Der erste Streiktag der Lufthansa-Flugbegleiter hat den Frankfurter Flughafen ins Chaos gestürzt. 26.000 Passagiere mussten am Boden bleiben, knapp 200 Flüge fielen aus. Die Gewerkschaft Ufo hat angekündigt, den Streik bundesweit ausweiten zu wollen.

Frankfurt - Die Passagiere der Lufthansa am Frankfurter Flughafen waren zwar überwiegend ruhig, aber sie zeigten wenig Verständnis für den Ausstand der Flugbegleiterinnen und Begleiter, der am Freitag ihre Reisepläne kräftig durcheinanderbrachte. „Schließlich sind wir es, die mit unseren Ticketpreisen die Gehälter der Mitarbeiter bezahlen“, meinte ein Reisender, der vergeblich auf seinen Flug wartete. Nach Angaben der Lufthansa fielen bis zum Mittag, als der Streik beendet wurde, rund 200 der ursprünglich geplanten 360 Flüge vom Frankfurter Flughafen aus. 26 000 Passagiere mussten am Boden bleiben. Der Ausstand traf auch andere Fluggesellschaften, deren Maschinen wegen der Ausnahmesituation am Frankfurter Flughafen nicht von ihren Standorten in Europa gen Frankfurt aufbrechen durften.

 

Die Ankündigung der Gewerkschaft Ufo, den Streik bundesweit ausweiten zu wollen, verspricht auch für die nächsten Tage erhebliche Beeinträchtigungen im gesamten Flugverkehr. Schon am Freitag mussten auch Flüge aus anderen europäischen Städten mit Ziel Frankfurt abgesagt werden, weil am größten Drehkreuz der Lufthansa die Stellplätze fehlten. Zwar betrafen die Flugausfälle hauptsächlich deutsche und europäische Strecken, doch konnten auch einige interkontinentale Flüge nicht wie geplant ausgeführt werden. Die Lufthansa bemühte sich, die Passagiere, soweit möglich, auf Flüge von Partner-Fluggesellschaften umzubuchen oder innerdeutsch mit der Bahn weiterzubefördern, doch einige Tausend Reisende konnten dennoch ihren Flug nicht wie geplant antreten, weil sie zum Beispiel Anschlussflüge von anderen Flughäfen durch die Verzögerung verpassten.

Streik als Erfolg verbucht

Die Gewerkschaft Ufo verbuchte den Streik als Erfolg, auch wenn Ufo-Chef Nicoley Baublies Bedauern dafür zeigte, dass viele Passagiere davon betroffen wurden. Doch um das tarifpolitische Ziel zu erreichen, wolle man auch in den nächsten Tagen alle Mittel einsetzen und den Ausstand gegebenenfalls auch bundesweit ausdehnen, sagte Baublies. Die rund 19 000 Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter haben bisher, abgesehen von einzelnen Protestaktionen, noch nicht flächendeckend gegen das Unternehmen agiert. Doch die Forderungen des Managements seien jetzt so einschneidend, dass man härter dagegen vorgehen müsse, sagte Baublies. Nach Darstellung der Gewerkschaft will das Unternehmen die Leistungen für die Flugbegleiter um bis zu 30 Prozent kürzen und zudem zunehmend Fremdarbeiter beschäftigen, die zu niedrigeren Bedingungen eingestellt würden. Mehr als 200 Stewardessen und Stewards werden bereits seit Juni über eine Gesellschaft, an der die Lufthansa beteiligt ist, auf den Strecken von Berlin eingesetzt. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt warnte jedoch angesichts des Flugbegleiterstreiks bei der Lufthansa vor dem wachsenden Einfluss von Spartengewerkschaften. Der Ausstand der Flugbegleitergewerkschaft Ufo unterstreiche einmal mehr, „dass eindeutige Regeln notwendig sind, damit Arbeitgeber und Arbeitnehmer eines Unternehmens wissen, woran sie sind“, sagte Hundt in einem Interview. Die Tarifeinheit sei ein wesentliches Element, „um das Tarifvertragssystem mit seiner Friedenswirkung funktionsfähig zu erhalten“.

Die sogenannte Tarifeinheit war vor zwei Jahren vom Bundesarbeitsgericht gekippt worden. Seither müssen sich große Arbeitgeber wie die Deutsche Bahn oder die Lufthansa im Konfliktfall nicht mehr nur mit einer einzigen Gewerkschaft auseinandersetzen. Auch Spartengewerkschaften, die Flugbegleiter, Lotsen oder Lokführer vertreten, dürfen seitdem die Arbeit niederlegen, um ihren Interessen Nachdruck zu verleihen. Wie hoch der wirtschaftliche Schaden für die Lufthansa bereits ist, lässt sich schwer abschätzen. Auch durch schlechtes Wetter oder andere Umstände fallen an manchen Tagen Flüge aus.