Die Kommunen im Rems-Murr-Kreis setzen wieder auf Sirenen als Teil der Alarmierung im Katastrophenfall. Beim Warntag haben allerdings einige der erst jüngst neu installierten Krachmacher nicht ausgelöst.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Um punkt elf Uhr fängt das Handy an, wie wild stakkatoartig zu schrillen, die Smartwatch am Arm brummt wie ein Hornissenschwarm. Wenige Minuten, nachdem der Schreck überwunden und die Geräte zum Schweigen gebracht sind, geht es von draußen weiter. In akustischen Auf- und Abwärtsbewegungen künden Sirenen, dass es sie wieder gibt.

 

Alarm auf allen Kanälen

Der Warntag am Donnerstag scheint also das getan zu haben, was er sollte: Zahlreiche Menschen sind – egal, wo sie sich gerade befunden haben – aufgeschreckt worden. Auch diejenigen, die nicht in irgendeiner Form Vorkehrungen für den Fall der Fälle geschaffen hatten, sind demnach lautstark erreicht worden.

Die Smartwatch schlägt unerwartet Alarm. Foto: Frank Rodenhausen

Das bestätigt auch der Leiter der Stabsstelle Brand- und Katastrophenschutz im Waiblinger Landratsamt, René Wauro. Während er für die vom Bund zentral ausgelöste Handy-Warnung, die dank sogenannter Cell-Broadcast-Technik nun auch ohne Installation einer Warn-App auf den meisten Geräten funktionieren soll, nur sagen kann, dass die Alarmierung bei ihm und bei allen Kollegen, mit denen er gesprochen hat, gut funktioniert hat, kann er für einen anderen Bereich eine detailliertere Bilanz abgeben: 56 der zurzeit 77 im Landkreis vornehmlich auf Dächern von Gebäuden installierten Alarmsirenen haben das von der Integrierten Leitstelle in Waiblingen ausgesandte Signal erhalten und unverzüglich geschrillt.

Diese Art der örtlichen Alarmierung hat erst jüngst ihre Renaissance erlebt. Nachdem sie in den meisten Städten und Gemeinden nach Ende des Kalten Krieges abgeschafft worden waren, wurden in zwölf Kommunen des Kreises Sirenen neu installiert. Durch die Erfahrungen im Zusammenhang mit der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal waren sie wieder auf die Agenda geraten.

Ziel ist ein flächendeckendes Sirenennetz

Der Rems-Murr-Kreis hat sich zum Ziel gesetzt, wieder ein flächendeckendes Sirenennetz aufzubauen. Auf Grundlage eines kreisweiten Schallgutachtens werden die Geräte, die optisch ein wenig anders anmuten als ihre lampenschirmähnlichen Vorgänger, seit Sommer vergangenen Jahres an ausgewählten Stellen sukzessive angebracht. Bis zum kommenden Jahr sollen 24 von 31 Kommunen ausgerüstet sein.

René Wauro ist Leiter der Stabsstelle Brand- und Katastrophenschutz im Waiblinger Landratsamt. Foto: Landratsamt Rems-Murr

René Wauro erklärt, warum er das für richtig hält: Da sie geeignet seien, viele Menschen zu erreichen, komme Sirenen eine wichtige Weckfunktion bei Ereignissen zu, bei denen eine akute Gefahr für Leib und Leben bestehe. Allerdings hätten sie auch ein klares Manko: Sie liefern sonst keine weiteren Informationen. „Wichtig ist, sich daraufhin weiter zu informieren, etwa über Warn-Apps oder das Radio.“

Wauro glaubt, dass der Warn-Mix immer besser funktioniert. Das lasse sich als ein erstes, vorläufiges Fazit zum diesjährigen Warntag durchaus sagen. Für den Kreis gelte es nun, Ursachenanalyse zu betreiben, warum einzelne Sirenen nicht ausgelöst haben, und die Fehler zu beheben.

„Dran bleiben“ ist wichtig

Und dann „dran bleiben“ – am Ausbau des Sirenennetzes wie an der Information der Bürger. Denn Rückmeldungen von erschrockenen Passanten oder Anrufen in der Integrierten Leitstelle hätten an diesem Donnerstag auch gezeigt, dass noch nicht jeder über die Alarmierungskette Bescheid wisse. Aber das sei durchaus als Erfolg für den Warntag zu werten: Auch diese Menschen seien erreicht worden.