Siet gut drei Jahren laufen die Verhandlungen beim Zulieferer SAM Automotive. Nun ruft die Gewerkschaft die Beschäftigten des Zulieferers, der teilweise unter Tarif zahlt, zum vierten Warnstreik innerhalb von zwei Wochen auf.

Stuttgart - Mit einem weiteren Warnstreik will die IG Metall den Druck auf die Geschäftsleitung des Autozulieferers SAM Automotive deutlich erhöhen. Am Donnerstag sind 850 Beschäftigte am Standort Böhmenkirch (Kreis Göppingen) aufgerufen, die Arbeit ruhen zu lassen. Es ist bereits die vierte Aktion innerhalb von nur zwei Wochen. Die Beschäftigten von SAM Automotive kämpfen nicht nur um ein höheres Gehalt, sie wollen vor allem eine faire Entlohnung für gleiche Arbeit sowie einheitliche Sonderzahlungen erstreiten, schreibt die IG Metall Baden-Württemberg in einer Mitteilung. Verhandlungen darüber hat es in der Vergangenheit gegeben – bisher ohne großen Erfolg. „Die Warnstreiks gehen so lange weiter, bis die Geschäftsführung ein verhandlungsfähiges Angebot auf den Tisch legt“, erklärt Manuel Schäfer, Betriebsbetreuer der IG Metall Göppingen-Geislingen.

 

Hersteller von Zierleisten

SAM Automotive stellt etwa Zierleisten aus Aluminium her, die an Autotüren und -dächern befestigt werden. Auf der Kundenliste stehen früheren Angaben zufolge klangvolle Namen wie VW, Audi, Mercedes und GM. Die Beschäftigten dagegen „sind es leid, mit Billiglöhnen abgespeist zu werden“, so Schäfer. Er spricht von einem „Wildwuchs“ in der Entgeltstruktur des Unternehmens, das nie tarifgebunden gewesen sei. Es gebe in dem Unternehmen keine Regelung, die sicherstelle, dass gleiche Arbeit auch gleich entlohnt werde. Vielmehr habe das Gehalt auch am Verhandlungsgeschick des Einzelnen gehangen. Die Folge ist, dass in der Produktion teilweise Stundenlöhne zwischen 9,20 Euro und 10,50 Euro gezahlt werden. Die Metall-Tarifgehälter liegen teilweise doppelt so hoch. „Es gibt kein vernünftiges Entgeltsystem, Leiharbeiter verdienen teils mehr als Festangestellte, Lohnerhöhungen sowie Urlaubs- und Weihnachtsgeld wurden jahrelang gar nicht oder nur als Nasenprämie gewährt“, so Schäfer.

Erste Erfolge bei SAM Automotive kann die IG Metall bereits vermelden. So wurde 2015 in der Firma ein Betriebsrat installiert. Und Ende 2016 wurde ein einheitliches Weihnachtsgeld von 400 Euro für jeden Beschäftigten ausgehandelt. Doch eine Lösung für das nun anstehende Urlaubsgeld ist bisher nicht gefunden. Und die Forderungen gehen weiter: Die IG Metall verlangt eine Lohnerhöhung von 70 Cent pro Stunde für jeden Mitarbeiter. Weiteres Geld soll zur Verfügung gestellt werden, um die Ungerechtigkeit in der Gehaltsstruktur zu reduzieren. SAM Automotive hat sich dazu aktuell nicht geäußert, sondern eine Stellungnahme in Kürze angekündigt.

In den Händen von Bregal

SAM Automotive mit Sitz in Steinheim am Albuch, nahe Heidenheim/Brenz, beschäftigt laut IG Metall insgesamt 2400 Mitarbeiter. Eigentümer ist seit Frühjahr 2016 die Münchner Beteiligungsgesellschaft Bregal, hinter der die Unternehmerfamilie Brenninkmeijer aus den Niederlanden steht – die Gründer des Textilgroßhandels C&A. Bis dahin lenkten die Gründer Hans und Ottmar Binder das Unternehmen. Bregal investiert in Unternehmen der Autoindustrie, des Industriegüter- und Gesundheitsmarktes und der Software- und Internetbranche.