Für Steinheim liegt ein Konzept vor, wie die Stadt Überflutungen bei gewaltigen Niederschlägen eindämmen könnte. Der Leitfaden zeigt, dass der Einfluss begrenzt ist.

Beim letzten Mega-Starkregen vor einigen Wochen kam Steinheim glimpflich davon, während sich vor allem durch die Straßen von Mundelsheim und Oberstenfeld Wassermassen wälzten. Es dürfte aber nur eine Frage der Zeit sein, bis sich auch über der Urmenschstadt wieder mit voller Wucht eine Gewitterzelle entlädt – und dann unter anderem für vollgelaufene Keller sorgt. „Topografisch sind wir prädestiniert dafür. Irgendwo läuft die Suppe zusammen“, sagte Bürgermeister Thomas Winterhalter nun im Gemeinderat und spielte auf die Anhöhen an, über die das Wasser auf der Gemarkung in die Siedlungsbereiche fließt. Um für solche Fälle künftig besser gewappnet zu sein, hat die Stadt ein Konzept gegen Starkregen in Auftrag gegeben, dessen Ergebnisse jetzt vorliegen.

 

Ein wichtiges Element sind dabei die Gefahrenkarten, die das Ingenieurbüro Winkler und Partner entwickelt hat. Sie zeigen an, an welchen Stellen es besonders dicke kommen kann, also wo sich das Wasser bei heftigen Regengüssen am höchsten aufstaut und wo es besonders schnell entlang rauscht. „Bei einer Fließgeschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde können Sie nicht mehr stehen“, gab Fachplaner Armin Binder zu bedenken. Und in Steinheim gebe es durchaus Straßen, in denen diese Grenzmarke bei extremen Wetterereignissen gerissen werde. Die Bürger sollen die Möglichkeit erhalten, die Karten künftig auf der städtischen Homepage zu studieren. So können sie ablesen, wie groß das persönliche Gefährdungspotenzial ist.

Mit Wällen die Massen ausbremsen

Die Stadt hat sich darüber hinaus auf die Fahne geschrieben, baulich das ein oder andere anzupacken, um die Wassermassen auszubremsen. Armin Binder stellte dar, an welcher Stelle der Hebel angesetzt werden könnte. So wäre es denkbar, im Bereich des Holzwegs und der Höhenstraße entlang der Verkehrsadern am Siedlungsrand kleine Wälle oder Mauern anzulegen. Im Zentrum, wo die Marktstraße eine bekanntermaßen neuralgische Stelle darstellt, müsste hingegen das ganz große Besteck ausgepackt werden. „Man kann die Straße so umgestalten, dass sie in der Mitte eine Ableitung hat“, erläuterte Binder. Die Ortsdurchfahrt hätte dann ein minimales Gefälle von den Rändern zur Mitte hin. Eine Option, die allerdings sehr viel Geld kosten würde, man folglich höchstens dann umsetzen würde, wenn dort ohnehin gebaggert wird.

Hab und Gut schützen

Der Fachmann machte jedoch deutlich, dass all das plus Blührandstreifen auf den Äckern das Risiko zwar reduzieren, aber das Grundproblem nicht aus der Welt schaffen würde. Was bedeute: „Die Anwohner müssen mit diesen Situation umgehen lernen und sich überlegen, wie sie ihr Hab und Gut schützen können.“ Über ein Füllhorn an kleineren Eingriffen könne das Haus für den Notfall gerüstet werden. Obligatorisch sei der Einbau von Rückstausicherungen. Ferner könnten Hauseingänge durch Treppen und Rampen erhöht und Lichtschachkanten angehoben werden. Als probates Mittel nannte Armin Binder außerdem den Einbau druckwasserdichter Fenster und Türen.

Ratsam sei es überdies, Wertvolles so zu lagern, dass dieses bei einem Wassereintritt nicht in Mitleidenschaft gezogen werde. Die Waschmaschine könne man auf ein Podest stellen. Man solle bei einem Starkregen den Keller auch nicht betreten. „Sonst besteht die Gefahr eines Stromschlags“, so Binder. Zudem könne man ertrinken, wenn sich eine Tür nicht mehr öffnen lasse. Umgekehrt solle man aber auch das Haus nicht verlassen. Weiterführende Hinweise gibt es online, unter www.hochwasser.baden-wuerttemberg.de/buergerinnen-und-buerger oder https://reginastark.starkregengefahr.de/.