Im Duell um den Titel in der Bundesliga kann es nur einen Sieger geben: Bayern München. Weil sie wieder harmonieren, Demut zeigen und immer weitermachen.
Stuttgart - Es kann in dieser Saison nur einen deutschen Meister geben – und das ist der FC Bayern. Denn noch immer fühlen sich die Münchner am stärksten, wenn sie sie selbst sein können. „Mia san mia“ nennen sie dieses Selbstverständnis an der Säbener Straße – und haben es praktischerweise gleich zum Leitmotiv für den ganzen Club erhoben. Gepaart mit dem ungeschriebenen Paragrafen eins der Vereinssatzung (Mia san forever die Nummer oans) hat das den FC Bayern weit gebracht in den vergangenen Jahrzehnten.
Doch zuletzt mussten sie an der Isar erkennen, dass mit Borussia Dortmund nicht nur wieder ein sportlicher Rivale erwächst, der sich die Meisterschale lediglich für ein Jahr geborgt hat. Sondern, dass sich dort im Revier ebenso ein gesundes Selbstvertrauen entwickelt. Und wenn die Bayern ihre Ohren nach Westen ausgerichtet haben, dann haben sie zwar lustige Sprüche vom BVB-Trainer Jürgen Klopp vernommen, aber keine Provokationen in Richtung der Gegner oder gar forsche Töne in puncto der Zielsetzung. Ständig geht es nur darum, sich auf das nächste Spiel zu konzentrieren, die nächste Vollgasvorstellung abzuliefern. Weiter! Weiter! Immer weiter! Wie das Bayern-Idol Oliver Kahn sagen würde.
Die Bayern zeigen sogar etwas Demut
Also haben sie sich beim FC Bayern lernfähig gezeigt, als die Saison Anfang März schon verloren schien. Die Lektion lautete: Mia san jetzt auch ein bisschen demütig. Seither wird nicht mehr großspurig über den Gewinn der Meisterschaft geredet. Es werden wieder Spiele gewonnen. Auch, weil Egozentriker wie Franck Ribéry oder Arjen Robben sich nicht mehr zu fein sind für den Ligaalltag.
Weiter, immer weiter also – und dabei können die Erfolge so rauschhafte Züge annehmen wie bei den Kantersiegen gegen Hoffenheim, Basel und Berlin. Sie können aber auch vollständig auf Nüchternheit ausgelegt sein wie gegen Hannover, Nürnberg und Augsburg. Dem Spektrum an Mitteln fehlt jetzt nur noch der alte Bayern-Dusel. Der kann in Dortmund zurückkommen, was die Münchner titelfähig macht.
Allerdings glauben selbst Bayern-Fans nicht, dass sich ihre Lieblinge auf ewig dieser neuen Bescheidenheit im Auftreten und dieser frischen Harmonie im Team verschrieben haben. Vermutlich ist es nur eine gespielte Demut, bis sie wieder ganz oben in der Tabelle stehen. Dann werden sie schon wieder die aktuell verbotenen M-Wörter in den Mund nehmen: M wie Meisterschaft, das erklärte Ziel; M wie Madrid, der nächste Champions-League-Gegner; M wie Munich, die Endstation Sehnsucht in der Königsklasse – und wenn M wie Mainz, der nächste Gegner nach Dortmund, nicht unter ihrer Würde ist, werden sie auch das Titelrennen gegen den BVB gewinnen.