16 Tage lang ist der Plieninger Michael Coils über die Schwäbische Alb gewandert – und hat dabei 6000 Euro für den guten Zweck gesammelt.

Plieningen - Wenn Michael Coils in der Mittagspause am Birkacher Feld spazieren geht, sieht er am Horizont die lange Silhouette der Schwäbischen Alb. „Diese ganze Strecke bin ich gelaufen“, sagt er und zeigt in die Ferne. Und das ist noch untertrieben, denn von Birkach aus sieht man nur einen kleinen Abschnitt der Berge. Michael Coils ist ganze 360 Kilometer in 16 Tagen über die Alb gelaufen – von Donauwörth in Bayern bis nach Tuttlingen.

 

Die Sponsoren gaben zusammen 6000 Euro

Pilgerreisen sieht Michael Coils eher skeptisch. Als er seine Fernwanderung plant, erwartet er keine spirituellen Erfahrungen. Es ist mehr ein Ersatz-Urlaub, weil er schon immer eine solche Wanderung machen wollte und die Corona-Pandemie ihn in diesem Jahr sowieso in Deutschland hält. Eine Auszeit soll es also sein, und zwar im Idealfall eine wohltätige: „Ich komme aus England und wer da bei einem Lauf mitmacht, bekommt keinen Startplatz, wenn er sich vorher nicht irgendeinen Sponsor sucht“, sagt Coils. Also macht er genau das und sammelt mit seiner Wanderung 6000 Euro für den Förderkreis krebskranke Kinder.

Seit 13 Jahren lassen sich der Plieninger und sein Laufteam jedes Jahr beim Stuttgarter Halbmarathon für den guten Zweck sponsern. Mittlerweile sind dadurch mehr als 100 000 Euro zusammengekommen. Der Förderkreis verwendet das Geld für die jährliche Aktion „Prima Klima“, bei der ehemalige Patienten einen fünftägigen Ausflug mit krebskranken Kindern aus dem Olgahospital machen. „Mir ist es wichtig, ein Projekt zu unterstützen, bei dem man auch mal vorbeigehen und gucken kann, wohin das Geld geht“, sagt Coils.

Am Anfang schmerze einfach alles, sagt der Plieninger

Da in diesem Jahr der Halbmarathon und andere Veranstaltungen, bei denen normalerweise Spenden zusammenkommen, ausgefallen sind, hat sich Michael Coils eben etwas anderes überlegt. „Ich war völlig baff, dass mich so viele Leute unterstützt haben“, sagt er, „und das in diesem Jahr, wo viele unsicher und von Kurzarbeit betroffen sind“. Die einzelnen Spendenbeträge reichten von 20 bis 700 Euro.

Die Wanderung selbst war für Michael Coils ein außergewöhnliches Erlebnis. „Die längste Strecke an einem Tag waren 30 Kilometer, also etwa 7,5 Stunden, das geht noch“, sagt er, „aber jeden Tag ist das anstrengend, am Anfang schmerzt einfach alles“. Viel Einsamkeit habe ihn auf seinem Weg begleitet – Ende September waren nicht viele andere Wanderer unterwegs. 8000 Höhenmeter hat er rauf und runter hinter sich gebracht. „Es ist schon eine Aufgabe, aber man genießt es, es gibt eine Wahnsinns-Natur da oben“, sagt Coils. Er ging durch Buchenwälder und entlang riesiger Freiflächen, dann wieder durch kleine Dörfer und an einem Tag hatte er sogar Fernsicht: der Hohenzollern, der Feldberg und der Testturm in Rottweil auf einen Blick. „Ich kann es nur jedem empfehlen“, sagt der 62-Jährige.

Dem alltäglichen Terminstress entkommen

Obwohl er die Wanderung nicht als Pilgerreise sieht, hat sie psychisch schon etwas mit ihm gemacht. „Man verändert die Perspektive“, sagt er „Am Anfang plant man immer, wie viele Kilometer man noch schaffen muss, um zum nächsten Ziel zu kommen, aber das wird irgendwann egal, weil man merkt, dass man sowieso ankommt. Man muss nur weitergehen.“ So konnte er zwei Wochen lang dem alltäglichen Terminstress entkommen und ein Stück mehr zu sich selbst finden.

An einem Tag haben ihn zwei Freunde aus seiner Laufgruppe begleitet. Auch sie bemühen sich beim Stuttgarter Halbmarathon um Sponsoren, die den Förderkreis krebskranke Kinder unterstützen. „Es ist eine kleine Bewegung daraus entstanden“, freut sich Coils, „irgendwann kann ich vielleicht nicht mehr mithalten und dann machen andere für mich weiter. Das ist sehr gut so, denn Kinder mit Krebs wird es leider immer geben“, sagt der Plieninger.