Früher als sonst sind Lurche und Kröten dieses Jahr aus dem Winterschlaf erwacht. Grund war der Wärmeeinbruch. Nun, da doch noch Winterwetter gekommen ist, erstarren sie erneut.

Stuttgart - Erstmalig konnte man bereits Anfang Januar erste Lurche beobachten. Im milden Bruchsal-Untergrombach waren sie bereits am siebten Januar zum Laichen unterwegs. Ende Januar wurden auch in Stuttgart Einzeltiere bei der Wanderung beobachtet. Seit dem Kälteeinbruch gab es jedoch keine Meldungen mehr. Weitere Aktivitäten sind somit erst nach einem Wetterwechsel zu erwarten.

 

Der Kälteeinbruch hat die Wanderung, die normalerweise erst im März beginnt, nun wieder gestoppt. Der Frühling kommt wankend, was für die wechselwarmen Amphibien ungünstig ist. Da sie ihre Körperwärme an die Außentemperatur anpassen, erwachen sie, sobald diese fünf bis acht Grad Celsius erreicht und fallen in einen erneuten Winterschlaf, sobald sie wieder deutlich sinkt.

Dass die Lurche in diesem Jahr besonders früh dran seien, unterliege natürlichen Schwankungen und sei erst mal nicht direkte Folge des Klimawandels, betont Fritz-Gerhard Link von der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg. Aber vor allem „der stockend kommende Frühling stört Amphibien im Winterschlaf.“ Und daran, dass die Jahreszeitenwechsel so schwankend kämen, sei durchaus der Klimawandel schuld.

Suche nach neuem Schlafplatz

Erwachte Amphibien kehren zum Laichen zu dem Gewässer zurück, in dem sie selbst als Kaulquappe gelebt haben. Dafür legen sie oft weite Strecken zurück. Wird es unterwegs wieder kalt, muss sich der wandernde Lurch einen neuen Schlafplatz suchen.

Um sich vor Fressfeinden zu schützen, gräbt sich die Kröte beispielsweise in Oberbodennischen ein. Schafft sie dies jedoch nicht rechtzeitig, erstarrt sie mitten auf dem Weg und ist so Fressfeinden ausgeliefert. Auch der Grasfrosch als Erstwanderer ist von der unstetigen Witterung betroffen. Ist er bereits in seinem Geburtsgewässer angekommen und hat gelaicht, kann ein erneuter Frost für einen Pilzbefall seines Laichs sorgen und den Frosch unter einer Eisdecke einschließen.

Plaungen für Helfer sind schwierig

Und nicht nur die Amphibien selbst, auch ihre Schützer haben es durch die unstetigen Lurchwanderungen schwerer. Krötenzäune und in den Boden eingelassene Eimer, die die Tiere vor der Straßenüberquerung schützen sollen, hätten im Grunde bereits jetzt aufgestellt werden müssen. Da es jedoch so überraschend wärmer wurde, ist dies nicht geschehen.

„Dass die Wanderung in Schüben und so überraschend einsetzt, macht die Planung für die freiwilligen Helfer um einiges komplizierter“, erklärt NABU-Umweltreferent Julian Heiermann. Gerade die Eimer vor den Krötenzäunen müssten regelmäßig geleert werden. Ehrenamtliche Helfer seien so spontan aber oft nicht verfügbar. Die Population verschiedener Amphibien drohe so zu schrumpfen.

Da es in Stuttgart nun vorerst wieder kalt ist, sind hier keine außerordentlichen Maßnahmen mehr geplant. Die Amphibien-Warnschilder und die Schutzzäune an der Solitude, Falkenstraße und Frauenkopf sollen in diesen Tagen aufgestellt werden, wie auch in den Jahren davor.