Ein 58-Jähriger will eine Zwangsvollstreckung verhindern. Als er den Gerichtsvollzieher und Polizisten bedroht, schießt ein Beamter in die Luft. Das SEK kann den Mann schließlich festnehmen.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Am Donnerstag ist es in Berglen zu einem Großeinsatz der Polizei gekommen, bei dem auch ein Warnschuss abgefeuert wurde. Gegen 7.30 Uhr hatte ein Gerichtsvollzieher die Polizei gerufen. Er hatte in einem Gehöft im Ortsteil Öschelbronn eine Zwangsvollstreckung durchsetzen wollen. Dabei soll er von einem 58 Jahre alten Bewohner mit einer Kettensäge bedroht worden sein. Wie die Polizei erst am Nachmittag dazu mitteilte, gab einer der Beamten, die den Gerichtsvollzieher begleiteten, dabei einen Warnschuss ab.

 

Der 58-Jährige zog sich dann auf das Grundstück zurück. Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei rückte an, auch ein Hubschrauber kam zum Einsatz. Laut einem Sprecher der Polizei diente er dem Zweck, den Einsatz aus der Luft abzusichern und den Überblick zu behalten. „Auch, um zu verhindern, dass Unbeteiligte sich annähern und um vorbereitet zu sein, falls die Situation mobil wird.“ Zu solch einem Fluchtversuch kam es offensichtlich nicht: SEK-Beamte konnten den Mann schließlich widerstandslos festnehmen. Da er sich mutmaßlich in einem psychischen Ausnahmezustand befand, kam er in eine Klinik. Der Bürgermeister von Berglen, Holger Niederberger, hat sich auf Facebook zu dem Fall geäußert: „Jegliche Gewalt oder Angriffe gegen Mitglieder von Blaulichtorganisationen sind aufs Schärfste zu verurteilen.“

Was macht das SEK?

Das Spezialeinsatzkommando der Polizei ist in Göppingen stationiert. Die speziell ausgebildeten Beamten sind bei ihren Einsätzen schwer bewaffnet und mit umfangreicher Schutzausrüstung ausgestattet. Um ihre Identität geheim zu halten, sind sie bei ihren Einsätzen maskiert. Sie sind gefragt, um beispielsweise Geiselnahmen zu beenden oder potenziell gefährliche und bewaffnete Personen festzunehmen. Die Polizei spricht bei solchen Situationen von „statischen Lagen“. Im Gegensatz dazu kommt bei Beschattungen im Zusammenhang mit organisierter Kriminalität, bei verdeckten Zugriffen oder Verfolgungsjagden – sogenannten „mobilen Lagen“ das Mobile Einsatzkommando (MEK) zum Einsatz. Dessen Angehörige tragen oft zivile Kleidung.

Im Rems-Murr-Kreis ist es immer wieder zu SEK-Einsätzen gekommen. Im Juni 2020 etwa hatte ein Mann in Murrhardt seine Familie bedroht und sich in einem Werkzeugschuppen verschanzt. Im Februar 2021 rückte das SEK nach Winnenden aus, nachdem ein 57-Jähriger per Telefon Drohungen ausgesprochen hatte. Bei ihm wurde Munition und eine historische Schusswaffe gefunden. Im September 2022 kam es zu einem Einsatz in Schorndorf, weil ein 26-Jähriger seine Freundin und Dritte bedroht hatte. Das SEK nahm den Mann fest. Zuletzt war die Einheit im Dezember 2022 an einem Einsatz beteiligt, nachdem in Schorndorf und Fellbach ein 60-Jähriger seinen Bruder, dessen Frau und schließlich sich selbst erschossen hatte.