SUV? Geht bei den Jungen gar nicht mehr! Jetzt kommen sogar Warnhinweise gegen dicke Autos. Mit Spott machen Umweltschützer mobil gegen hohen CO2-Ausstoß. Unser Kolumnist fragt: Sind SUV-Fahrer die neuen Raucher?

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Dick, durstig, teuer – Geländelimousinen, sogenannte Sport Utility Vehicles (SUVs), vereinen gleich drei Aspekte der automobilen Unvernunft. Wer in ein höher gelegtes Fahrzeug steigt, fühlt sich erhaben, sicher, behütet vor den Gefahren des Verkehrs da unten. Das breitspurige, wuchtige Äußere ist oft ein Kaufargument (fast ein Viertel aller im vergangenen Jahr in Stuttgart zugelassenen Auto waren Straßenbullen). Das Gefühl der Überlegenheit hat bisher die Umsatzzahlen nach oben getrieben. Schlägt nun das Pendel zurück, weil das Gefühl der Scham nach und nach größer wird?

 

SUV? Geht bei den Jungen gar nicht mehr!

Die Future-Kids haben mit ihren Klimaprotesten Wahlen beeinflusst. Und sie lassen nicht nur freitags nicht mehr locker. Sind SUV-Fahrer die neuen Raucher? Der Vergleich hinkt nicht mal. Wer hätte vor 20 Jahren, als man die Zigarette sogar noch mit ins Bett nahm, erwartet, dass sich Raucher eines Tages ausgrenzen ließen und geschlossen zum Qualmen auf den Balkon gehen würden? Fragt man heute Schüler, welches Auto der Vater fährt, ist es ihnen peinlich, wenn’s ein SUV mit hohem CO2-Ausstoß ist. Lieber würden sie bekennen, dass der Alte Hartz IV bezieht, als dass er die Familie im Klimakiller kutschiert. SUV? Geht bei den Jungen gar nicht mehr!

„SUVs verursachen Fremdscham“

Und doch ist der Vergleich mit den Zigaretten ein bisschen übertrieben. Nach der Tabakrichtlinie der Europäischen Union müssen Warnhinweise 65 Prozent der Verpackungsfläche einer Zigarettenschachtel ausmachen – auf der Vorder- wie auf der Rückseite. Selbst nach den größten Wahlerfolgen der Grünen können diese Prozentsätze nicht einfach so auf dicke, schadstoffreiche Autos übertragen werden. Stellen Sie sich mal vor, liebe Leserinnen und Leser: Würde man 65 Prozent der SUV-Fläche mit Warnhinweisen wie „SUV-Fahren verursacht Atemnot“ zukleben, würde die große Schrift Verkehrsteilnehmer ablenken und für neue Unfallgefahren sorgen.

Dass Städte zu klein sind für SUVs, die in den meisten Parkhäusern zwei Stellflächen brauchen, weiß inzwischen jeder. Man müsste Städte und Parkhäuser größer bauen! Weil dies weder in der Autostadt Stuttgart noch in der Hauptstadt Berlin möglich ist, und weil das Klima nicht warten kann, hat der Jugendrat der Generationenstiftung eine Idee. Die überparteiliche Stiftung sieht sich als „Lobby für die zukünftigen Generationen“. Demnächst starten die Aktivisten ihre „No SUV“-Protestaktion. Dafür hat der Jugendrat, zu dem Studierende und Influencer gehören, freche Warnhinweise in den Druck gegeben, die man von Dienstag an auf www.rausausunsererstadt.de runterladen kann. Dick umrahmt steht da: „SUVs fügen Ihnen und anderen Menschen einen erheblichen Schaden zu.“ Oder: „Ein dickes Auto macht bestimmte Körperteile auch nicht länger.“ Und: „SUVs verursachen Fremdscham.“

Seit den ersten Warnhinweisen auf Zigarettenschachteln ging die Zahl der Raucher zurück. Doch viele Süchtige lassen sich von Schockbildern nicht abhalten. Wenn SUV-Fahrer jetzt schnell davonrasen, dann hilft ihnen das nicht. Der Spott ist ihnen sicher.