglich das mit dem „Modell Giebel“, wonach „eine Einrichtung für Kinder, ein Familienzentrum plus einem Forum-Saal entstehen könnte“. Laut Zich hätte ein solches Zentrum „den Charme, dass es von Vereinen, vom Jugendhaus und der Kita, aber auch für das Gymnastik-Angebot der SG Weilimdorf sowie vom Tanzkreis genutzt werden könnte“.

Politische Entscheidung

Im Übrigen gebe es „ämterübergreifende Überlegungen“ zur Nutzung des Walz-Areales, die könne man nun „wieder aus der Schublade holen als Diskussionsgrundlage für die Bevölkerung und alle bereits Beteiligten“, sagte Zich. In diesem Papier sei auch „Sporterweiterungsfläche“ vorgesehen, „denn der Bedarf ist nachgewiesen und akzeptiert“. Zugleich bestätigte Zich, dass „die Stiftung Liebenau immer noch an einer gärtnerischen Nutzung interessiert ist“. Kein ganz unwichtiger Aspekt: „Denn wenn die landwirtschaftliche Nutzung wegfällt, dann fällt auch die Zufahrt sofort weg,“ erklärte Zich. Auf Nachfrage unserer Zeitung nannte sie noch einen weiteren erhofften Nutzen bei einer Weiterbewirtschaftung durch die Stiftung: „Liebenau hat Interesse, dort einen Hofladen zu etablieren. Das wäre dann nicht zuletzt für Bergheim eine unmittelbare Verbesserung bei der Nahversorgung.“ Das weitere Vorgehen sei nun so: „Das vorliegende Papier muss dem Gemeinderat vorgestellt werden. Dann aber müssen wir auch in Weilimdorf grundsätzlich an die Frage herangehen, was wir als Stadtbezirk auf dem Areal wollen. Und dann muss man zu einer politischen Entscheidung kommen.“

Auch Michael Schrade (Freie Wähler) betonte, „dass man jetzt, wo die SSB ausscheidet, dranbleiben muss“. Zumal es „im Gemeinderat die Tendenz gibt, Wohnbebauung auf dem Areal zu prüfen“. Nun gehe es darum, „dass nicht Tatsachen geschaffen werden, die die von uns gewünschte Entwicklung behindern“.