Es beginnt mit einem Kitzeln in der Nase und dann: Hatschi! Niesen ist unangenehm, aber eine wichtige Funktion des Körpers. Warum man niesen muss und hinter dem Niesreflex steckt, erfahren Sie hier.

Das Niesen ist eine komplexe Schutzfunktion des Körpers gegen Fremdkörper, Viren und Bakterien. Der oft störende Reflex beginnt mit einem kleinen Kribbeln in der Nase und endet oft mit einer Niesattacke. Ob laut oder leise - das Niesen ist ein komplexer Vorgang und stellt eine wichtige Funktion des Körpers dar.

 

Warum niesen wir? – Schutzfunktion des Körpers

Im Grunde genommen ist Niesen ein explosionsartiges und unkontrolliertes Ausatmen, das dazu dient, die Nasenschleimhaut von Fremdkörpern zu befreien und somit den Körper zu schützen. Um die stoßartige Ausatmung mit teilweise über 160 km/h zu ermöglichen, ist ein komplexer Vorgang nötig.

  • Wird die sensible Nasenschleimhaut durch einen Fremdkörper gereizt, leiten die Nerven der Nasenschleimhaut die Reize zur Verarbeitung in das Gehirn und dann in das Nieszentrum (wird zwischen Stammhirn und Rückenmark vermutet) weiter.
  • Das Nieszentrum übernimmt dann die Steuerung des Ablaufs beim Niesen und leitet folgende Phasen ein:
  • Zuerst wird die Einatmung eingeleitet und somit Druck in der Brust aufgebaut.
  • Als Nächstes wird die Luft angehalten.
  • Das Gaumensegel hebt sich, sodass die Luft nur noch durch die Nase ausgeatmet werden kann.
  • Die Augen schließen sich und die Atemmuskulatur bereitet sich auf das Niesen vor.
  • Im Anschluss ziehen sich Bauch und Zwerchfell schlagartig zusammen und katapultieren die angestaute Luft nach draußen.

Warum niesen wir hintereinander?

Ein Nieser kommt selten alleine. Wenn ein einzelner Nieser nicht ausreicht, um Fremdkörper von der Nasenschleimhaut zu lösen, folgt eine Niesattacke und wir müssen häufig hintereinander niesen. Warum man dabei aber oft ausgerechnet dreimal niesen muss, ist fraglich. Wissenschaftler erklären sich ein dreifaches Niesen dadurch, dass das erste Niesen Fremdkörper von der Nasenschleimhaut löst, das zweite Niesen diese weiter in Richtung Nasenspitze transportiert und das dritte Niesen die Fremdkörper endgültig abstoßen soll.

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Warum muss man bei Allergien, Erkältung und Schnupfen niesen?

Auslöser für den Niesreflex gibt es viele. Im Prinzip kann alles, was die Nasenschleimhaut reizt, einen Niesreflex auslösen. Bei einer Allergie tritt zum Beispiel eine Entzündungsreaktion der Nasenschleimhaut durch das Allergen ein. Das wiederum führt zu einer Schleimhautschwellung und der Produktion von Nasensekret, was ein Jucken der Nase und schlussendlich ständiges Niesen auslöst. Ein Schnupfen ist meistens ein Symptom einer Erkältung. Durch vermehrtes Niesen und die Bildung von Nasensekret versucht der Körper, die Vieren aus der Nase zu bekommen.

Kuriose Auslöser fürs Niesen – Kämmen, Licht, Sex

Besonders kuriose Auslöser für einen Niesreiz gibt es allerdings auch außerhalb der Nasenschleimhaut. Bei einigen Menschen löst zum Beispiel der Blick in Licht, das Kämmen der Haare, das Zupfen der Augenbrauen oder auch Sex bzw. stimulierende Gedanken den Niesreflex aus.

Warum müssen manche niesen, wenn sie sich kämmen oder an den Haaren zupfen? Schuld daran ist nicht die Nasenschleimhaut, sondern der Drillingsnerv (Trigeminus-Nerv). Der Drillingsnerv ist quasi der fünfte Hirnnerv und zieht sich übers gesamte Gesicht samt Nasenhöhle, Mundhöhle und Kaumuskulatur. Er ist hochsensibel und leitet Reize zum Beispiel durch Berührungen, Temperaturen oder Schmerzen an das Gehirn weiter. Bei der Verarbeitung mancher Reize kann jedoch eine „Fehlinterpretation“ durch den Drillingsnerv erfolgen. Schätzungsweise ist jeder Vierte von solchen Phänomenen betroffen.

Warum müssen manche niesen, wenn sie in ein Licht schauen? Ein sogenannter „photischer Niesreflex“ wird bei manchen Menschen durch eine starke Lichtquelle ausgelöst. Erforscht ist dieses Phänomen allerdings noch nicht. Eine Vermutung ist, dass der Sehnerv besonders nahe am Drillingsnerv verläuft.

Warum müssen manche durch Sex niesen? Ein besonders kurioser Auslöser für einen Niesreiz ist für manche Menschen der Orgasmus oder stimulierende Gedanken. Bisherige Studien zum Thema Niesen und sexuelle Stimulation haben allerdings noch keine aussagekräftigen Ergebnisse gebracht. Das liegt auch daran, dass noch nicht geklärt ist, wo das Nieszentrum genau liegt und Untersuchungen des Niesreflexes so nur eingeschränkt möglich sind. Man vermutet, dass ein Areal zwischen Hirnstamm und Rückenmark die Niessteuerung übernimmt.

Richtig Niesen – Unterdrücken? Laut? Leise?

Auch außerhalb der aktuellen Benimmregeln beim Niesen ist es der Gesundheit zuliebe wichtig, das Niesen nicht zu unterdrücken. Zum einen sollte das Niesen nicht unterdrückt werden, da es sich dabei um eine Abwehrfunktion des Körpers handelt, welche Fremdkörper und Krankheitserreger abstößt und zum anderen kann das Zuhalten der Nase das Trommelfell durch den hohen Druck schädigen. Ob wir laut oder leise niesen, spielt, abgesehen von der Selbstkontrolle und der Störung von anderen, für die Gesundheit keine Rolle. Kräftigere Menschen mit einem größeren Lungenvolumen haben es dabei schwerer, leise zu niesen, da sich beim Niesen ein größerer Druck und mehr Kräfte entwickeln. Den meisten Menschen hilft es, leiser zu niesen, wenn sie Zähne und Kiefer zusammendrücken und/oder die Zunge fest an den Gaumen drücken.