54 Jahre nach der Auflösung der Beatles können Fans auf neue Erkenntnisse zu den Gründen der Trennung hoffen: Ein neuer Dokumentenfund soll das Rätsel lösen.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

54 Jahre nach der Auflösung der Beatles können Fans auf neue Erkenntnisse zu den Gründen ihrer Trennung hoffen: Wie das britische Auktionshaus Dawsons mitteilt, werden am 12. Dezember kürzlich gefundene juristische Dokumente zum Verkauf angeboten, die ein neues Licht auf das Ende der legendären britischen Rockband aus Liverpool werfen könnten. Das Auktionshaus schätzt ihren Verkaufswert auf mehr als 5000 Pfund (6027 Euro).

 
The Beatles war eine aus Liverpool stammende britische Beat-, Rock- und Pop- Band in den 1960er Jahren, bestehend aus John Lennon (1940–1980), Paul McCartney (* 1942), George Harrison (1943–2001) und Ringo Starr (* 1940). Foto: Imago/UIG
Mit mehr als 600 Millionen – nach Schätzungen ihrer Plattenfirma EMI sogar mehr als einer Milliarde – verkauften Tonträgern ist sie die erfolgreichste Band der Musikgeschichte. Foto: Imago/UIG
Der Fotograf Ian MacMillan knipste am Morgen des 8. August 1969 das berühmte Bild von John Lennon, Ringo Starr, Paul McCartney und George Harrison, wie sie über die Abbey Road in London gehen. Foto: Imago/ZumaPress Wire

Verschwundene Gelder, Ärger mit der Steuerbehörde

Die in einem Schrank entdeckten Unterlagen enthalten demnach Kopien von Sitzungsprotokollen eines früheren Beatles-Beraters, juristische Schreiben und eine Kopie des ursprünglichen Gesellschaftsvertrags der Band von 1967.

Aus den Dokumenten geht unter anderem hervor, dass die Band nach dem Tod ihres Managers Brian Epstein im Jahr 1967 mit der Tatsache konfrontiert war, dass Gelder verschwunden waren und die vier Musiker im Visier der Steuerbehörden standen.

Die nun entdeckten Unterlagen dokumentieren zudem den 1970 von Ex-Beatle Paul McCartney gegen die Band angestrengten Rechtsstreit wegen der Verpflichtung des neuen Managers Allen Klein als Epsteins Nachfolger.

Den Höhepunkt ihrer Karriere erreichte die Band zwischen 1964 und 1969, als sie zeitweise in fast allen Ländern die Hitparaden anführte. Foto: Imago/Courtesy Everett Collection
Die meisten Stücke der Band stammen von den Songwriting-Partnern Lennon und McCartney, die ihre Songs laut McCartney meist in etwa drei Stunden geschrieben haben. Foto: Imago/UIG
Am 17. August 1960 gab die Gruppe im Hamburger Rotlichtviertel St. Pauli ihr erstes Konzert unter dem Namen „The Beatles“. Von nun an spielten sie täglich im „Indra“, einem Stripclub bei der Reeperbahn an der Großen Freiheit. Foto: Imago/Bridgeman Images

Entfremdung durch John Lennons Beziehung zu Yoko Ono

Bislang galt der Streit um Kleins Anstellung als einer der Gründe, die zur Auflösung der Beatles beitrugen. Darüber hinaus sollen kreative Differenzen, die Belastung durch den Ruhm und die Entfremdung durch John Lennons Beziehung zu seiner damaliger Freundin und späteren Ehefrau Yoko Ono für die Auflösung der „Fab Four“ verantwortlich gewesen sein.

Wie sich nun aufgrund der neuen Dokumente herausstellt, könnten aber auch die zahlreichen komplizierten Rechtsstreitigkeiten zur Trennung der Musiker beigetragen haben. In einer Notiz in den Dokumenten heißt es etwa: „Es wäre fast unmöglich, die tatsächliche Komplexität der verschiedenen rechtlichen Vereinbarungen, die von den Herren Lennon, McCartney, Harrison und Starkey (Ringo Starr) getroffen wurden, zu übertreiben.“

Die Liebesbeziehung John Lennons zu Yoko Ono – er hatte die japanische Avantgarde-Künstlerin am 9. November 1966 bei einer ihrer Londoner Ausstellungen kennengelernt – führte im Mai 1968 zur Trennung von Ehefrau Cynthia. Foto: Imago/United Archives
Die äußerst enge Verbindung des jungen Paares wirkte sich schließlich auch negativ auf die Zusammenarbeit Lennons mit den anderen Beatles aus, da Ono darauf bestand, bei sämtlichen Studioaufnahmen der Gruppe anwesend zu sein. Foto: Imago/Bridgeman Images
1970 lösten sich die Beatles aufgrund interner Spannungen auf. Die Musiker verfolgten danach erfolgreich eigene Musikprojekte. Foto: Imago/United Archives

Wunsch nach neuen Wegen nach den Beatles

Obwohl alle vier Beatles jeweils Solo-Karrieren angestrebt hätten, müssen diese Jahre für jeden von ihnen „eine schwierige Zeit“ gewesen sein, erklärt die Chefin der Abteilung Unterhaltung und Pop-Kultur bei Dawson, Denise Kelly. So hatte Paul McCartney bereits 1970 erklärt, dass er nicht mehr mit der Band zusammenarbeite. Doch bis zur endgültigen juristischen Auflösung der Band sollten weitere vier Jahre vergehen.

McCartneys früherer Band-Kollege John Lennon bekundete seinen Wunsch nach neuen Wegen nach den Beatles unter anderem in einem Brief aus dem Jahr 1971 an den britischen Kult-Gitarristen Eric Clapton. Auch dieses Schriftstück soll kommende Woche versteigert werden.

Die Beatles hatten im April 1970 ihre Trennung bekannt gegeben. 1974 wurde offiziell der Auflösungsvertrag geschlossen. Doch „die Beatlemania“ hält bis heute an. Fans weltweit hatten bereits versucht, die „Fab Four“ mit Hilfe von KI wieder zu vereinen.