Erste Warnstreiks im Tarifkonflikt in der Metall- und Elektroindustrie: Im Daimler-Werk in Sindelfingen legen Beschäftigte der Nachschicht die Arbeit nieder, auch bei Porsche wird gestreikt.

Stuttgart - Im Tarifkonflikt in der Metall- und Elektroindustrie erhöht die IG Metall im Südwesten den Druck: Tausende Beschäftigte der Branche beteiligten sich am Donnerstag an Warnstreiks in Baden-Württemberg. Die ersten legten bereits in der Nachtschicht unmittelbar nach dem Ende der Friedenspflicht die Arbeit nieder - darunter Mitarbeiter in Daimlers größtem Produktionswerk Sindelfingen. Nach Angaben der Gewerkschaft nahmen allein bis zum Mittag 14.000 Beschäftigte an den landesweiten Aktionen teil.

 

„Das Angebot der Arbeitgeber liegt in Form einer doppelten Nullnummer vor: Erst zwei Monate nichts und dann null Kaufkraftzuwachs“, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann auf einer Kundgebung bei Daimler. „Das ist nicht nur frech, es provoziert den Konflikt und honoriert in keiner Weise die Arbeitsleistung der Beschäftigten.“ Insgesamt erwartete die Gewerkschaft am Donnerstag 20 000 Warnstreikende aus mehr als 50 Betrieben.

5,5 Prozent mehr

Die IG Metall fordert 5,5 Prozent für die 740.000 Beschäftigten in Baden-Württemberg. Die Arbeitgeber bieten 2,3 Prozent mehr Lohn für 13 Monate, wobei Mai und Juni Nullmonate sind. Aus Sicht der IG Metall entspricht das Angebot wegen seiner Laufzeit von zwölf Monaten umgerechnet nur 1,9 Prozent. Damit werde lediglich die Preissteigerung ausgeglichen.

Auch beim Sportwagenbauer Porsche ließen Mitarbeiter zeitweise die Arbeit ruhen. Rund 3000 versammelten sich in Zuffenhausen zu einer Kundgebung mit Gesamtbetriebsratschef Uwe Hück. „Unser Warnstreik ist ein Warnschuss in Richtung Arbeitgeber“, sagte Hück. „Wenn sie unsere Forderung nicht ernst nehmen, entwickle ich mich ganz schnell von einer Rose zu einer Naturgewalt.“

Die Aktionen sind Teil einer bundesweiten Warnstreikwelle in der Branche. Erste Aktionen gab es dort etwa beim Autozulieferer Benteler in Nordrhein-Westfalen und im niedersächsischen Bramsche in den Betrieben Essex und Nexans. Deutschlandweit wird auf regionaler Ebene in sieben IG Metall-Bezirken für insgesamt 3,7 Millionen Beschäftigte verhandelt.

Autoindustrie im Fokus

Bei den Warnstreiks am Donnerstag stand die Autoindustrie im Fokus. Aktionen gab es dabei unter anderem auch bei EvoBus in Ulm und bei ZF in Friedrichshafen.

Am Dienstag gehen die Verhandlungen in Böblingen weiter, dann will auch die Gewerkschaft ihre Warnstreiks fortsetzen. Im Fokus stehen dann die Automobilzulieferer und der Maschinenbau.

Südwestmetall hat bereits angekündigt trotz der Aktionen kein neues Angebot vorlegen zu wollen. Der Bezirk Baden-Württemberg ist der erste, in dem die Tarifvertragsparteien zum dritten Mal aufeinandertreffen.