Was machen Ghostwriter? Geheime Hilfe für die Abschlussarbeit

Vesna Kovse betreibt die Ghostwriting-Agentur Secret Author.. Foto:  

Vesna Kovse und ihre Firma „Secret Author“ unterstützen Studenten und Co. bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten. Gegründet hat die Mundelsheimerin ihr Unternehmen vor zwei Jahren, heute arbeitet ein Pool aus über 50 Akademikern für die 31-Jährige.

Mundelsheim - Es ist nur ein kleines Bürozimmer in ihrem Haus in Mundelsheim, von dem aus Vesna Kovse ihre Ghostwriting-Agentur „Secret Author“ betreibt. Doch in weniger als zwei Jahren hat die 31-Jährige schon vieles erreicht. Mit einem Pool von rund 50 akademischen Autoren übernimmt sie die Recherche und Schreibaufgaben für wissenschaftliche Arbeiten von Studenten.

 

Die Nachfrage nach Ghostwritern ist hoch

Eigentlich war die in Tamm aufgewachsene Kovse zuerst auf einem ganz anderen Weg. Nach dem Studium des Internationalen Management arbeitete sie erst im Bereich Marketing – und das mit Erfolg: „Ich war in verschiedenen Firmen als Projektleiterin mit Schwerpunkt Online-Marketing aktiv“, erklärt sie. Eine schwere Knieverletzung zwang die passionierte Reiterin dann aber zu einer längeren beruflichen Pause. In eineinhalb Jahren Leidenszeit mit insgesamt vier Operationen machte sie sich auch Gedanken über ihre berufliche Zukunft.

Das Ghostwriting war schon damals nichts Neues für sie. Das hatte sie bereits in der Studienzeit angefangen, „damals noch ohne Bezahlung für Freunde“. Neben ihrem Marketing-Beruf verdiente sie sich erste Sporen als Ghostwriterin – und stellte dabei schnell fest, dass diese Branche gefragt ist. Sie gründete also ihre eigene Firma und versuchte es fortan auf eigene Faust. „Die Idee ist ganz einfach aus der Nachfrage heraus entstanden“, fasst die 31-Jährige zusammen. Im September feiert Kovse nun bereits das zweijährige Bestehen ihres Unternehmens.

Kunden müssen die Vorlage vor der Abgabe abändern

Etwas Verwerfliches daran, dass sie Arbeiten schreibt, die andere anschließend für die ihren ausgeben, sieht sie indes nicht. Denn so sei das Geschäftsmodell auch nicht gedacht. „Die Kunden unterschreiben uns vorab, dass sie wissen, dass unsere Arbeit nur eine Vorlage ist und sie diese so nicht einfach einreichen dürfen“, sagt Kovse. „Wir sehen uns als Unterstützungsdienstleister.“ Und so lange der Kunde sich an den Vertrag hält, sei „rechtlich alles in Ordnung“.

Eigentlich müssten die Auftraggeber also das Dokument komplett überarbeiten, „kein Copy and Paste“, so Vesna Kovse. „Natürlich gibt es immer schwarze Schafe, die das 1:1 einreichen. Aber wir versuchen schon, sehr deutlich zu machen, dass das nicht geht.“ Sie gibt aber auch zu: „Inwiefern die Kunden von unserer Vorlage abweichen, können wir nicht nachvollziehen.“ Und das wollen sie auch nicht: „Wir garantieren Diskretion.“

45 Euro für eine Seite der Abschlussarbeit

Was die Kunden wünschen, sei ganz unterschiedlich: professionelle Begleitung, Lektorat, ein Studiendesign – oft aber auch eine komplette Vorlage. „Aber die meisten haben sich schon Gedanken gemacht oder eine Gliederung erstellt.“ Kovse schätzt: „Es sind circa 75 Prozent, die wenig Input liefern, 25 Prozent wollen mitwirken. Wir sind für beides offen.“ Mit mindestens 45 Euro pro Seite muss man sich die Vorlage aber auch leisten können. Das können nicht alle, gibt Kovse zu: „Wir gehen nicht auf die Low-Budget-Gruppe. Studenten, die das für 20 Euro haben wollen, lehnen wir auch ab.“

Oft bediene man „Kunden mit reichem Elternhaus“ oder „Studenten, die schon in der Arbeitswelt angekommen sind“. Kleinere Hausarbeiten seien aber durchaus auch für andere erschwinglich. Oft erlebe Kovse, dass sich Studenten für bestimmte Fächer, die ihnen nicht liegen, das Geld ansparen.

Eine Noten-Garantie gibt es nicht

Doch was dürfen die Auftraggeber von der Arbeit erwarten? „Viele möchten eine Eins kaufen“, sagt die Geschäftsführerin. „Aber wir geben keine Noten-Garantie, weil wir das wahnsinnig unseriös finden.“ Das sei in der Branche auch so üblich. Denn auch externe Faktoren beeinflussen die Note: Was hat der Student mit dem Dozenten abgesprochen? Wie bewertet dieser die Arbeit?

Was Secret Author garantiere, sei aber „der höchste wissenschaftliche Standard“. Heißt: keine Plagiate, Fachsprache und richtige Zitate. Und: „Bisher haben unsere Arbeiten tatsächlich nur gute bis sehr gute Noten bekommen.“ Viele Kunden halten ihr die Treue: „Einige begleiten wir vom ersten Semester bis zur Abschlussarbeit.“

Die rechtliche Grundlage

Was die rechtliche Lage
angeht, hat der Gründer der Agentur GWriters, Marcel Kopper, bereits 2015 einen entsprechenden Beitrag auf www.juraexamen.info veröffentlicht. Als Ghostwriting wird demnach das auftragsmäßige Anfertigen von Texten bezeichnet. Dabei bleibt der Urheber des Textes als Ghostwriter im Hintergrund. Er verzichtet auf seine urheberrechtlichen Ansprüche an den Text und überträgt die Nutzungsrechte
an den Auftraggeber.

Das Erstellen von Vorstudien, Exposés und Ähnlichem für wissenschaftliche Arbeiten ist grundsätzlich legal. Allerdings muss ein Student in den meisten Fällen eine eidesstattliche Erklärung einreichen, die versichert, dass er die Arbeit ohne Hilfe eines Dritten verfasst hat. Damit kann zum einen eine Strafbarkeit des Studenten
wegen falscher Versicherung an Eides statt vorliegen.

Zudem muss der Student mit einer Exmatrikulation oder einem Bußgeld rechnen. Sanktionen gegen den Ghostwriter kommen in der Regel aber nicht in Betracht, der ja per Vertrag nur eine Vorlage erstellt wurde.

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