Es ist nicht nur für Ulrike Rodust, die 2009 ins Europaparlament gewählt wurde, eine Premiere gewesen: Der neue Lissabon-Vertrag brachte es mit sich, dass die Abgeordneten zum ersten Mal überhaupt über eine Reform

 
Ulrike Rodust, die SPD-Abgeordnete aus dem hohen Norden, steht hinter einer ehrgeizigen Reform Foto: Ziedler
der EU-Fischereipolitik entscheiden durften. Doppelt spannend war das, weil diese Reform vielleicht nötiger war als jemals zuvor: Die Meere sind hoffnungslos überfischt.

Der sozialdemokratische Parlamentsneuling aus Schleswig-Holstein wurde mit der Aufgabe betraut, die sich schnell als heikles Unterfangen herausstellte. Denn viele Mitgliedstaaten und auch Teile der konservativen Parlamentsfraktion wollten den Fischern keine Auflagen wie ein Rückwurfverbot oder Sanktionen bei Überkapazitäten aufbürden. Im entsprechenden Ausschuss bekamen Ulrike Rodusts Vorstellungen eine klitzekleine Mehrheit von gerade einmal einer Stimme. „Aber Mehrheit ist Mehrheit – und ich konnte weitermachen.“ Weitermachen hieß in diesem Fall, vor der Abstimmung im gesamten Parlament „wie ein Rattenfänger loszuziehen und in allen Fraktionen Stimmen einzusammeln“.

Am Ende hat es auch in den anschließenden Gesprächen mit den Regierungen der EU-Staaten geklappt, die wichtigsten Forderungen im Gesetz zu verankern. Besonders stolz ist Ulrike Rodust auf das Wörtchen „above“. Das bedeutet nämlich, dass nicht nur so viele Fische gefangen werden dürfen, wie Wissenschaftler das empfehlen, sondern die Fischmenge im Meer „darüber“ liegen soll – damit sich die Bestände auch wirklich erholen.