Beim ganztägigen Warnstreik sind die Gewerkschafter stolz, dass in Neustadt tatsächlich 24 Stunden lang keine Säge vom Band läuft. Stihl-Vorstand Michael Prochaska kritisiert den ganztägigen Ausstand massiv.

Waiblingen - Die Streikbereitschaft bei den Beschäftigten der Metallindustrie ist offenkundig groß. Zum Auftakt der neuartigen ganztägigen Warnstreiks ist nach Angaben der Vertreter der IG Metall im Neustädter Werk der Firma Stihl die Produktion komplett stillgestanden. „Ich platze vor Stolz darüber, was hier vorgeht“, sagte Vertrauensmann Timo Sabbadini bei der Kundgebung am Mittwochmorgen am Tor der Firma in der Andreas-Stihl-Straße unter dem Beifall der rund 150 Kollegen, die sich dort versammelt hatten. „Ich war drinnen, da ist kein Mensch, heute läuft keine einzige Motorsäge vom Band.“

 

Am Donnerstag wird auch bei Bosch in Murrhardt und Waiblingen gestreikt

Gestreikt werde im Neustädter Werk in allen drei Schichten, komplett und 24 Stunden lang, betonte Sabbadini: „Für den Arbeitgeber Stihl wird das ein teurer Tag.“ Bei dem eintägigen Warnstreik, für den laut IG-Metall die Zustimmung in der Belegschaft einstimmig ausgefallen sei, gehört das Stihlwerk in Waiblingen-Neustadt zu den 21 Betrieben, die in Baden-Württemberg bereits am ersten Tag dieser Warnstreikwelle zum Ausstand aufgerufen waren. Den Auftakt hatten bereits am Dienstagabend um 22 Uhr die Nachtschichten bei Heidelberg Manufactering in Amstetten und bei Huber Packaging in Öhringen gemacht. Hier im Rems-Murr-Kreis folgen an diesem Donnerstag noch 24-Stunden-Warnstreiks beim Boschwerk in Murrhardt und bei Bosch WaP in Waiblingen-Süd. Dort streiken wie bei Stihl alle drei Schichten, der Streik dauert von 6 Uhr donnerstags bis 6 Uhr am Freitag. In Murrhardt sind dabei Kundgebungen um 9 und um 16 Uhr geplant, beim Waiblinger Boschwerk um 8 Uhr und um 13 Uhr.

Scharfe Kritik von den Arbeitgebern

Michael Prochaska, der Vorstand für Personal und Recht der Firma Stihl und Vorsitzende der Bezirksgruppe Rems-Murr des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall kritisierte die ganztägigen Warnstreiks am Standort Waiblingen als „ unverantwortlich und völlig unangemessen“. Seitens der Arbeitgeber habe man „ keinerlei Verständnis für diese Eskalation.“ Der Ganztagesstreik bedeute eine erhebliche Belastung für das Unternehmen und die Schäden gingen weit über das übliche Maß von Warnstreiks hinaus. Ein ganztägiger Produktionsstopp bringe auch für die Kunden Probleme, darunter leide der Ruf der Firma. Prochaska: „Das Streikgebaren ist auch Gift für den Standort und alles andere als eine Werbung für die Mitgliedschaft im Flächentarif.“

Den Angaben der Arbeitgeber, eine Einigung sei bei der jüngsten Verhandlungsrunde zum Greife nahe gewesen, widersprachen die Vertreter der IG-Metall bei der Kundgebung in Waiblingen vehement. „Die Arbeitgeber sind stur“, sagte der IG-MetallGeschäftsführer Matthias Fuchs. Ihre Behauptung einer fast erreichten Einigung sei, nachdem in der ganzen Nacht ihrerseits kein Angebot auf den Tisch gelegt worden sei, „ein echt starkes Stück“. Sein Zwischenfazit zur Tarifauseinandersetzung: „Den Arbeitgebern geht es um den Profit, uns um die Menschen.“