Jährlich sind zwischen zwei und sechs Infektionen mit dem Bornavirus bekannt. Obwohl dieses Virus nur selten auftritt, verläuft eine Infektion meist tödlich.

Volontäre: Laureta Nrecaj (nre)

Das Landratsamt Ebersberg in Oberbayern hat eine Warnung vor dem Borna-Virus ausgesprochen. Hintergrund sind demnach Nachweise bei mehreren Tieren in der Region. „Diesen Sommer wurden dem Veterinäramt im Landkreis Ebersberg Pferde mit Verdacht auf eine Borna-Virus-Infektion sowie drei Igel gemeldet, die infiziert waren und daran verstarben“, heißt es in einer Mitteilung der Behörde.

 

Laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ist das Borna Disease Virus 1 (BoDV-1) bereits seit 1935 als Erreger der Borna’schen Krankheit bei Schafen, Pferden und anderen Säugetieren bekannt. Allerdings wurde erst im Jahr 2018 das Virus erstmalig als Ursache für schwere Gehirnentzündungen (Enzephalitis) beim Menschen nachgewiesen, wie das Robert Koch Institut (RKI) berichtet.

Insgesamt seien in diesem Jahr bisher sechs Nachweise bundesweit bei Igeln erfasst, alle in Bayern, sagte Dennis Rubbenstroth, Leiter des Nationalen Referenzlabors für Bornavirusinfektionen am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems.

Wie wird das Virus übertragen?

Der Wirt des Erregers ist die Feldspitzmaus, die selbst aber nicht an der Infektion erkrankt. Eine Infektion erfolgt nach dem RKI durch die Aufnahme über verunreinigte Lebensmittel oder Wasser, das Einatmen des Virus über verschmutzten Staub oder den direkten Kontakt beziehungsweise Biss einer Feldspitzmaus.

Nur die Feldspitzmäuse scheiden das Virus über Speichel, Urin oder Kot aus, erklärt das BMBF. Da Pferde, Schafe oder Menschen das Bornavirus nicht ausscheiden würden, bestehe auch kein Risiko einer Weiterverbreitung. Infizierte Menschen können andere Personen demnach nicht anstecken.

Ob auch der Igel lediglich als Sackgassenwirt fungiert oder womöglich in seltenen Fällen doch eine Übertragung durch infizierte Igel möglich ist, werde derzeit geprüft, sagte Rubbenstroth der Deutschen Presse-Agentur. Konkrete Hinweise auf eine Virusausscheidung habe es in den bisher untersuchten Fällen jedoch nicht gegeben.

Wie weit ist das Borna-Virus verbreitet?

Das RKI geht davon aus, dass es jährlich zwei bis sechs akute Erkrankungen in Deutschland gibt. 2021 waren nach Angaben des bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) deutschlandweit sieben Infektionen bekanntgeworden, davon fünf in Bayern. Forscher des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) und der Universität Regensburg berichteten im Jahr 2020 im Fachmagazin „The Lancet Infectious Diseases“, dass in den vergangenen Jahren mehr Menschen an einer Infektion verstorben seien, als bis dahin angenommen. Insgesamt starben demnach seit 1995 mindestens 14 Menschen nachweislich an der Gehirnentzündung.

Da das Bornavirus nur von der Feldspitzmaus übertragen wird, kommt es auch nur im Lebensraum der Mäuse vor, schreibt das BMBF. Zu den Risikogebieten in Deutschland würden insbesondere Bayern, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen sowie Teile angrenzender Bundesländer zählen.

Borna-Virus: Symptome und Krankheitsverlauf

Symptome können sein:

  • Kopfschmerzen
  • Fieber
  • Verwirrtheit
  • neurologische Auffälligkeiten (etwa Sprach- und Gangstörungen)
  • Hirnhautentzündung im späteren Verlauf

Die Hirnentzündung ist in nahezu allen Fällen tödlich. Viele Infizierte befinden sich aufgrund der Gehirnentzündung zunächst auch im Koma. Überlebende behalten meist schwerste Folgeschäden.