Wilhelm Wegmann und Gerhard Binder engagieren sich beim Degerlocher Albverein als Wegewarte. Wir erklären, warum ihre Arbeit so wichtig ist – und dringend Mitstreiter gesucht werden.

Degerloch - Rechts macht es schnipp, links schnapp. Wenn Wilhelm Wegmann und Gerhard Binder durch den Wald streifen, haben sie in der Regel die Gehölzschere im Anschlag. Zweige und Ranken, die in den Weg hineinragen, werden abgeknipst. Die Ordnungsliebe kommt nicht von ungefähr. Die Männer aus Birkach und Plieningen sind im Schwäbischen Albverein zuständig dafür, dass sich im Wald möglichst keiner verläuft. In der 600 Mitglieder starken Degerlocher Ortsgruppe sind sie die Wegewarte, außerdem im übergeordneten Stuttgarter Gau, dem 30 Ortsgruppen angehören, die Wegemeister. Aufgabe: Wanderrouten nicht verwildern lassen. Dazu gehört auch zu kontrollieren, ob Markierungen und Wegweiser gut sichtbar beziehungsweise überhaupt vorhanden sind.

 

20 000 Kilometer markierte Wanderwege

Es gibt jede Menge zu tun. Derzeit umfasst das Netz des Schwäbischen Albvereins rund 20 000 Kilometer markierter Wanderwege zwischen dem Taubertal und dem Bodensee. Knapp 700 Freiwillige schwärmen regelmäßig in ganz Württemberg aus. Auch Wilhelm Wegmann (68) und Gerhard Binder (71) marschieren zweimal im Jahr gezielt durch die Wälder rund um Degerloch. Hammer, Nageleisen, Klappsäge: In einem Körbchen haben sie alles dabei. Die erste Problemstelle ist rasch gefunden. Die Zweige einer Buche hängen am Fernsehturm zu weit über einen Wegzeiger. Etwas weiter, an der Ruhbank Richtung Sillenbuch, sind die Senioren mit der Beschilderung des Rot-Punkt-Wanderweges nicht zufrieden. Schnell werden ein zusätzliches Zeichen an einen Baum geschlagen und ein Aufkleber an einem Mast um einen Richtungspfeil ergänzt.

Seit Corona ist das Wandern populär wie nie. Massenhaft Menschen tummeln sich im Grünen. „Die Leute wollen auf den Parkplatz fahren und ohne Karte loslaufen“, sagt Binder. Allerdings: Diejenigen, die die Infrastruktur dafür aufrechterhalten, werden weniger. Wegepaten fehlen. Ein Grund ist laut Wegmann die „langsam schleichende Überalterung“ im Verein. Sein Mitstreiter stellt klar: „Die alten Wegewarte sterben aus, und die Jüngeren wollen sich nicht binden.“ Der Schwäbische Albverein sucht daher Neulinge. 841 Kilometer im Vereinsgebiet werden aktuell nicht betreut. Die Filderebene ist zwar recht gut versorgt, doch schon Richtung Schönaich wird das Problem sichtbar. 50 Kilometer sind dort verwaist. Rund um Ruit sind es zehn Kilometer, im Gebiet Warmbronn in der Nähe von Vaihingen sind 40 Kilometer ohne Aufsicht.

Schilder werden als Souvenirs gestohlen

Das kann Probleme bereiten. Im Schönbuch etwa komme es oft vor, dass sich Wanderer verlaufen – auch, weil Wege unzureichend markiert seien. Nach den Worten der Fachwarte werden regelmäßig Schilder als Souvenirs gestohlen, andere kommen bei Forstarbeiten abhanden, und wieder andere werden durch neue Zeichen verdeckt. All das muss jemand überprüfen. Als Gau-Wegemeister sind Gerhard Binder und Wilhelm Wegmann regelmäßig im Großraum Stuttgart unterwegs. „Auf meinem Fahrradtacho habe ich über 800 Kilometer drauf“, sagt Gerhard Binder. Aber auch dort, wo sich bereits Paten gefunden haben, ist der Albverein für Unterstützung dankbar. „Wegepaten sind trotzdem immer willkommen, weil das Bestreben ist, die Wegearbeit auf möglichst viele Schultern zu verteilen. Es ist immer gut, wenn Teams losgehen können, weil vieles zu zweit einfach leichter zu bewältigen ist“, erklärt Ute Dilg, die Sprecherin des Albvereins. Beim Duo aus Birkach und Plieningen klappt das wie am Schnürchen. Einer zieht an einem Ast, der andere schneidet. Wilhelm Wegmann betont: „In Degerloch haben wir drei weitere Wegepaten, die uns unterstützen.“

Mitstreiter gesucht: Wer sich in der Wegepflege engagieren möchte, kann sich in der Hauptgeschäftsstelle des Schwäbischen Albvereins bei Martina Steinmetz melden, Telefon 0711/2 25 85 13, E-Mail an wegereferentin@schwaebischer-albverein.de. Neulinge werden von erfahrenen Wegewarten angeleitet und können im Frühjahr eintägige Schulungen besuchen.