Seit Wochen versuchen Betrüger am Telefon, ältere Menschen mit einem dreisten Trick um ihre Ersparnisse zu bringen: Sie geben sich als Polizisten aus und täuschen Ermittlungen vor. Jetzt hat sich einer der Täter offenbar verwählt – er landete bei der richtigen Polizei.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Die Polizei warnt: Falsche Polizisten suchen telefonisch neue Opfer, versuchen Tatorte und Ersparnisse auszubaldowern. Am Donnerstag wurden quer durch die Stadt neue Fälle bekannt. Glücklicherweise unterlaufen den Tätern dabei auch mal peinliche Fehler: Ein angeblicher Polizeibeamter aus Albstadt versuchte die echte Polizei reinzulegen.

 

Es ist Donnerstag um 20.01 Uhr, als bei der Dame in der Zentrale des Polizeipräsidiums Stuttgart das Telefon klingelt. Am anderen Ende meldet sich ein Mann, der seinen Namen und eine Polizeidienststelle nennt. Auf dem Anzeigefeld des Telefons ist die Nummer 110 zu erkennen – und die Vorwahl von Albstadt. „Mit wem spreche ich?“, fragt die Mitarbeiterin nach, die den Anrufer akustisch nicht so recht verstanden hat – und dann merkt auch der Unbekannte, dass er irgendwie falsch gelandet ist. Er legt kurzerhand auf.

„Wir wissen nicht, warum der Betrüger es ausgerechnet bei der echten Polizei versucht hat“, sagt Polizeisprecher Tobias Tomaszewski, „womöglich hat er sich vertippt.“ Oder der Telefoncomputer hat versehentlich die Rufnummer 07 11 /8 99 00 herausgesucht. Die Nummer des Anrufers jedenfalls ist falsch – mit Computerhilfe wurde sie manipuliert, was Experten auf Neudeutsch Call-ID-Spoofing, Rufnummer-Täuschung, nennen. Der Täter dürfte deshalb wohl kaum in Albstadt im Zollernalbkreis zu suchen sein.

Vier neue Fälle in Stuttgart angezeigt

Offensichtlich gibt es aber eine neue Welle von betrügerischen Anrufen. Schon im vergangenen Jahr hatte es in Stuttgart und der Region gehäuft Fälle gegeben. Am Donnerstag wurde in Stuttgart gleich mehrfach versucht, bevorzugt ältere Bewohner mit Schocknachrichten hereinzulegen, um letztlich an ihre Ersparnisse zu kommen. Offenbar versuchen die Täter neue Opfer auszubaldowern: „Im Verlauf des Gesprächs erkundigten sich die Betrüger nach Vermögen, wie viele Personen im Haus wohnen und wer aktuell und wie lange zu Hause ist“, sagt Polizeisprecher Tomaszewski. Oft wird ein angeblicher Kollege angekündigt, der die Wertsachen unter die Lupe nehmen will.

Bei den aktuellen Anzeigen gingen die Täter leer aus. Am Donnerstag meldeten sich Betroffene aus dem Laubeweg im Stadtteil Fasanenhof, Goldkäferweg in Stammheim, Nachsommerweg in Freiberg und aus der Markelsheimer Straße in Zuffenhausen. Die echte Polizei rät: Bei nicht eindeutigen Anrufern misstrauisch sein, keine Informationen zu Vermögensverhältnissen oder anderen Hausbewohner preisgeben, Geldforderungen grundsätzlich ablehnen.